Veröffentlicht am 2020-07-11 In Kentenich

„Wir könnten uns gegenseitig dabei helfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen“

Von  Maria Fischer mit Ignacio Serrano del Pozo

Professor Ignacio Serrano, bekannter Kolumnist auf schoenstatt.org, hatte gerade seine Idee angesprochen, in einen Dialog yu treten mit Dr. Alexandra von Teuffenbach, Historikerin und Autorin des Artikels über Dokumente aus den vatikanischen Archiven, die den Vorwurf des Machtmissbrauchs und in einem Fall des sexuellen Missbrauchs durch Pater Kentenich enthalten. Wir wollten es mit der Haltung tun, die Pater Kentenich uns gelehrt und die uns in unserer Kommunikationsarbeit auf schoenstatt.org immer geleitet hat. Diese seine Haltung müssen wir als seine geistlichen Söhne und Töchter verkörpern, diese Haltung, die wir in in seiner Dialogregel finden:  Ein Jasagen, wenigstens zu dem Standpunkt meines Gegenübers. Wohl auch ein Glaube, und zwar ein aufrichtiger Glaube an den Wert dessen, was mein Gegenüber erstrebt und will.“ Während wir noch darüber sprachen, erschien auf katholisch.de, dem Internetportal der deutschen Kirche, ein ausführliches Interview mit ihr, „mit vielen der Fragen, die ich ihr stellen wollte“, so Ignacio Serrano. —

In der gleichen Haltung des Dialogs auf der Grundlage des persönlichen Verstehens – der Haltung, die dem anderen das Recht gibt, diesen seinen Standpunkt zu haben, ohne sich diesen selbst zu eigen machen zu müssen – wollen wir dieses Interview anbieten und hoffen, dass dies ein solidarischer Beitrag von Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe auf dem Weg zum Verständnis dessen sein wird, was Gott in dieser Zeit von Schönstatt will.

 

 

Missbrauchsverdacht gegen Kentenich: „Die Wahrheit muss ans Licht“

Eigentlich erforscht Alexandra von Teuffenbach die Konzilien. Bei ihrer Recherche im Vatikanischen Archiv ist sie aber auf etwas anderes gestoßen: Missbrauchsvorwürfe gegen den Schönstatt-Gründer Pater Kentenich. Was treibt die Forscherin an? Wie glaubwürdig sind die Akten – und wie glaubwürdig ist Schönstatt?

Von Felix Neumann |  Vatikanstadt – 08.07.2020

Zur Person

Alexandra von Teuffenbach ist Dogmatikerin und Kirchenhistorikerin. Die Italienerin wurde mit einer Arbeit zur Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils promoviert und forscht derzeit zu den Geschäftsordnungen des Ersten und Zweiten Vatikanischen Konzils. 2003 legte sie am Vatikanischen Geheimarchiv die Archivarsprüfung ab.

 

Frage: Frau von Teuffenbach, eigentlich forschen Sie in den Archiven des Vatikans zu den Konzilien. Wie sind Sie dabei auf die Unterlagen zu Pater Josef Kentenich gestoßen?

Alexandra von Teuffenbach: Dafür ist das Schönstatt-Werk selbst verantwortlich. Vor über fünfzehn Jahren habe ich in einer Serie über Konzilspersönlichkeiten einen Artikel über Sebastian Tromp geschrieben. Ich hatte nur ganz kurz erwähnt, dass er der Apostolische Visitator von Schönstatt war. Ich erhielt zwei Anrufe aus dem Umfeld des Schönstatt-Werks. Beide Male wurde ich sehr detailliert befragt, was ich wüsste, woher ich das hätte, welche Archive ich gesehen hätte. Die Fragen waren so seltsam, dass ich mir das gemerkt hatte, obwohl schon so viele Jahre vergangen sind: Da muss etwas sein. Als dann die Archive aus der Zeit von Papst Pius XII. geöffnet wurden, habe ich nach Tromp gesucht – was ohnehin mein Forschungsgebiet betrifft. Ich bin dann schnell auf die ersten Briefe der Schwestern gestoßen, die Kentenich verteidigen. In einem Brief an den Papst war die Rede von sittlichen Verfehlungen Kentenichs – da wurde ich hellhörig und bin auf die Suche gegangen. So habe ich dann die ganze Akte des Heiligen Offiziums gefunden. Und dann war mir auch klar, warum Schönstatt so viel Interesse an meinem kleinen Artikel über Tromp hatte.

WEITERLESEN AUF KATHOLISCH.DE

Wir danken für die von Björn Odendahl, Chef vom Dienst www.katholisch.de freundlicherweise erteilte Erlaubnis zur Veröffentlichung eines Ausschnitts des Interviews sowie dessen Übersetzung in weitere Sprachen.

 

 

<strong>Voraussetzungen für Dialog nach P. Kentenich</strong>

Jeder Dialog erfordert als unabdingbare Voraussetzung das Mühen um das, was Pater Kentenich persönliches Verstehen nennt. Auf dieser Grundlage kann die von Pater Kentenich aufgestellte und praktizierte Dialogregel verstanden werden, deren Anwendung von seinen geistigen Söhnen und Töchtern und den Schönstatt-Gemeinschaften erwartet werden darf. Wir verstehen, dass die Regel als solche Ausdruck, Mittel und Sicherung einer Bündnishaltung ist, Voraussetzung für jede föderale und pluralistische Gemeinschaft, das heißt, mehr denn je für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts.

Pater Kentenich sagt:

“Persönliches Verstehen setzt voraus:

  • Dass ich mitdenke mit dem, was mein Gegenüber sagt.
  • Ein Mitschwingen meiner Seele. Das ist sehr wesentlich. Wenn ich bloß höre, gedanklich verarbeite, was mein Gegenüber meint, dann können wir nicht von Verstehen sprechen. Es muss etwas in mir mitschwingen, was in meinem Gegenüber mitschwingt.
  • Ein Jasagen, wenigstens zu dem Standpunkt meines Gegenübers.
  • Wohl auch ein Glaube, und zwar ein aufrichtiger Glaube an den Wert dessen, was mein Gegenüber erstrebt und will.
  • Ein fester Glaube an die persönliche Sendung des Gegenüber.“

Quelle: Tagung für Frauengemeinschaften, 1932

 

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