Veröffentlicht am 2021-02-20 In Themen - Meinungen

Kontroverse um die Geschwisterlichkeits-Kampagne 2021 der Kirche Brasiliens (2)

BRASILIEN, Ana Beatriz Dias Pinto •

Nach der Kontroverse, die durch die Veröffentlichung des Grundlagentextes der Ökumenischen Geschwisterlichkeits-Kampagne 2021 (CFE-2021, auf Portugiesisch) ausgelöst wurde – auch auf schoenstatt.org -, denken wir heute noch ein wenig über dieses Thema nach. Heute werden wir über die Position des Ökumenischen und Interreligiösen Nukleus der Päpstlichen Katholischen Universität von Paraná (NEIR-PUCPR) sprechen, dessen Koordinator Prof. Dr. P. Elias Wolff aus der Diözese Lages im Bundesstaat Santa Catarina (SC) ist. Wolff ist einer der größten Spezialisten für Ökumene und interreligiösen Dialog im Land, Autor mehrerer Bücher zu diesem Thema und außerdem Mitglied des Nationalen Rates der christlichen Kirchen Brasiliens (CONIC). — 

Heute möchte ich über die Position des NEIR-PUCPR (Núcleo Ecumênico e Inter-religioso da Pontifícia Universidade Católica do Paraná) sprechen, das heißt, der Ökumenisch-Interreligiösen Kommission der Päpstlichen Katholischen Universität von Paraná, deren Koordinator Prof. Dr. P. Elias Wolff aus der Diözese Lages im Bundesstaat Santa Catarina (SC) ist. Wolff ist einer der bedeutendsten Spezialisten für Ökumene und interreligiösen Dialog in Brasilien, Autor mehrerer Bücher zu diesem Thema und außerdem Mitglied des Nationalen Rates der christlichen Kirchen Brasiliens (CONIC).

Um die Menschen über die Ökumene aufzuklären (Anm. d.R.: sehr viele sehr konservative Katholiken in Brasilien und, wie wir an der Flut teils hasstriefender Kommentare auf den ersten Artikel zur Geschwisterlichkeitskampagne gesehen haben, auch sehr viele sehr konservative Schönstätter, lehnen Ökumene radikal ab), hat NEIR gerade einen neuen Kanal auf YouTube gestartet, @neirpucpr, mit dem Ziel, das Thema der Ökumenischeen Geschwisterlichkeits-Kampagne und Fragen im Zusammenhang mit diesem wichtigen Weg des Dialogs, der aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) entstanden ist, zu diskutieren. In den kommenden Tagen werden Ordensleute und Geistliche aus verschiedenen Konfessionen Videos mit Botschaften auf den Kanal hochladen, darunter auch die Autorin des Grundlagentextes der Kampagne 2021, die lutherische Pfarrerin Romi Bencke.

Auf diese Weise kann das Verfolgen der Entwicklungen dieses neuen ökumenischen Kommunikationsmittels eine sehr interessante Alternative für diejenigen sein, die sich für dieses spezielle Thema interessieren, und auch für die Anregungen der diesjährigen Ökumenischen Geschwisterlichkeits-Kampagne.

Drei Gründe für einen Christen, sich der Ökumenischen Geschwisterlichkeits-Kampage anzuschließen

Im Eröffnungsvideo des erwähnten YouTube-Kanals regt P. Elías Wolff an, über drei Gründe für einen Christen, sich der Geschwisterlichkeits-Kampagne anzuschließen, nachzudenken:

1)  Der Glaube an Jesus Christus: als Gehorsam gegenüber dem Gebot der Liebe „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“, das im Johannesevangelium steht (Joh 13,34). Dieser Satz des Evangeliums spricht von der universellen Liebe Gottes zu allen Menschen. Darüber hinaus die Praxis des Beispiels, das Christus uns in seinen Gleichnissen hinterlassen hat, wie das des barmherzigen Samariters (Lk 10,25-37) oder die Seligpreisungen (Mt 5,3-16), die Gottes barmherzige Liebe zum Ausdruck bringen. Auf diese Weise kann  die Ökumenische Geschwisterlichkeits-Kampagne 2021 ein Ausdruck der Liebe zwischen allen Brasilianern sein;

2) Kirchliches Bewusstsein: Bewusstsein des Glaubens an Christus und seine Jünger und auch der Zugehörigkeit zum gelebten Glauben, unabhängig von der christlichen Kirche, der man angehört, als Zeugnis der Einheit für die Welt. Die Kirchen, die zum CONIC gehören, orientieren ihre Gläubigen und suchen nach Punkten der Einheit. Es gibt aber keine Möglichkeit, die reine katholische Lehre und nur diese in ein Dokument zu packen, das verschiedene Kirchen gemeinsam herausgeben, denn das Dokument spricht von universaler Brüderlichkeit und gemeinsamer Verpflichtung – nicht von der einer einzelnen Kirche. Daher widerspricht die Ökumenische Geschwisterlichkeits-Kampagne 2021 nicht der kirchlichen Identität derjenigen, die Mitglieder der Kirchen sind, die sie tragen. Ein Katholik zum Beispiel, der mit dem Lehramt seiner Kirche im Einklang steht, wird in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils und in den Lehren des nachkonziliaren Lehramtes Anleitung für gelebte Ökumene finden. Ein Beispiel dafür ist die Nummer 12 des Dekrets Unitatis Redintegratio, das gemeinsame Aktionen der katholischen Christen mit Christen anderer Kirchen fördert. Es gibt auch die Nummer 5 der Erklärung Nostra Aetate, die den Dialog mit den verschiedenen Religionen darauf ausrichtet, die universelle Brüderlichkeit aufzubauen. Ein weiteres Beispiel ist schließlich die jüngste Enzyklika Fratelli Tutti von Papst Franziskus, die die ganze Menschheit zu Begegnung, Dialog und Zusammenarbeit für eine bessere Welt aufruft. Somit ist die Ökumenische Geschwisterlichkeits-Kampagne 2021 eine Konkretisierung der offiziellen kirchlichen Richtlinien zur Ökumene für die katholischen Gläubigen. Die Gläubigen anderer christlicher Kirchen haben ähnliche Orientierungen;

