Veröffentlicht am 2020-03-28 In Solidarisches Liebesbündnis in Zeiten von Coronavirus

In ein paar Tagen habe ich Geburtstag…

SPANIEN, Paz Leiva •

In ein paar Tagen habe ich wieder Geburtstag. In anderen Jahren wusste ich um diese Zeit längst, wer kommen würde, wie viele von uns zum Mittagessen oder zum Nachmittagskaffee da sein würden. —

Dieses Jahr ist anders als jedes andere und seltsam. Sogar seltsamer als bei Geburtstagen, bei denen ich mangels eines Mobiltelefons von einer Telefonzuelle aus nach Hause telefonieren musste, um beglückwünscht zu werden. Mein Geburtstag fällt normalerweise in die Fastenzeit, manchmal dasnn auch noch auf einen Freitag – die Speisekarte wird komplizierter, weil es dann Fisch gibt – und andere Male mitten in die Karwoche oder auf Ostern!

Ich habe keine Einkaufsliste. Es ist nicht nötig, darüber nachzudenken, was jeder als Vorspeise mag. Es werden noch einige Camporreal-Oliven im Kühlschrank liegenbleiben: denn die Enkelkinder kommen nicht. Ich mache ein paar „Tapas“, und mein Mann und ich werden mit einem guten Glas Wein alleine auf ein weiteres Jahr anstoßen.

Ich werde keine Geschenke bekommen und auch nicht meine Lieblingsfreunde (die gleichzeitig alle meine Enkelkinder sind) aussuchenn, um den Geburtstagskuchen ins Zimmer zu tragen. Und welchen Kuchen soll ich dieses Jahr holen? Ich mag Kastanienkuchen. Ich habe mir das schon ein paarmal gegönnt, auch wenn ich weiß, dass er nicht jedermanns Lieblingskuchen ist. Ich warne euch: Nächstes Jahr entkommt mir keiner dem Kastanienkuchen!

Doch wir sehen uns… am Telefon

Dieses Jahr wird ein selbstgebackener Rührkuchen reichen. Für die Kerzen, kein Problem. Es ist schon etliche Jahre her, dass alle Kerzen auf den Kuchen gepasst haben, jetzt reicht eine für die Einer und eine für die Zehner. Und wenn nicht, nur eine, in der Mitte.

Ich werde keine Geschenke bekommen, aber wir sehen uns bei einem Zoom- oder Videoanruf. Und ich werde ein Geschenk für alle haben: die Anstrengung, die ich all diese Wochen unternehme, um nicht von zu Hause wegzugehen. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass es mir nichts ausmacht, zu Hause zu sein. Mir gefällt es. Aber wegen meines Temperaments, wegen meiner Struktur würde ich gerne an vorderster Front gegen das Virus kämpfen; einige Bürgeraktionen organisieren, um denen zu helfen, die eine schwere Zeit haben; bis zum Umfallen arbeiten. Aber ich werde es nicht… „denn voneinander getrennt zu sein, hat uns noch nie so nahe gebracht.“

Auf mich aufpassen, damit ich dem Gesundheitssystem nicht noch mehr Probleme bereite

Dieses Jahr ist es meine Pflicht, auf mich aufzupassen. Wir Schönstätter nennen es „Gnadenkapital“. Wir Großeltern sollten dem Virus nicht ausgesetzt werden. Und das ist es, was wir tun. Der Familie nicht noch mehr Sorgen bereiten. Dem Gesundheitssystem nicht noch mehr Probleme machen, weil in den Krankenhäusern von Madrid bereits Prioritäten gesetzt werden, wer behandelt werden soll, unter Berücksichtigung des Alters, weil es keine Möglichkeit gibt, sich um alle zu kümmern. Wie beneide ich die Ärzte – die mehrere Jahre älter sind als ich -, die wieder auf ihre Positionen zurückkehren, um wieder zu arbeiten! Wie im „totalen Krieg“ wird vom Medizinstudenten bis zum pensionierten Arzt alles eingezogen.

Dieses Jahr werden wir an meinem Geburtstag nach unserem vollen religisösen und geistigen Terminkalender virtuell ein Museum besuchen, ins Theater oder in die Oper gehen. Und wir werden um acht Uhr abends zum Fenster gehen, um dem Krankenhauspersonal, den Polizisten, den Händlern und den Supermarktkassierern zu applaudieren… und wir werden die Familie sehen. Am Bildschirm. Gesegnet sei Gott, der Erfindungen zugelassen hat, die so gut sind wie die heutige Kommunikation.

Gemeinsam haben wir nie verloren

Wir senden uns gegenseitig Lieder und Musikstücke, die in diesen Tagen im Umlauf sind, mit Botschaften der Ermutigung, der Freude und der Hoffnung. Lasst uns proben. Wie in anderen Jahren haben wir für die Osternacht geprobt.

Und in diesem Jahr, das seltsam und anders als alle anderen ist, wird auch das Repertoire für Ostern seltsam und anders sein, aber wir werden Ostern feiern und in einer Sitzung von Zoom laut das Osterhalleluja singen, ohne das Osterlamm auf dem Frühstückstisch und ohne sich zu treffen, jeder zu Hause, aber gemeinsam… denn „gemeinsam haben wir nie verloren“.

Original: Spanisch, 25. 03.2020. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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