Ukraine

Veröffentlicht am 2022-07-05 In Schönstatt im Herausgehen, Werke der Barmherzigkeit

Ukrainische Flüchtlinge bei den Schönstatt-Patres in Polen

POLEN, Pater Arkadiusz Sosna • 

Die ersten Wochen und Monate sind vergangen, seit wir die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine in unserem Sion in Jozefow bei Warschau aufgenommen haben. —

Mittlerweile können wir uns besser verständigen, wir Patres frischen unser (Schul-) Russisch auf und unsere Gäste verstehen immer mehr von der Polnischen Sprache. Die Kinder lernen in der Schule. Der Jüngste, ein Zehnjähriger, wird jeden Tag mit dem Bus zur Schule gebracht. Die Älteren nutzen die Vorteile des Fernunterrichts.

Wir verwenden die finanziellen Ressourcen, die wir erhalten, für Lebensmittel und die Bereitstellung von beheizten Räumen sowie der Erfüllung weiterer Bedürfnisse der bei uns lebenden Menschen. Eine neue Herausforderung bestand im Frühjahr darin, Kleidung zu kaufen. Auf der Flucht vor dem Krieg nahmen diese Menschen natürlich nur wenig Gepäck und ausschließlich Winterkleidung mit. So wurden Schritte unternommen, um die Garderobe unserer Damen und der Kinder der Wetterlage im Frühjahr und jetzt mitten im Sommer anzupassen. Die Geduld der Patres wurde auf die Probe gestellt, aber das Lächeln auf den Gesichtern der Frauen ließ die Stunden an den Kleiderständern vergessen. Die Wintergarderobe wird von farbenfrohen Frühlings- und Sommerkreationen abgelöst.

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Medizinische Versorgung

Eine weitere Herausforderung stellt die medizinische Versorgung dar. Ärztliche Untersuchungen und Besuche sind dank der Hilfsbereitschaft der Ärzte kostenlos, die Medikamente müssen jedoch bezahlt werden. Derzeit besuchen wir drei Krankenhäuser, drei Personen brauchen intensive Behandlung. Mit unserer Hilfe können unsere Patienten einen Orthopäden, einen Internisten und einen Gynäkologen aufsuchen.

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Es ist ein Junge!

Die größte Freude im Haus ist unser Jüngster – Artem. Es war eine neue Erfahrung für uns Patres, eine der Mütter bei der Entbindung zu begleiten. Wir begleiteten unsere Tatiana bei Krankenhausbesuchen, und im Mai haben wir unsere erste Geburt im Sion erlebt. Es ist ein Junge. Für mich persönlich ist es eine große Freude. Der Gott des Lebens schenkt Leben und eine kräftige Portion Hoffnung.

So wird es eine Taufe auf Sion geben und in Gesprächen planen wir eine Geburtstagsfeier für das Baby in der Ukraine. Alles ist in Gottes Hand. Die Trauer über die Trennung von ihrem Mann und ihrer Heimat wurde durch die Vorfreude auf die Geburt gemildert. Wir bereiteten das Zimmer für Mutter und Kind vor und besorgen dazu die entsprechende Erstausstattung. So etwas ist einmalig für unsere Gemeinschaft.

Tatiana hatte großes Glück, dass sie im Krankenhaus entbinden konnte. Da es sich um eine Frühgeburt handelte, musste sie nach einigen Tagen bei uns ins Krankenhaus zurückkehren, da der Kleine nicht zunehmen wollte. Ein paar Tage im Krankenhaus und dann die freudige Rückkehr nach Sion. Jetzt wiegt das Baby über 4 kg. Die Ultraschallbilder vor seiner Geburt werden uns wahrscheinlich für immer in Erinnerung bleiben. Als wir das Baby aus dem Krankenhaus abholten, lernten wir viele neue Dinge, zum Beispiel wie man Babybettchen aufbaut und wie erstaunlich viele Dinge so ein winziger Mensch benötigt. Für uns Patres ist es eine absolut außergewöhnliche Erfahrung. Dem Vater des Babys war es aufgrund seines Berufes (LKW-Fahrer) möglich, für ein paar Tage aus der Ukraine auszureisen, und er wohnte  ein paar Tagen bei uns. Die glückliche Familie war komplett. Leider nicht für lange.

