Kleber

Veröffentlicht am 2023-10-18 In Kentenich, Leben im Bündnis

Ein anderer Blick auf Josef Kentenich – Beziehungsspezialist

P. Elmar Busse •

Wenn man mit Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse der Kommunikationswissenschaft oder der Keyword-Recherche aus dem Marketing an die gängigen Veröffentlichungen über P. Josef Kentenich geht, dann findet man als Bildmarke oder Logo „Kentenich“ den schneeweißen Rauschebart, als Keywords: „baldige Heiligsprechung“, „immer“, und seit 2020: „Missbrauch“. Wir möchten in der folgenden Artikelserie einen anderen Blick auf Kentenich werfen– weder den auf den Nikolaus mit Rauschebart noch den auf den Heiligsprechungskandidaten, aber auch nicht nur auf den des Machtmissbrauchs oder geistlichen Missbrauchs Verdächtigten. —

Die sehr positive Resonanz auf vor ca. 30 Jahren verfasste und leicht aktualisierte Texte von P. Elmar Busse hat ihn dazu motiviert, im gleichen Stil weitere „andere Blicke“ auf Pater Kentenich vorzustellen, verfasst in diesem Jahr 2023. Wir erhoffen uns auch mit diesen neuen Texten jenseits der gängigen Attributionen einen neuen, lebendigen Blick auf die vielschichtige Gründergestalt zu ermöglichen und dadurch die Neugier zu wecken, sich intensiver mit ihm zu beschäftigen. Wir meinen: Es lohnt sich!

Die Eislaufhalle in Bad Reichenhall

Der Einsturz des Daches der Eissporthalle in Bad Reichenhall am 2. Januar 2006 hatte 15 Tote und 34 Verletzte zur Folge. 2007 wurden die Reste der Eissporthalle endgültig abgerissen.

Bei der Eislauf- und Schwimmhalle Bad Reichenhall handelte es sich um eine kombinierte Eissport- und Schwimmhalle. Gebaut wurde sie im Auftrag der Stadt Bad Reichenhall in den Jahren 1971 bis 1973.

Bei den Untersuchungen nach dem schweren Unglück stellte sich heraus, dass nicht die Schneelast auf dem Dach allein die Ursache für den Einsturz der Halle gewesen war, sondern dass der Kleber, mit dem die Dachbinder verbunden waren, im Laufe der Jahre durch hohe Feuchtigkeit seine Klebekraft verloren hatte. Es war ein Leim auf der Basis von Harnstoff verwendet worden, dessen Klebewirkung unter dem Einfluss von Feuchtigkeit nachlässt. Dieser Klebstoff neigt zur Wasseraufnahme und verliert dadurch seine Klebkraft. Dieser Umstand ist in der Fachwelt schon seit langem bekannt. In der Halle in Bad Reichenhall sammelte sich unter dem Dach Kondenswasser, das den Kleber stark durchfeuchtete. Ursprünglich war die Halle 1973 als offenes Gebäude errichtet worden. Seitenwände aus Glas wurden einige Jahre später bei einem Umbau eingebaut. Die Fachleute vermuten, dass dies den Effekt noch verstärkt hat: Durch die unterschiedlichen Außen- und Innentemperaturen entsteht in der Halle sehr viel Feuchtigkeit.

Bei dem Harnstoff-Formaldehyd, mit dem die einzelnen Bretter der Dachbalken verleimt worden waren, handelt es sich um einen sehr spröden und brüchigen Klebstoff. Umweltveränderungen, wie z.B. höhere Luftfeuchtigkeit, führten dazu, dass die Leimfuge schrumpfte und quoll, und Mikrorisse entstanden. Für den Bau dieser Halle wäre der stabilere Resorcinharzleim geeigneter gewesen.

Gibt es einen idealen Klebstoff für unsere Verbindungen?

Ich möchte die Ursache dieses tragischen Unglücks als Vergleich für die Frage heranziehen:

Wie können Beziehungen, Verbindungen zwischen den Menschen und die Freundschaft von uns Menschen mit Gott Bestand haben, egal welchen Belastungen diese Beziehung ausgesetzt ist? Gibt es einen besonderen „Klebstoff“ für unsere Verbundenheit mit Gott und den Menschen?

