Veröffentlicht am 2015-12-01 In Franziskus - Botschaft

Papst Franziskus in Uganda: „Die Welt schaut auf Afrika als Kontinent der Hoffnung“

PAPST FRANZISKUS IN AFRIKA, von Sarah-Leah Pimentel •

Papst Franziskus kam am Freitag, dem 27. November, spät in Afrika an. Nach der ugandischen Zeitung The Observer  erhielt der Pontifex einen „mitreißenden Empfang von Ugandern, die sich am Internationalen Flughafen Entebbe drängten, um ihn zu empfangen“. Dem Bericht zufolge erhielt er auch 21 Salut-Schüsse, und eine Tanzgruppe „sorgte für Unterhaltung, indem sie mehrere kulturelle Tänze aufführte, einschließlich des Kiganda-Tanzes, Runyege, Kinywarwanda und alle Arten von einheimischen Musikinstrumenten spielten wie u.a. Makondele und Madinda“.

Der Papst würdigt Uganda für die Aufnahme von Flüchtlingen

Kurz nach seiner Ankunft traf er sich mit dem Präsidenten Ugandas, Yoweri Museveni und anderen Mitgliedern der herrschenden Elite. Franziskus würdigte Uganda besonders für seine „hervorragende Sorge beim Empfang der Flüchtlinge, damit sie ihr Leben in Sicherheit wieder aufbauen können und die Würde spüren, die aus dem durch ehrliche Arbeit selbstverdienten Lebensunterhalt kommt“. Uganda hat eine Geschichte im Schaffen von Raum für Flüchtlinge aus den Nachbarländern, in jüngster Zeit vor allem aus Burundi, wo sich die politische Situation in einem alarmierenden Tempo von Tag zu Tag verschlechtert. Reports berichtete, dass Uganda allein aus Burundi in diesem Jahr schon etwa 15.000 Flüchtlinge aufgenommen habe, viele von ihnen Kinder.

Die Märtyrer von Uganda zeigen die Bedeutung des Glaubens im Leben eines Landes

Er betonte, dass die ugandischen Märtyrer, die am Ende des 19. Jahrhunderts wegen der Verkündigung ihres christlichen Glaubens getötet wurden, „echte afrikanische Helden“ seien, und dass sie als Mahner eine Rolle gespielt hätten für „die Bedeutung von Glaube, moralischer Rechtschaffenheit und Engagement für das Gemeinwohl, und sie weiterhin spielen im kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben dieses Landes.“

Ihre „hohen Ideale“, sagte Papst Franziskus, dienen als ein Beispiel für Führer, um „gute und transparente Regierungsführung, ganzheitliche Entwicklung des Menschen, eine breite Beteiligung am nationalen Leben, wie auch eine weise und gerechte Verteilung der Ressourcen eines Landes sicherzustellen.“

Diese Aussage kommt, während sich Uganda auf die Wahlen in 2016 vorbereitet, und viele Ugander hoffen auf einen friedlichen Machtwechsel, auch wenn Präsident Museveni schon fast 30 Jahre im Amt gewesen ist.

Der Papst sagte, „die Welt schaut auf Afrika als den Kontinent der Hoffnung“, und dass sein kurzer Besuch „auch beabsichtigt, die Aufmerksamkeit auf Afrika als ein Ganzes zu ziehen, seine Aussichten, seine Hoffnungen, seine Kämpfe und seine Leistungen.“

Vollständiger Text der Ansprache von Papst Franziskus an die Vertreter der Regierung und des öffentlichen Lebens von Uganda

Herr Präsident,
ehrenwerte Vertreter der Regierung und des öffentlichen Lebens,
sehr geehrte Mitglieder des Diplomatischen Corps,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
meine Damen und Herren,

ich danke Ihnen für Ihren freundlichen Empfang, und ich freue mich, in Uganda zu sein. Mein Besuch in Ihrem Land hat vor allem den Sinn, des fünfzigsten Jahrestags der Heiligsprechung der ugandischen Märtyrer durch meinen Vorgänger Papst Paul VI. zu gedenken. Doch ich hoffe, dass meine Anwesenheit hier auch als ein Zeichen der Freundschaft, Wertschätzung und Ermutigung für alle Menschen dieser großen Nation verstanden wird.