3) Die Relevanz des Themas Brüderlichkeit und Dialog verstehen: In einer Welt mit so vielen Ungleichheiten, Kulturen, Rassen und Glaubensbekenntnissen wissen wir, dass es Unterschiede gibt – und dass es Ungerechtigkeiten gibt, wie zum Beispiel Hunger und Elend. Deshalb schlagen das Wort GESCHWISTERLICHKEIT und die Gesten der GESCHWISTERLICHKEIT eine Kultur der Begegnung, des Dialogs vor. Die Intention der Geschwisterlichkeits-Kampagne 2021 als eine Verpflichtung der Liebe zu verstehen, ist grundlegend, um sie leben zu können. Dies ist die Intention des Themas „Brüderlichkeit und Dialog: Verpflichtung der Liebe“ und auch des Mottos, das dem Brief des Paulus an die Epheser entnommen ist: „Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile und riss die trennende Wand der Feindschaft in seinem Fleisch nieder“ (Eph 2,14).

Laut Pater Elias Wolff sind alle zu diesem Moment des Teilens und des Glaubens, der zum Dienst wird, eingeladen. Letztlich findet der religiöse Ausdruck in der heutigen Gesellschaft in einem Kontext des kirchlichen und religiösen Pluralismus statt, der sich einerseits als Herausforderung für die Bejahung einer spezifischen religiösen Identität und für die Koexistenz verschiedener Identitäten darstellt.

Andererseits bietet dieser Pluralismus auch Möglichkeiten des Austauschs und der gegenseitigen Bereicherung zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen. Dazu ist es notwendig, Wege zu finden, die die Begegnung, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen, Konfessionen, Religionen, Religiositäten und Spiritualitäten ermöglichen, die den bestehenden religiösen Pluralismus der Menschheit ausmachen.

Dieses plurale religiöse Universum drückt sich nicht selten durch religiösen Wettbewerb aus, in dem Intoleranz, Sektierertum und Proselytismus vorherrschen. In diesem Zusammenhang ist es keine leichte Aufgabe, die Elemente zu identifizieren, die es uns ermöglichen, die Spannungen zu überwinden, die zwischen verschiedenen religiösen und soziokulturellen Ausdrucksformen entstehen.

Daher ist die Ökumenische Geschwisterlichkeits-Kampagne 2021 ein wertvoller Beitrag für die brasilianische Gesellschaft, um auf ökumenischer und interreligiöser Ebene zu wachsen, indem die Möglichkeiten zur Förderung der Entwicklung einer Kultur des Dialogs, der Bejahung der Religionsfreiheit, der Koexistenz und der Zusammenarbeit zwischen den Glaubenstraditionen erkundet werden.

Auftakt der Ökumenischen Geschwisterlichkeits-Kampagne in Curitiba

Die Kampagne der Ökumenischen Geschwisterlichkeit hat am Aschermittwoch begonnen. In Curitiba haben um 9 Uhr morgens Metropolitan-Erzbischof José Antonio Peruzzo von Curitiba und andere religiöse Führer die Presse zu einem gemeinsamen Interview empfangen. Der offizielle Start der Kampagne findet am  heutigen Samstag, 20. Februar, um 19:30 Uhr in der anglikanischen Kathedrale von São Tiago statt.

Informationsangebote

Um mehr Informationsmaterial anzubieten, hat die Bischofskonferenz  eine Seite mit drei Videokursen vorbereitet, außerdem stellt sie auf ihrer Website den Grundlagentext und verschiedene Themen zur Verfügung. Der Inhalt wird vom Exekutivsekretär  der Bischofskonferenz für mediale Kampagnen,  Pater Patriky Samuel Batista, auf eine didaktische, agile, klare und objektive Weise präsentiert, die das Verständnis des Themas begünstigt.

 

Hier mehr:  https://campanhas.cnbb.org.br/canal/cf2021


Ana Beatriz Dias Pinto ist Kommentatorin und bringt Überlegungen zu aktuellen und kontextualisierten Themen aus der Perspektive der religiösen Welt ein. Sie stellt ihr Wissen und ihre Erfahrung zum Thema Theologie und Gesellschaft zur Verfügung, um unser Verständnis für das Heilige und seine Schnittmengen zu erweitern. Sie ist Journalistin, Theologin, Master- und Doktorandin der Theologie. Sie ist Professorin am Studium Theologicum Claretiano, das der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom angegliedert ist, und am Kloster des Ordens des Heiligen Basilio Magno in Curitiba/PR. Mitglied des NEIR – Núcleo Ecumênico Inter-Religioso da Pontifícia Universidade Católica do Paraná – PUCPR.

Quelle: www.bemparana.com.br – mit freundlicher Erlaubnis des Herausgebers

Original: Portugiesisch, 16.2.2021. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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