Jahr der Heiligtumsströmung

Das Urheiligtum ist die Mitte eines weltweiten Netzes von Heiligtümern – von den  200 Filialheiligtümern mit ihrem eigenen Netz von Kapellen und Bildstöcken über die Hausheiligtümer und Heiligtümer am Arbeitsplatz, an Orten apostolischen Einsatzes und verschiedener Lebenssituationen bis hin zu den Herzensheiligtümern.

Wo  Pilgerwege die Heiligtümer der Welt miteinander verbinden und Menschen aus dem Liebesbündnis von Herzensheiligtum zu Herzensheiligtum miteinander kommunizieren, wohin die Pilgernde Gottesmutter  – Exponentin der missionarischen Strömung –  vom Heiligtum aus kommt, da  wächst ein Netz, das die ganze Erde umspannt und einer Welt, in der Entfernungen immer weniger eine Rolle spielen und jeder mit jedem in Echtzeit  Kontakt aufnehmen kann, eine Kultur der beseelten personalen Verbundenheit schafft.

Die Pflege dieses Netzes der Heiligtümer mit seiner Mitte – dem Urheiligtum, von dem alle Gnadenströme ausgehen und wohin alle Gnadenströme zurückfließen, von dem Schönstatt ausgegangen ist und zu dem alle Pilgerwege letztlich hinführen – und das neue Ergriffenwerden von der Bedeutung des Heiligtums  für unsere Zeit als Ort der Gnade und Präsenz des Heiligen in unserer Mitte, als Ort der Gottes- und Völker-Begegnung und missionarischen Begeisterung, ist Anliegen des Jahres der Heiligtumsströmung.

P. José María García

Ein Ort der Gottesbegegnung und der Evangelisierung

Was das Jahr der Heiligtumsströmung bedeutet und bewirken soll, ist zusammengefasst im Vorwort des Buches mit Texten Pater Kentenichs zum Jahr der Heiligtumsströmung:

Es war am 22. August 2010. Ein zerknitterter, staubiger Zettel mit großen, knallroten Buchstaben versetzte eine ganze Nation, eine ganze Welt in Freudentaumel, wurde von Tausenden von Kameras festgehalten und sorgte weltweit für Schlagzeilen. Ein zerknitterter, staubiger, wenig eleganter Zettel, auf dem 33 in 700 Metern Tiefe verschüttete chilenische Kumpel ihren Familien und der Welt mitteilten: „Es geht uns gut im Schutzraum, allen 33.“

Wenn wir als Schönstattfamilie am 18. Oktober 2014 hundert Jahre Liebesbündnis feiern, dann erhoffen sich viele weltweite mediale Aufmerksamkeit. „Doch nicht die Zahl der Kameras, die sich auf uns richten, entscheidet“, so schrieb P. Eduardo Auza letztes Jahr vor der Eröffnung des Trienniums auf 2014, „sondern dass sich die Augen der Welt auf das richten, was in unseren Herzen und auf unserer Stirn zu lesen ist: Es geht uns gut im Schutzraum, im Heiligtum, allen zusammen. Das ist der starke Impuls der Erneuerung, den unsere Familie erleben und Kirche und Welt geben will.“ – Das ist der starke Impuls, der unsere weltweite Schönstattfamilie vom Jahr der Vaterströmung hineinführt ins Jahr der Heiligtumsströmung, in das Jahr, das uns mit unserem Vater, Gründer und Propheten auf die Fundamente unseres Liebesbündnisses als unserer Mission schauen und diese tiefer legen lassen will.  Das kleine, unscheinbare, auf den ersten Blick wenig elegante Heiligtum, das im Herzen Pater Kentenichs bei seiner Weihe als Neunjähriger geboren wurde und am 18. Oktober 1914 Gestalt geworden ist,  ist unser „Zettel“, auf den sich die Augen und Kameras der Welt richten sollen, wenn wir 100 Jahre Liebesbündnis feiern, alle zusammen.

Ein einziges Heiligtum, das die ganze Welt umgreift; ein einziges Heiligtum, das die Welt, die die globalisierte, die säkularisierte, die entpersönlichte Welt heilt und heilig macht: Weil sich ein Netz von Heiligtümern über die ganze Erde verbreitet hat, weil die Menschen unversehens am Straßenrand, mitten in der Stadt, am Arbeitsplatz, in Gefängnissen, Krankenhäusern, Kinderheimen, Altenheimen, Straßen, Kirchen, Kriegsgebieten und mitten im tiefsten Elend dieser Welt … vor die offenen Türen eines Heiligtums laufen – eines steinernen Heiligtums, eines Bildstocks am Weg, eines Hausheiligtums, eines Herzensheiligtum – eines Heiligtums, das global, vernetzt, grenzenlos und urpersönlich ist.

Eines Heiligtums, das in jeder seiner Formen Ort der Gottesbegegnung und der Evangelisierung ist, eines Heiligtums, das – vom Urheiligtum bis zum Herzensheiligtum – von den Beiträgen jedes einzelnen und aller zusammen lebt, eines Heiligtums, wo das Leben zum Evangelium und das Evangelium zum Leben wird. Und als ob dieses weltweite Netz noch nicht genug wäre, zieht es die Dreimal Wunderbare als Pilgernde Gottesmutter noch weiter hinaus zu den Menschen (und das geht dann schon über in die missionarische Strömung).

„Im Heiligtum sind wir beisammen, dort schlagen unserer Herzen Flammen der Dreimal Wunderbaren Frauen, die will durch uns ihr Reich erbauen“, betet Pater Kentenich – nicht 700 Meter unter der Erde, aber im Konzentrationslager Dachau. Es geht uns gut, im Heiligtum, allen zusammen: allen Generationen, allen Nationen, allen Gemeinschaften, allen Projekten, allen Formen, das eine Liebesbündnis zu leben:  damit beginnt Schönstatt, Präsenz und Gestaltungskraft zu entfalten als lebendiges Heiligtum: ganz am Anfang, am 18. Oktober; in (jedem) Dachau und auf dem Weg zum Jubiläum des Liebesbündnisses, unserer Mission. Denn die Welt, die Menschen, die auf das warten, was der gute Gott durch Pater Kentenich zu geben hat, sollen in Schönstatt – in jedem einzelnen und im ganzen weltweiten Schönstatt –  dem lebendigen Heiligtum  begegnen und erfahren und sagen können:  Es geht uns gut im Heiligtum, allen zusammen…

Am Ende des Jahres der Heiligtumsströmung soll unser Schönstatt und soll die Welt, die konkrete Welt, die jeder gestaltet, mehr Heiligtum geworden sein.

P. José María García