Veröffentlicht am 2015-12-22 In Urheiligtum

„Dein Gott ist dein strahlender Glanz“ (Jes 60,19) – Impressionen von einem Besuch in der Hauskapelle der Marienau

Von Maria Fischer •

„Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz… Der Herr ist dein ewiges Licht, dein Gott ist dein strahlender Glanz …“ Jesaja 60, eine der schönsten adventlichen Stellen des Alten Testamentes, kommt einem unwillkürlich in den Sinn, wenn man die schwere, schöne Holztür der Hauskapelle im Priester- und Gästehaus Marienau öffnet. Das ist noch die gleiche Kapelle, die Kapelle, in der Pater Kentenich die heilige Messe gefeiert hat, ein Ort vieler kostbarer Erinnerungen und Begegnungen, von Gebet und Lob Gottes… Aber wo ist dieser dunkle und irgendwie nach fünfziger Jahren aussehende Raum? Weg ist er. Und an seine Stelle getreten ist ein lichtdurchfluteter, heller, weiter Raum in warmem Weiß und hellen Gelb-, Blau- und Rottönen.

„Der Raum hat etwas. Das geht.“ Als María Jesús Fernandez, die chilenische Künstlerin, die schon die Gott-Vater-Kirche in Argentinien oder die Hauskapelle in Haus Regina in Schönstatt gestaltet hat, die Kapelle der Marienau sah, sah sie ein Potential, das viele nie gesehen hätten. Und fing an.

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Ein wunderbares Licht

Durch die professionell gereinigten Fenster fällt nun viel Licht in die Kapelle. Das Mosaik im Altarraum leuchtet und hat Tiefe gewonnen.

Rechts und links vom Altarraum bringen helle, abgestufte Blautöne die Bilder der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt und von Karl Leisner wunderbar zur Geltung.

Mit viel Sachkenntnis und liturgischem Gespür haben Maria Jesús Fernandez, Dipl.-Ing. Arne Reichert und Rektor Egon M. Zillekens ein Lichtkonzept für die Kapelle erarbeitet. Leuchter strahlen das Mosaik dezent an, schlanke Pendelleuchten verbreiten an den Seiten ein warmes Licht.

Wenn heilige Messe gefeiert wird, kommt im Kirchenschiff zusätzliches Licht hinzu, das die Festlichkeit unterstreicht und jeden Einzug der Priester zum Altar zu einem Erinnern an die Osternacht werden lässt…

Und dann fällt Licht von oben auf den Altar, die Mitte der eucharistischen Feier. Die Künstlerin hat darauf bestanden. Eine Botschaft, die zurückgreift auf die gotischen Kathedralen, mit denen die Menschen ein Abbild des Himmels bauten. Die gotische Kathedrale hat eine Raumform, die das Hauptlicht von oben empfangen soll, was eine geheimnisvolle Lichtfülle zur Verklärung des ganzen Raumes bewirkt, der selbst zu leuchten scheint. Etwas davon lässt die neugestaltete Hauskapelle der Marienau erleben.

„Der Altar, an dem unser Vater zelebriert hat, ist unverändert“, so Rektor M. Zillekens. Eine geglückte Synthese von Erinnerung, Bewahrung und Erneuerung, von Stil, Kunst und Schlichtheit.

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Das Kreuz

Vorher hing es rechts neben der Tür der Kapelle, meist übersehen, schwarz angemalt und irgendwie viel zu groß und fast bedrohlich. María Jesús Fernandez hat die schwarze Übermalung entfernt, das Kreuz behutsam restauriert und ihm im hinteren Teil der Kapelle, auf der kleinen Empore, einen neuen Platz gegeben. Direkt im Blick der zelebrierenden Priester.

Seit 1951 ist dieses Kreuz in der Marienau. Dechant Klein-Heßling und Dechant Theo Hoffacker haben es damals aus einer Wegkapelle im Münsterland „gerettet“, als diese umgestaltet wurde. Lange hing es im großen Treppenhaus der Marienau, so zeigen Aufzeichnungen von Prälat Schmitz, die Pastor Künster entdeckt hat, und Pater Kentenich ist, wenn er in der Marienau war, täglich daran vorbei gegangen, „und das nicht ohne den Gruß der Liebe“ zu entrichten, wie Prälat Schmitz schreibt. Es ist aus Mooreiche, das Holz vermutlich über 800 Jahre alt. María Jesús Fernández ordent das Kreuz künstlerisch der Riemenschneider-Schule zu.

Dieser Bereich der Kapelle ist noch nicht ganz fertig, doch man kann schon ahnen, dass hier ein Ort der Meditation entsteht nicht nur für die Fastenzeit…

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Einladung

Wer in diesen Weihnachtstagen oder auch später nach Schönstatt kommt, sollte einen Besuch in dieser Kapelle einplanen, denn sie ist eine einzige Einladung zum Beten und Staunen und jetzt noch viel mehr als vorher auch eine Einladung zur Begegnung mit Pater Kentenich und jener Pfingstkultur der vielen Sprachen, der kühnen („vielleicht zu kühn für die Öffentlichkeit, aber nicht zu kühn für Sie“) Entscheidungen im hellen Licht des Glaubens und des wagemutigen, entschiedenen Herausgehens, zu der er sein Schönstatt einlädt.
Fotos

18. Dezember 2015

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