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Veröffentlicht am 2022-05-01 In Gefängnispastoral, Misiones, Werke der Barmherzigkeit

„Ich muss weiterkämpfen und an Gott glauben“

PARAGUAY, Maria Fischer •

„Ich muss weiterkämpfen und an Gott glauben“, heißt es in dem Brief, den Juancito, ein junger Mann aus Villarrica, am 13. April 2022 geschrieben hat, während die Jugendlichen der Katholischen Hochschulmissionen Paraguays (MUC) im Jugendgefängnis Itauguá (CEI) und im Halboffenen Vollzug La Esperanza (CELE), beides Gefängnisse für jugendliche Straftäter, die ihre Haftstrafe verbüßen oder auf ihren Prozess warten, im Einsatz waren. Nach den Missionseinsätzen erhielten sie diesen Brief, der sie dazu veranlasste, auch im kommenden Jahr in die Strafanstalten für Minderjährige zu gehen, auch wenn dies bis an die Grenzen der Belastbarkeit geht.

Wir redeten über diesen Brief am Samstag, den 23. April, mit Edgar Duarte und zwei anderen Missionaren, während wir vom Santuario Jóven in Asunción nach Itauguá fuhren, mehr als zwei Stunden für knapp 35 km wegen des starken Verkehrs, und wir redeten wieder über diesen Brief auf der Rückfahrt…

„Eingesperrt zu sein ist das Schlimmste, was dir passieren kann“, schreibt Juancito, den wir an diesem Samstag wiedersahen, als wir den neuen Flügel für diejenigen besuchten, die volljährig geworden sind, während sie ihre Haftstrafe verbüßen, und die jetzt nicht mehr ins berüchtigte Gefängnis Tacumbú wechseln müssen – das größte Männergefängnis Paraguays und eines der gefährlichsten der Welt.

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Warum gehen wir auf Mission in den Jugendgefängnissen?

Die Einsätze in den Städten im Landesinneren während der Karwoche sind schon eine Herausforderung. Jetzt werden sie auf die Jugendgefängnisse ausgeweitet. Eine noch größere Herausforderung: Warum tun sie das?

Eine der Einladungen von Papst Franziskus ist es, die Barmherzigkeit Gottes mit unseren Nächsten zu leben, indem wir der Lehre Jesu folgen: “ Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist […] Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. (Mt 25,34-36)“ – und so ist diese schöne Mission entstanden.

Die Voraussetzungen für die Teilnahme sind klar: „Du musst über 22 (vorzugsweise) bis 33 Jahre alt sein, über Missionserfahrung und/oder Gefängnisapostolate verfügen und am vorherigen Treffen im Jugendgefängnis von Itauguá teilnehmen. Wir Missionsleiter müssen sogar mehrmals samstags vorher mit der Gruppe von Freiwilligen aus der Gefängnisarbeit hingehen, damit die Jugendlichen uns sehr gut kennenlernen – diese Besuche im Gefängnis sind eine Herausforderung wegen der Zeit, der Hitze, dem Schmutz, und vor allem emotional“, sagt Edgar.

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Warum machen wir weiter im Jugendgefängnis?

„Heute bin ich glücklich aufgewacht, obwohl ich an diesem Ort bin“, heißt es in dem Brief, der fein säuberlich auf ein Blatt Papier aus einem Notizbuch geschrieben ist, das die Jugendlichen bei den Missionen erhalten haben. „Ich muss weiterkämpfen und an Gott glauben, dass das alles eines Tages ein Ende haben wird. Ich muss einfach seufzen, aufschauen und dem Herrn danken…“. Es ist schockierend zu lesen, dass dieser junge Mann mehrmals lieber sterben wollte, als dieses Leben in vier Wänden, eingesperrt und ohne Hoffnung zu leben.

„Ich weiß, dass ich in meinem Leben einen Fehler gemacht habe und jetzt die Konsequenzen trage. Aber manchmal kann ich es nicht ertragen, aufzustehen, zu schlafen, zu träumen, aufzuwachen und zu merken, dass ich an diesem Ort bin. Ich wache frühmorgens auf und schaue in die Sterne und denke viel darüber nach, was ich früher war und was ich jetzt bin…“.

Er lässt sich nicht von der Verzweiflung überwältigen: „Nur Gott ist es, der dir in diesen schweren Zeiten hilft und dich nicht im Stich lässt“.

„Manchmal schließt sich eine Tür und ein ganzes Universum öffnet sich für uns“.

Nachdem sie Juancitos Brief erhalten und gelesen hatten, wurde einstimmig beschlossen, die Missionen im Jugendgefängnis im nächsten Jahr fortzusetzen.

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Missionen machen einen Unterschied. Sie bewirken etwas

Der Brief ist eine einfache und tiefgründige Reflexion dessen, was in den Missionen geteilt wurde. „Wir wissen jetzt, dass die Missionen etwas bewirken“, sagt Edgar.

Juancito, vielleicht ohne es zu wissen, hast du uns mit deinem Glauben, mit deiner Hoffnung, mit deiner Zuversicht und mit deinem Wiederaufstehen missioniert.

Juancito, ein großer Missionar in vier Wänden. „Ich wache im Morgengrauen auf und schaue mir die Sterne an…“.carta

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