Veröffentlicht am 2016-02-06 In Kampagne, Werke der Barmherzigkeit

„Bitte, bleib bei mir“: Mit der Pilgernden Gottesmutter für Blinde an der Peripherie von Armut und Krankheit

PARAGUAY, von  Rafael Vera, Mima Cardona und María Fischer •

Es war beim Besuch einer Gruppe junger Leute in einem Viertel an der Peripherie von Capiatá, am 16. Januar 2016. Rafael Vera aus der Jugend-Pastoral der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, fragt in der Whatsapp-Gruppe der Kampagne nach: „Gibt es in Paraguay schon die Pilgernde Gottesmutter für Blinde?“ Sie hatten gerade Marciana Rodas getroffen, dort draußen bei Kilometer 21 im Ortsteil San José von Capiata. „Sie lebt allein, ohne Unterstützung, hat keine Finger mehr und ist blind…“ Lepra, wahrscheinlich. Es fehlt alles: Bettwäsche, Kleidung, Lebensmittel. Sie lebt von der Hochherzigkeit ihrer Nachbarn. Leidet unter der Einsamkeit, denn ihr Sohn ist fortgegangen, Arbeit suchen, wo Arbeit besser bezahlt wird.

Wenn ein Missionar der Pilgernden Gottesmutter einem Menschen begegnet, dem es nicht gut geht, dann kann er nicht anders als reagieren. Denn er kann die Verpflichtung für die Armen, die Joao Pozzobon der Kampagne eingeprägt hat, nicht vergessen. Kann nicht stehenbleiben bei frommen Worten. Auch nicht bei Lebensmitteln und Kleidung (und noch weniger ohne). Er weiß, dass die Antwort auf diese Not nicht vollständig wäre ohne den Besuch der Mutter der Barmherzigkeit, der Pilgernden Gottesmutter. Darum die ebenso klare wie schlichte Bitte von Rafael Vera: „Die Jugendpastoral von Capiatá möchte sie besuchen, und wir brauchen eine Pilgernde Gottesmutter für Blinde.“

Mitten im Hochsommer, wenn alles in Urlaub ist und das Leben stillsteht, begann die Suche: die Initiatorin der Modalität der Pilgernden Gottesmutter für Blinde, Rosita Ciola aus Villa Ballester, Argentinien, erhielt eine Mail… aber sie war in Urlaub. Mima Cardona wusste, dass es in Encarnación eine Pilgermadonna für Blinde gab, und irgendwo anders noch eine… aber beim wem? Es vergingen einige Tage der Suche, und am 25. Januar endlich brachen Rafael Vera und eine Gruppe der christlichen Arbeiterjugend der Gemeinschaft St. Josef der Arbeiter mit einer Pilgernden Gottesmutter für Blinde – einem Reliefbild der Gottesmutter, das die Blinden tasten können – auf zum Besuch bei Doña Marciana.

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Sie ruft uns dorthin, wo ihre Kinder sie brauchen

Rafael Vera berichtet:

indexwIch kann mit Sicherheit sagen: Sie ist der große Missionar! Das ist die Mutter, die sich auf den Weg macht, die auf Eroberungszug geht, wie damals, als sie Elisabeth besucht hat. Heute besucht sie ihre Kinder und dabei sind ihr Grenzen und Entfernungen so etwas von egal …

Diesmal besuchte sie Marciana Rojas, eine Blinde aus dem Stadtteil San José, Compañía 9, Rojas Cañada von Capiatá. Die Pilgernde Gottesmutter, die Missionarin, bewegte eine ganze Reihe ihrer missionarischen Werkzeuge in Paraguay, um an diesen abgelegenen Ort zu kommen. Sie legte viele Kilometer zurück, um eine einsame, kranke Frau zu besuchen, und hatte keine Scheu, dafür eine ganze Reihe ihrer treuen Werkzeuge einzuspannen, um diese Frau zu begleiten, die ihre schwere Lebenssituation allein und ohne Unterstützung ihrer Familie bestehen muss. Mit großer Freude nahm sie unsere Pilgernde Gottesmutter in den Arm. Sie hat ganz sicher in diesem Moment die Gnade der Beheimatung erfahren. „Mutter, heile mich von dieser Krankheit, und bleib bitte bei mir“, sagte sie.

Ich kann mit großer Freude sagen, dass die Freude von Ña Marciana mich in meiner, in unserer Aufgabe bestätigt hat: wir sind ein kleiner Esel im Dienst der Gottesmutter. Sie weiß, wohin sie gehen und wo sie sein möchte. Mich hat diese Situation und Wirklichkeit von Ña Marciana tief berührt, als sie da saß, in ihrer ganzen Armut, blind und krank, und das feine Relief unserer Dreimal Wunderbaren Mutter mit ihren Händen abtastete.

Man muss sich einfach vorstellen, diese Krankheit zu haben – ja, Lepra ist noch nicht ausgerottet! – und dann diesen Besuch zu erwarten. Sich einfach einmal an ihre Stelle zu versetzen und an die Dunkelheit und Verlassenheit denken, in der Menschen leben… das lässt einen mit noch mehr Freude Eselchen der Gottesmutter sein! Sie ist das Licht, das in den Sorgen Trost bringt. Stellen wir uns einen Blinden vor, der diese beheimatende Schönheit der Gottesmutter mit den Fingern tastet! Schönheit und Medizin, die sie ertasten…

Blinde gibt es in jeder Stadt

Nach diesem Besuch bin ich zwei anderen Blinden begegnet, berichtet Rafael erstaunt. Er ist „sehend“ geworden für Blindheit. In jeder Stadt gibt es Blinde. „Was für eine wunderbare Inspiration hat Rosita Ciola gehabt! Lasst es uns erfahren, wie es ist! Ich habe die alte Frau geführt, während sie tastete…“

Am selben Tag besuchten Missionare der Jugendpastoral aus Pedro Juan Caballero Kranke und arbeiteten im Kampf gegen Dengue.

“Es ist ein stets neues Wunder, dass die göttliche Barmherzigkeit sich im Leben eines jeden von uns ausbreiten kann, uns so zur Nächstenliebe motiviert und jene Werke anregt, welche die Tradition der Kirche die Werke der leiblichen und der geistigen Barmherzigkeit nennt“, schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zur Fastenzeit 2016. “ Sie erinnern uns daran, dass unser Glaube sich in konkreten täglichen Handlungen niederschlägt, deren Ziel es ist, unserem Nächsten an Leib und Geist zu helfen, und nach denen wir einst gerichtet werden: den Nächsten zu speisen, zu besuchen, zu trösten, zu erziehen. Daher war es mein Wunsch, »dass die Christen während des Jubiläums über die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit nachdenken. Das wird eine Form sein, unser Gewissen, das gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln und immer mehr in die Herzmitte des Evangeliums vorzustoßen, in dem die Armen die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit sind« . Im Armen nämlich wird das Fleisch Christi neuerlich sichtbar; es wird »erneut sichtbar in jedem gemarterten, verwundeten, gepeitschten, unterernährten, zur Flucht gezwungenen Leib …, damit wir Ihn erkennen, Ihn berühren, Ihm sorgsam beistehen« .

Danke, Jugendpastoral der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter in Paraguay. Ihr zeigt uns, dass es geht.

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