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Behördengänge

Manche auf der Durchreise

Unsere Flüchtlinge sind auch zur Messe in unserem Heiligtum eingeladen. Letzten Sonntag habe ich nach der Messe das Ritual der Segnung einer schwangeren Frau durchgeführt.

Die Tage vergehen schnell, und immer wieder nehmen wir Familien auch temporär auf. Zwei Familien aus unserem Sion sind bereits nach England abgereist und eine Familie wartet auf die Ausreise nach Kanada. Dort warten die Ehemänner auf ihre Frauen und Kinder. Alle hoffen, dass der Krieg ein Ende nimmt, und sie in ihre Heimat zurückkehren können. In diese Trauer über den Krieg mischen sich aber auch kleine Momente der Freude, so haben wir es uns nicht nehmen lassen, mit Larysa ihren fünfzigsten Geburtstag bei uns im Hause zu feiern.

Zurzeit leben 12 Personen dauerhaft bei uns. Zudem nehmen wie ständig neue Menschen in unserer Gemeinschaft zumindest temporär auf. Es gibt Leute, die zwei oder drei Tage bleiben und dann weiterziehen, und andere, die ihren Aufenthalt bereits angekündigt haben und es sich dann im letzten Moment anders überlegen. Die Rotation ist permanent hier im Haus. Wir alle fragen uns, wie lange das noch so andauern wird. Die Nachrichten von den Ehemännern unserer Mitbewohnerinnen aus der Ukraine stimmen nicht optimistisch. Das Haus einer unserer Familien ist  beschädigt und die Sorge um die Zukunft wächst. Wir versichern unseren Gästen, denn das sind sie für uns, immer wieder, dass Sion so lange ihr Zuhause ist, wie es die Situation erfordert.

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Alle haben ihre Papiere

In der Zwischenzeit ist es uns gelungen, für jeden, der dauerhaft bei uns lebt, die formalen Angelegenheiten zu regeln. Auf diese Weise können die Damen eine Arbeit aufnehmen und erhalten dafür viele Privilegien und Vergünstigungen. Unabhängig davon, wie sich die Situation in der Ukraine entwickelt, haben sie bereits alle notwendigen Dokumente, um in Polen dauerhaft zu leben und zu arbeiten.  Die Erledigung von Amtsgeschäften war mit zahlreichen, meist umständlichen Formalitäten verbunden. Aber die Freundlichkeit der Beamten hat uns gestärkt, und die mühsame Übersetzung aus dem Ukrainischen ins Polnische ging dadurch gefühlt leichter von der Hand.

Piroggen

Als kulinarische Spezialität aus der Ukraine sind die berühmten Piroggen zu einer anerkannten Marke unserer ukrainischen Frauen geworden. Die Damen stellen neuerdings sehr große Mengen davon her, da diese für Furore sorgen. Gegen eine freiwillige Spende können die Besucher unseres Sions leckere Piroggen genießen und damit gleichzeitig einen Beitrag zur Unterstützung von Kriegsflüchtlingen leisten.

Wir danken von Herzen für die finanzielle Unterstützung, das große Engagement und die Solidarität aus der Schönstatt-Bewegung.

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Piroggen

Spendenmöglichkeiten
Instytut Ojców Szensztackich, Prowinzja Verendungszweck: Ukraine
IBAN: PL04 1600 1462 1813 6457 5000 0002
BIC/SWIFT     PPABPLPK

Schönstatt-Patres International e.V.
Verwendungszweck: Ukraine
IBAN: DE10 4006 0265 0003 1616 29
BIC: GENODEM1DKM

 

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