Der Schöpfergott hatte ja die Idee mit dem „Kuschelhormon“ Oxytocin. Es wurde beobachtet, dass ein höherer Oxytocinspiegel die Bindung zwischen Paaren und zwischen Eltern und Kindern verbessert. Generell soll es soziale Interaktionen positiv beeinflussen, beruhigend auf das Stresszentrum im Gehirn wirken und Angstgefühle reduzieren. Menschen, denen Oxytocin fehlt, sollen ihrer Umwelt gegenüber kritischer und misstrauischer sein. Sie neigen eher zu Streit und können sich nur schwer auf andere Menschen einlassen. Der Schöpfer hat also mit diesem Hormon eine biochemische Hilfe für treue und verlässliche Beziehungen bereitgestellt.

Zurück zu den Klebstoffen und Klebeverbindungen:

Die Klebeflächen müssen trocken und fettfrei sein

Eine schwungvolle Skifahrt auf Firn ist eigentlich ein Gleiten auf einem hauchdünnen Wasserfilm. Ein Boot gleitet eleganter durchs Wasser, als es sich über den Ufersand schieben lässt. Ein nasser Korken lässt sich leichter in den engen Flaschenhals zurückschieben als ein trockener. Wasser verhindert, dass sich die Oberflächen der beiden Gegenstände direkt berühren und aneinander reiben.

Fette haben eine ähnliche Funktion. „Es läuft wie geschmiert“, sagen wir, wenn Projekte ohne große Reibungsverluste vorankommen. Überall dort, wo sich Teile nicht reiben sollen, werden Fette und Öle eingesetzt, um einen hauchdünnen Film zu erzeugen, auf dem die Teile gleiten. Beim Kleben will man genau das Gegenteil erreichen. Die Teile sollen aneinanderhaften. Wasser und Fett sind Gift für die Haftung.

Übertragen auf die Partnerschaft: Man kann auch wunderbar nebeneinander in einer Wohnung leben. Es gibt kaum Berührungspunkte und damit auch keine Reibungsflächen. Jeder lebt sein Leben und irgendwie arrangiert man sich. Das sieht nur auf den ersten Blick nach Toleranz aus. In Wirklichkeit verbirgt sich dahinter eine gewisse Gleichgültigkeit, die wiederum auf vielen kleinen und großen Enttäuschungen aneinander beruht. Auch wenn äußerlich vieles „funktioniert“, ist die seelisch-geistige Distanz riesig.

Ähnliche Mentalitäten können wir im Verhältnis zu Gott beobachten. Er wird als „Handwerkergott“ oder als „Krisenmanagergott“ gesehen. Was meine ich damit? Manche denken: Es ist doch beruhigend zu wissen, dass es drei Häuser weiter einen Klempner gibt, den ich im Notfall rufen kann; aber noch besser, ich brauche ihn gar nicht. In eine solche Mentalität passt auch das Sprichwort: „Not lehrt beten“. Wer Menschen in schwierigen Situationen begleitet, wird aber auch die Erfahrung machen, dass Not nicht unbedingt beten lehrt, sondern oft auch die Faust ballen. Die Frage, ob die Corona-Krise die Menschen frömmer gemacht hat, wage ich nicht zu beantworten.

Wenn – um auf den Vergleich mit den Klebeflächen zurückzukommen – diese Klebeflächen trocken und fettfrei sind, also kein Wasser- oder Fettfilm dazwischen liegt, dann kann die Verbindung zu Gott durchaus stabil sein. Diese tröstliche Gewissheit drückt Paulus so aus: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?… Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,35.27-39)

Ein zweiter Hinweis steht auf vielen Klebstofftuben: Nicht die Länge der Zeit, sondern der Anpressdruck beim Aushärten ist entscheidend für die Haltbarkeit einer Klebeverbindung

