Veröffentlicht am 2015-12-13 In Projekte, Werke der Barmherzigkeit

Das Jugendgefängnis von Itauguá, ein Heiligtum, ein neues Bethlehem

PARAGUAY, GEFÄNGNISPASTORAL „VISITACIÓN DE MARÍA“, von Sergio Galeano und Roberto González •

Im Jugendgefängnis “Centro Educativo Itauguá” (CEI) ist jeder Samstag ein Fest, das auch wir längst nicht mehr verpassen wollen. Jedes Fest ist anders, doch es ist garantiert immer gut und auch, dass man wieder neue Leute kennenlernt.

„Guten Tag, Jungs, wie geht`s?“, ist der traditionelle Gruß am Beginn. „Gesegnet!“, rufen sie aus voller Kehle als Antwort. „Wisst ihr, was wir heute machen?“, fragen wir. „Jaaaa, Katechese!“, antwortet einer. Und dann trotten sie mit ihren Katecheten davon, um sich dann zum gemeinsamen Gebet am Schluss und dem ersehnten Imbiss wiederzusehen.

Irgendeinen Grund hat es, dass sie Häftlinge im CEI sind, doch Gott ist so groß und so gut, dass er sich jedem dieser inhaftierten Jungen offenbart.  Das Zeugnis der Begegnung mit Christus und unserer Mutter Maria gibt ihnen den Mut, weiterzumachen.

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Ein Gnadentag im Jugendgefängnis

Am Sonntag, dem 22. Dezember, am Christkönigsfest, sagten 41 jugendliche Häftlinge ein Ja zu unserem Herrn Jesus Christus. Seit Juli hatten sie sich darauf vorbereitet. Einige von ihnen sagten dieses Ja erstmals im Sakrament der Taufe, andere empfingen die Erstkommunion, und andere sagten ihr Ja im Bekenntnis und Zeugnis ihres Glaubens im Sakrament der Firmung. Es ist das vierte Mal, dass im Jugendgefängnis Sakramente gespendet werden. Drei der jungen Häftlinge waren vor einem Jahr wie so viele andere ohne irgendeine religiöse Erziehung oder Praxis ins Gefängnis gekommen. Schon letztes Jahr baten sie um die Taufe, danach empfingen sie die Kommunion und jetzt die Firmung!

Endlich war es so weit, sie erwarteten uns aufgeregt und gespannt. Jeder ging mit seinem Katecheten in eine Ecke, um die letzten Einzelheiten zu besprechen. Alle bekamen als Geschenk ein hellblaues Oberhemd – wir hatten dafür eine Spende bekommen, von Herzen Dank! -, und so erschienen sie im Festtagsgewand zu ihrer großen Feier.

In den Gesichtern der Jungen stand helle Freude geschrieben,  und auch die Angehörigen von ihnen, die gekommen waren – manche davon zum ersten Mal seit der Inhaftierung -, strahlten an diesem wohl von keinem von ihnen erwarteten Ort der Entscheidung ihrer Jungen für die Nachfolge Christi.

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Die Aufgabe heißt: säen

Es war eine ergreifende Feier, bei der das gesamte Team der Gefängnispastoral immer wieder sagen konnte: „Sendung erfüllt.“ Am Schluss der Messe gab es eine endlose Foto-Session, alle wollten diesen Moment festgehalten wissen, an dem sie sich wichtig erlebten – wichtig für Gott, wichtig für uns, wichtig für ihre Familien.

Die Arbeit der Gefängnispastoral „Visitación de María“, besteht, wie der Seelsorger des CEI, Pater Pedro Kühlcke, immer wieder sagt, im Säen: das Saatkorn der Liebe säen, dieses Saatkorn, das den Jugendlichen und ihren Angehörigen sagt, dass sie nicht allein sind, dass Gott in jedem von ihnen da ist, dass er sich um sie kümmert und sie vor allem, wie einer der Jungen sagte, „ganz doll gern hat“. Heute, nach fast einem Jahr, ist diese Saat, von der viele sagten, es sei Zeitverschwendung und dass sich nichts ändern würde, aufgegangen und bringt Frucht.

Ein Beispiel dafür ist die Verbundenheit mit dem Heiligtum von Tupãrenda, wo sich alle, die schon im halboffenen Vollzug sind, am ersten Sonntag des Monates in der Jugendmesse mit Jesus treffen, in dem Wunsch, ihn immer mehr kennenzulernen. Lieben tun sie ihn schon.

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„Lasst die Kinder zu mir kommen“

Im Jahr der Barmherzigkeit erinnert Papst Franziskus daran, dass die Barmherzigkeit des Vaters denen besonders nahe sein möchte, die seine Vergebung am meisten brauchen, und dass diese Barmherzigkeit fähig ist, Herzen umzukrempeln. Denen, die im Gefängnis sind, sagt er, jedes Mal, wenn sie die Tür ihrer Zelle durchschreiten würden und dabei ihre Gedanken und ihr Gebet zum Vater richten, dann würde dieser Schritt für sie zu einem Durchschreiten der Heiligen Pforte, denn die Barmherzigkeit Gottes, die die Herzen verwandeln kann, kann auch die Gitter in eine Erfahrung der Freiheit verwandeln.

„Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht, denn das Reich Gottes gehört denen, die wie Kinder sind“, sagt Jesus im Markusevangelium. Oft vergessen wir, dass diejenigen, die im Jugendgefängnis sind, Kinder sind, Kinder, die viel Liebe brauchen, Zärtlichkeit, Nähe. Wie Don Bosco sagt: „Es reicht nicht, zu lieben, sie müssen sich geliebt fühlen; nur wenn ein junger Mensch sich geliebt erlebt, geschätzt, wahrgenommen und respektiert, dann und nur dann erreichen wir sein Herz und holen das Beste aus ihm heraus.“

Bald ist Weihnachten

„Jetzt bereiten wir uns auf Weihnachten im Gefängnis vor“, schrieb P. Pedro Kühlcke in der Mail, mit der er diesen Bericht an schoenstatt.org weiterleitete. „Das sind besonders schwere Tage für die Jugendlichen dort, und wir möchten ihnen mit ein paar kleinen Geschenken und einem guten Weihnachtsessen Freude machen. Dann sind sie auch offener für die Friedensbotschaft des Jesuskindes. Um das möglich zu machen, helfen uns die Spenden der Leser von schoenstatt.org, die wir gerade bekommen haben, sehr. Und darum möchte ich auch die Gelegenheit nutzen, um dafür von Herzen zu danken – besonders der Spenderin, die keine Adresse hinterlassen hat und der ich darum nicht persönlich danken kann.“

Bei der Jubiläumsaudienz sagte Papst Franziskus den Schönstättern aus aller Welt:

Maria versteht es in der Tat, mit ein paar Fetzen und einem ganzen Berg voller Zärtlichkeit einen Viehstall in das Haus Jesu zu verwandeln. Sie ist auch fähig, ein Kind im Schoß seiner Mutter aufhüpfen zu lassen, wie wir es im Evangelium hören. Sie ist fähig, uns die Freude Jesu zu schenken.“

Im Jugendgefängnis vor den Toren von Tuparenda heißt Maria Sergio, Roberto, Regina, P. Pedro…

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Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

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