Die Märtyrer – die katholischen wie die anglikanischen – sind wahre Nationalhelden. Sie geben Zeugnis für die leitenden Grundsätze, die in Ugandas Motto – Für Gott und mein Land – zum Ausdruck kommen. Sie erinnern uns an die Bedeutung, die der Glaube, die moralische Rechtschaffenheit und das Engagement für das Gemeinwohl im kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben dieses Landes hatten und immer noch haben. Sie erinnern uns auch daran, dass wir alle trotz unserer unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Überzeugungen aufgerufen sind, nach der Wahrheit zu suchen, für Gerechtigkeit und Versöhnung zu arbeiten und einander als Glieder unserer einen Menschheitsfamilie zu achten, zu schützen und zu helfen. Diese hohen Ideale werden besonders von Männern und Frauen verlangt, die wie Sie beauftragt sind, eine gute und transparente Regierung, eine ganzheitliche menschliche Entwicklung, eine breite Beteiligung am nationalen Leben sowie eine vernünftige und gerechte Verteilung der Güter zu gewährleisten, die der Schöpfer diesen Ländern in solcher Reichhaltigkeit geschenkt hat.

Mein Besuch hat auch den Sinn, die Aufmerksamkeit auf Afrika als Ganzes, auf seine Aussichten, seine Hoffnungen, sein Ringen und seine Leistungen zu lenken. Die Welt schaut auf Afrika als den Kontinent der Hoffnung. Tatsächlich ist Uganda von Gott mit überreichen natürlichen Ressourcen gesegnet, und Ihre Herausforderung besteht darin, sich als deren verantwortliche Verwalter zu erweisen. Vor allem aber ist die Nation gesegnet in ihrem Volk: in seinen starken Familien, seinen Jugendlichen und seinen älteren Menschen. Ich freue mich auf meine morgige Begegnung mit den jungen Menschen, denen ich Worte der Ermutigung und der Herausforderung zusprechen werde. Wie wichtig ist es, dass ihnen Hoffnung, Chancen für Ausbildung und Erwerbstätigkeit und vor allem die Möglichkeit einer vollen Teilnahme am Gesellschaftsleben gegeben werden! Doch ich möchte auch den Segen erwähnen, den Sie in den älteren Menschen besitzen. Sie sind die lebendige Erinnerung jedes Volkes. Ihre Weisheit und Erfahrung sollten stets als ein Kompass genutzt werden, welcher der Gesellschaft ermöglichen kann, die rechte Richtung zu finden, um den Herausforderungen der Gegenwart mit Rechtschaffenheit, Weisheit und Weitsicht zu begegnen.

Hier in Ostafrika hat Uganda eine außerordentliche Sorge für die Aufnahme von Flüchtlingen bewiesen, da es ihnen ermöglicht hat, ihr Leben in Sicherheit neu aufzubauen und die Würde zu erfahren, die darauf beruht, den eigenen Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit zu verdienen. Unsere Welt, die in Kriegen, Gewalt und verschiedenen Formen der Ungerechtigkeit gefangen ist, erlebt eine nie dagewesene Bevölkerungsbewegung. Die Art, wie wir die Migranten behandeln, ist ein Test für unsere Menschlichkeit, für unsere Achtung vor der Menschenwürde und vor allem für unsere Solidarität mit unseren bedürftigen Brüdern und Schwestern.

Obwohl mein Besuch kurz ist, hoffe ich, die vielen Bemühungen zu bestärken, die im Stillen unternommen werden, um für die Armen, die Kranken und für all die zu sorgen, die sich in jeder Art von Schwierigkeiten befinden. Diese kleinen Zeichen sind es, in denen wir die wahre Seele eines Volkes erkennen. In vieler Hinsicht wächst unsere Welt näher zusammen, doch zugleich beobachten wir mit Sorge die Globalisierung der „Wegwerfkultur“, die uns für spirituelle Werte blind werden lässt, unsere Herzen gegenüber den Bedürfnissen der Armen verhärtet und unseren Jugendlichen die Hoffnung nimmt.

In der Vorfreude auf die Begegnungen und die gemeinsame Zeit mit Ihnen bete ich, dass Sie und das ganze geschätzte Volk Ugandas sich immer der Werte, welche die Seele Ihrer Nation gebildet haben, als würdig erweisen möge. Ihnen allen erbitte ich den reichsten Segen des Herrn.

Mungu awabariki!   (Gott segne Sie!)

Quellen: www.vatican.va, The Observer, Chimpreports

Original: Englisch: Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland; Deutscher Text der Predigt aus www.vatican.va

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