Was für die einen ein Grund zur Scheidung ist, ist für die anderen ein Grund, enger zusammenzuwachsen. Nicht die äußeren Umstände sind entscheidend, sondern die innere Einstellung. Wollen wir den „Preis“ für die Erfüllung unserer Sehnsucht nach Dauer zahlen? In der Multioptionsgesellschaft ist es selbstverständlich, sich viele Möglichkeiten offen zu halten. Das Paradoxe an der Freiheit ist aber, dass ich nur dann weiterkomme, wenn ich sie nutze und mich entscheide. Ein Ja ist immer mit einem 100fachen Nein zu anderen Möglichkeiten verbunden. Wer dazu nicht den Mut hat, stirbt im Wartesaal seines Lebens. Der spanische Eroberer Hernán Cortés landete 1519 von Kuba kommend in Mexiko. Nach dem Entladen der Schiffe ließ er sie verbrennen. Die klare Botschaft: „Es gibt kein Zurück!“ Manche Partner sabotieren sich selbst und missbrauchen den anderen, wenn sie sich ein Hintertürchen offenhalten wollen: „Versuchen wir’s miteinander. Wenn’s nicht klappt, trennen wir uns wieder.“ – Was hier in ehrlicher Absicht formuliert wird, gleicht der Einladung: „Komm, wandere mit mir zum Südpol, aber zieh nur dein Sommerkleidchen an!“ Die Seele friert in dieser Unsicherheit. Und vorher ist sie in ständiger Alarmbereitschaft: Bleibt sie oder geht sie? Es tut uns Menschen gut, wenn andere sich nicht auf Probe, sondern vorbehaltlos auf uns einlassen, wenn ihr Ja zu uns bedingungslos geschenkt wird: „Du bist einzigartig für mich.“ Treue ist plötzlich wieder ein Wert, der Lebensqualität bringt in der Unsicherheit der Arbeits- und Lebensbedingungen. Und dieses unbedingte Ja ist nur möglich, wenn man auch Nein sagen gelernt hat. Denn den vielfältigen Versuchungen zur Untreue kann nur widerstehen, wer auch Nein sagen gelernt hat.

Was für eine verlässliche Freundschaft oder Partnerschaft gilt, gilt sinngemäß auch für unsere Freundschaft mit Gott.

Er ist der treue Bundesgott, das ist der große Mehrwert in unserer Beziehung zu Gott. Am häufigsten spricht Gott davon, dass er der treue Gott ist, wenn er sich den Menschen offenbart. Er nimmt sein „Ja“ zu uns Menschen nicht zurück. Allein die Tatsache, dass es uns gibt, ist schon ein Hinweis darauf, dass er ein definitives JA zu uns gesagt hat.

Sehr poetisch wird das im Tauflied[1] durchbuchstabiert: 

Vergiss es nie: Dass du lebst, war keine eigene Idee und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Vergiss es nie: Dass du lebst, war eines anderen Idee und dass du atmest, sein Geschenk an dich.Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur,
ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur.
Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu.
Du bist du, das ist der Clou, ja der Clou, ja du bist du. 

Vergiss es nie: Niemand denkt und fühlt und handelt so wie du, und niemand lächelt so, wie du’s gerade tust. Vergiss es nie: Niemand sieht den Himmel ganz genau wie du,
und niemand hat je, was du weißt, gewusst. 

 Vergiss es nie: Dein Gesicht hat niemand sonst auf dieser Welt und solche Augen hast allein nur du. /Vergiss es nie: Du bist reich, egal ob mit, ob ohne Geld, denn du kannst leben. Niemand lebt wie du.[1]

Santissimo Sacramento exposto na Vigilia | The Blessed Sacrament exposed at the VigilFotos: © Sebastião Roxo \ JMJ 2023

Foto: © Sebastião Roxo \ JMJ 2023

Drei einfache Tipps von Pater Kentenich

Pater Kentenich, der Gründer der Schönstatt-Bewegung, der ähnlich wie Martin Luther „dem Volk aufs Maul schauen konnte“, hat es sehr einfach ausgedrückt, wie man eine Beziehung –die Beziehung zu Gott, aber sinngemäß auch die Beziehung zum Partner, zu Freunden, lebendig erhalten kann:

  • Häufig mit Gott in Liebe sprechen
  • Gott häufig in Liebe anschauen
  • Aus Liebe zu ihm kleine Opfer bringen

Häufig mit Gott in Liebe sprechen

Das Wort Jesu: Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch, ist eine Verheißung. Wenn wir uns bemühen, bei ihm oder in ihm zu sein, dann bleibt er bei uns, dann bleibt er in uns. Nun kann wohl jeder Gläubige bestätigen, dass es in der gefühlten Nähe zu Gott ein Auf und Ab gibt. Gerade wenn uns Schicksalsschläge treffen oder wir gerade um einen geliebten Menschen trauern, haben wir oft das Gefühl: Da ist nur eine leere Wand oder eine verschlossene Tür.

