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Veröffentlicht am 2022-01-18 In Kirche - Franziskus - Bewegungen, Kommunikation

„Danke, dass Sie über die Dinge, die nicht so gut laufen, berichten“

María Fischer •

Javier Martínez-Brocal (Granada, Spanien, 1978), Journalist und Schriftsteller, lebt seit 2003 in Rom. Er ist Direktor der Nachrichtenagentur Rome Reports, Autor von El Papa de la Misericordia (Der Papst der Barmherzigkeit), arbeitet mit dem Wall Street Journal und der Madrider Tageszeitung ABC zusammen und leitet die wöchentliche Sendung El mundo visto desde el Vaticano (Die Welt von Roma aus gesehen), die in dreißig Ländern ausgestrahlt wird. Am 11. Januar 2022 war er – durch Intuition, Glück oder Professionalität oder alles zusammen – an einem perfekten Ort, um ein Foto zu machen, das um die Welt gehen sollte, und ein paar Tage später erhielt er einen handgeschriebenen Brief vom „Objekt“ seines Fotos: Papst Franziskus. —

„Wenn die narrative Theologie eine privilegierte Form der Predigt und der Katechese ist, dann bringt der Autor diese Form der Theologie wunderbar zum Ausdruck. Man erfährt, wie der Papst vorgeht, und entdeckt dabei die Hauptlinien seines Denkens“, heißt es in einer der Rezensionen des Buches „Der Papst der Barmherzigkeit“. Vor einigen Tagen berichtete eben derselbe Autor über den Privatbesuch von Papst Franziskus, den er beim Herausgehen aus einem Plattenladen im Zentrum von Rom „erwischte“.

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„Danke, dass Sie Ihre Berufung erfüllen, auch wenn das bedeutet, den Papst in Schwierigkeiten zu bringen“

Da das Foto in den Medien der ganzen Welt verbreitet wurde, schrieb der Journalist einige Zeilen an den Papst. Das Antwortschreiben des Papstes kam umgehend, handschriftlich, mit einer guten Portion Humor und einer wertvollen Botschaft an jeden Journalisten.

„Señor Javier Martínez-Brocal, Sie werden nicht leugnen, dass es ein ‚bruta sorte‘ (riesiges Pech) war – wie die Herrin des Serail sagt -, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein Journalist am Taxistand auf eine Person wartete. Was ich in dieser Diözese (Rom) am meisten vermisse, ist die Tatsache, dass ich nicht wie in Buenos Aires durch die Straßen schlendern und von einer Gemeinde zur anderen gehen kann. Danke, dass Sie Ihrer Berufung nachkommen, auch wenn das bedeutet, den Papst in Schwierigkeiten zu bringen“.

„Danke, dass Sie über die Dinge berichten, die in der Kirche nicht gut laufen“

Dies ist nicht das erste Mal, dass der Papst seine Wertschätzung für die Arbeit der Medien und der Journalisten zum Ausdruck bringt. In der Vergangenheit hat Franziskus dem Vatikan-Korrespondenten von ABC, Juan Vicente Boo, anvertraut, dass ein guter Journalist immer aufmerksam ist, damit er keine Details vergisst, und dann alles erzählt. Für Boo ist Papst Franziskus „der beste Kommunikator der Welt“: „Er kommuniziert wie das Evangelium, mit Gesten, kleinen Gleichnissen und mit Tweets. Das Evangelium ist absolut tweetbar“, sagt er. Außerdem „hört er den einfachen Leuten viel zu und spricht daher ihre Sprache“. Vor allem aber „geht er mit gutem Beispiel voran“.

Im November 2021 dankte Franziskus bei der Verleihung von Auszeichnungen an die beiden ranghöchsten Vatikanisten, Valentina Alazraki und Philip Pullella, den Vatikanisten auch dafür, „was Sie über die Dinge sagen, die in der Kirche nicht gut laufen“.

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Die Bestätigung des Auftrags, den wir immer neu übernehmen

Wir haben den Brief des Papstes in der WhatsApp-Gruppe der Mitarbeiter von schoenstatt.org weitergegeben. Ist da etwas von uns drin? Wahrhaftigkeit, Leidenschaft, Professionalität, Beruf als Berufung, das, was der Papst in jedem Arbeitsumfeld schätzte. Aber unser John Zaforas nennt, ohne lange nachzudenken, zwei Kernsätze:

  • Danke, dass Sie Ihrer Berufung nachkommen, auch wenn Sie den Papst damit in Schwierigkeiten bringen.

  • Danke, dass Sie über Dinge berichten, die nicht gut laufen.

Weit davon entfernt zu denken, dass unsere Aufgabe als freies und unabhängiges Kommunikationsmittel in Schönstatt darin besteht, die Schönstattleitung in Schwierigkeiten zu bringen oder (nur) über die Dinge zu berichten, die nicht gut laufen, trifft Juans Antwort den Kern der Sache. Denn das ist der Unterschied zwischen Journalismus und offizieller Kommunikation, die in Wahrheit nicht mehr und nicht weniger als Marketing ist. Eine edle und auch notwendige Aufgabe, aber eben Marketing.

In diesem Sinne war die MTA-Zeitschrift von Pater Kentenich und den ersten MTA-Mitgliedern Journalismus. Denn die Basis des freien Austauschs war ein minimaler, aber undiskutierter Grundkonsens („Die Gottesmutter will vom Heiligtum aus die Welt erneuern und ich bin dabei ihr Werkzeug“), auf dem jedoch dann alles gesagt, getan, gedacht und ausgedrückt werden konnte.

Für Journalisten wie Martínez-Brocal besteht dieser Grundkonsens in der Liebe zu Christus und seiner Kirche, jenseits und trotz allem, was in ihr nicht gut läuft. Für uns ist es dasselbe, zusammen mit der Liebe zu Schönstatt, jenseits und trotz dessen, was da nicht gut läuft.

Ein Journalismus nach dem Herzen von Franziskus
““Wir brauchen einen freien Journalismus im Dienste des Wahren, des Guten und des Gerechten, einen Journalismus, der dazu beiträgt, eine Kultur der Begegnung aufzubauen.

Wir brauchen Journalisten, die auf der Seite der Opfer, der Verfolgten, der Ausgegrenzten, der Ausgestoßenen, der Diskriminierten stehen“. Papst Franziskus, 18.05.2019

Mitarbeit: Pater José María García, Juan Zaforas

Original: Spanisch, 18.01.2022. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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