In den Psalmen gibt es viele Klagen über solche schmerzlichen Phasen der Gottesferne. Aber dort wendet sich der Klagende dann doch wieder Gott zu. Am markantesten in Ps 62,3:

„Gott, du mein Gott, dich suche ich, /
meine Seele dürstet nach dir. Nach dir schmachtet mein Leib /
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.“

Es kommt also darauf an, in den sogenannten Dürrezeiten die eigene Leere nicht mit oberflächlichem Informationsmüll oder belangloser Unterhaltung zu überdecken, sondern die Leere auszuhalten und vor Gott zu bringen. Das meint der Psalm mit „Gott suchen“ oder „auf Gott warten“.

Es ist möglich, dass wir beim Hören der Worte Jesu irritiert sind: „Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie würden erhört, wenn sie viele Worte machen.“ (Mt 6,7), und davon, dass er zur Begründung sagt: „Denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet“ (Mt 6,8).

Würden wir das radikal wörtlich nehmen und darüber hinaus jedes Gespräch mit einem Informationsaustausch gleichsetzen, dann bräuchten wir gar nicht zu beten, weil Gott ohnehin alles weiß. Im Beziehungsgespräch geht es aber nicht um Informationsaustausch, sondern um das gegenseitige Öffnen des Herzens, um das Mitteilen von Gefühlen, um das Ausdrücken von Wertschätzung, manchmal auch um das gemeinsame Schwärmen für Zukunftsprojekte. Es geht um Selbstmitteilung. Gott braucht unser Gebet nicht, sonst wäre er nicht ganz in sich ruhend. Wenn Gott sich einem Menschen mitteilt, dann sprechen wir auch von Offenbarung. Diese Logik, dass Gott unser Gebet nicht um der Information willen braucht, wird schon in den Psalmen durchbuchstabiert:

Hätte ich Hunger, so brauchte ich’s dir nicht zu sagen.
denn mein ist die Welt und was sie erfüllt.
Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen /
und das Blut von Böcken trinken?
Bring Gott als Opfer dein Lob /
und erfülle dem Höchsten deine Gelübde!
Rufe mich an am Tag der Not; /
dann rette ich dich und du wirst mich ehren. (Ps 50,12-15)

Wir brauchen das Gebet, um unsere Beziehung zu Gott lebendig zu erhalten.

Gott häufig in Liebe anschauen

Gerade in Corona-Zeiten, in der die lebendige Mitfeier der Messe mit Gesang nicht möglich war, gab es aber in vielen Kirchen die Möglichkeit der stillen Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten in einer Monstranz. In der Stille einer Kirche durch nichts abgelenkt zu werden und sich optisch auf Jesus in der Hostie zu konzentrieren, das hat vielen gut getan.

Aus Liebe zu ihm kleine Opfer bringen

Manchmal können es auch große sein.
Die Orientierung an Gottes Willen schließt ja in sich, dass man nicht immer den bequemsten Weg gehen kann. Wir sprechen von Versuchungen zur Sünde.

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt (Mt 7,21).
Glauben bedeutet also nicht nur, sich von einer Woge des Hochgefühls tragen zu lassen – das kann es auch geben -, sondern kleine und große, leichte und schwere Entscheidungen zu treffen, um mit Gott verbunden zu bleiben.

Im Klebstoffvergleich zu Beginn des Artikels habe ich vom Anpressdruck der Klebeflächen gesprochen.

Ich erlebe in der Seelsorge, dass manche meinen, das Gefühl sei der Sitz der Person. Wenn man also etwas nicht fühlt, sich aber mit Verstand und Willen für eine Gebetszeit oder die Mitfeier einer Werktagsmesse entscheidet, dann ist das nicht echt, sondern nur ein „so tun als ob“. Das christliche Menschenbild aber, gestützt auf die humanistische Psychologie, definiert die Person durch die Freiheit, eine Willensentscheidung zu fällen. Davon geht auch unsere gesamte Rechtsprechung aus: Sonst könnte der Mensch nicht für das verantwortlich gemacht werden, was er tut oder getan hat. Es ist richtig, dass die Strafe für einen Affektmord nicht so hoch ist wie für einen kaltblütig geplanten Mord. Diese rechtliche Regelung zeigt zwar, dass die Rechtsprechung die motivierende Kraft von Gefühlen durchaus berücksichtigt, aber Verantwortung wird auch in unseren Gerichten am Willen und an der Vernunft festgemacht.

Pater Kentenich vergleicht das Zusammenspiel von Wille und Gefühl beim Beten mit dem Singen und Orgelspielen. Und er führt weiter aus. Am schönsten ist es, wenn die Orgel den Gesang gut begleitet, aber man kann auch a cappella singen, also ohne Instrument, und – jetzt sträuben sich einem Musiker die Haare – man kann auch gegen die Orgel singen. Wir können zum Beispiel dem Impuls der Rache erfolgreich widerstehen. Wir können uns aus dem selbstmitleidigen Kreisen um uns selbst herauskatapultieren und uns den vor uns liegenden Aufgaben widmen. Dieser nüchterne Pragmatismus zeigte sich sehr drastisch nach dem Erdbeben und dem Tsunami, als Lissabon am 1. November 1755 von diesen Katastrophen heimgesucht wurde.

Premierminister Sebastião de Mello, der spätere Marquês de Pombal, überlebte das Erdbeben. Der Pragmatismus seiner Regierungsmethoden wird durch den ihm zugeschriebenen Ausspruch charakterisiert: „Und nun? Die Toten begraben und die Lebenden ernähren“. Er begann sofort, die Rettungs- und Wiederaufbaumaßnahmen zu organisieren.

Er stellte Truppen auf, um die Brände zu bekämpfen, andere Truppen mussten Tausende von Leichen aus der Stadt entfernen. Um den Ausbruch von Seuchen zu verhindern, ließ er die Toten auf Schiffe verladen und im Meer bestatten, obwohl dies nicht den damaligen Gepflogenheiten entsprach. [2]

Ein Jugendlicher fand einen Ausweg aus seinem depressiven Kreisen um sich selbst, indem er neben Medikamenten und Gesprächstherapie einigen jüngeren Nachbarskindern Nachhilfeunterricht in Englisch gab. Das konnte er, da hatte er Erfolgserlebnisse, da konnte er seine Konzentration nach außen lenken und das hat er als befreiend erlebt.

Also nicht das Gefühl ist das Zentrum der Person, sondern das Ich, das sich in Freiheit entscheidet, das bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. – Natürlich ist es schwer, gegen die Orgel zu singen, und man kann leicht umkippen. Und doch ist es möglich.

Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Um diese Zusage Jesu ging es in diesem Artikel. Der Vergleich mit dem Klebstoff und den Klebeflächen machte deutlich, dass manchmal keine feste und belastbare Beziehung entstehen kann, weil zwischen Mensch und Gott dieser Wasser- oder Fettfilm einen engen Kontakt verhindert. Selbstgenügsamkeit, ich brauche doch keinen Gott, aber auch das Verharren in Denk-, Rede- und Verhaltensweisen, die dem Willen Gottes eindeutig widersprechen, verhindern eine innige Verbindung mit Gott.

Die einfachen Achtsamkeitsübungen, die Pater Kentenich vorschlägt,

  • Mit Gott oft in Liebe sprechen

  • Gott oft in Liebe anschauen

  • aus Liebe zu ihm kleine (manchmal auch große) Opfer bringen

haben uns einen Weg gezeigt, wie wir unsere Beziehung zu Gott lebendig halten können.
Wenn wir uns daran halten, dann gilt die Verheißung Jesu auch uns:
Bleibt ihr in mir, so bleibe ich in euch.

Verbindung


[1] Jürgen Werth; Songwriter: Paul / Janz

[2] Wikipedia

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