Ignacio Quintanilla Navarro (1960-2023)

Veröffentlicht am 2023-06-23 In Schönstätter

Ignacio Luciano Quintanilla. Mors non est finis

SPANIEN, 2. Kurs des Apostolischen Familienbundes in Spanien •

Ein zynisches spanisches Sprichwort besagt, dass es „so etwas wie einen schlechten Toten nicht gibt“. Es bezieht sich auf die Tatsache, dass, wenn ein Mensch stirbt, alle seine Fehler vergessen und seine Tugenden übertrieben und manchmal erfunden werden. —

Aus diesem Grund kann jeder, der diesen Text liest, ohne Ignacio Quintanilla gekannt zu haben, zu Recht denken, dass es sich um einen typischen Nachruf handelt. Aber das ist er nicht. Wir wollen mit absolutem Respekt vor der Wahrheit wiedergeben, wie unser Freund und Kursbruder wirklich war. Er und seine Frau Pilar sind außerordentlich diskrete Menschen, die sich nur ungern in den Mittelpunkt stellen. Aus diesem Grund wollten wir diese Erinnerungen nicht in der Intimität unseres Kurses bewahren, sondern sie in diesem Moment teilen, in dem sich Trauer und Dankbarkeit vermischen.

Trotz seiner intellektuellen Größe hatte er nie einen elitären Anspruch

Seine große intellektuelle Kapazität ist für uns offensichtlich. Er war ein Philosoph, der die Tugend besaß, die komplexesten Fragen zu analysieren (wir werden seine Intuitionen über die künstliche Intelligenz, die auf uns zukommt, vermissen), mit einer absoluten Originalität, die es unmöglich machte, ihn in eines der sich gegenseitig ausschließenden Lager des Denkens einzuordnen, und die seine Gesprächspartner manchmal verwirrt zurückließ.

Wenn er uns etwas erklärte, versuchte er nicht, uns sprachlos zu machen, sondern didaktisch zu sein, um sich verständlich zu machen. In der akademischen Welt gibt es auch eine klassenbewusste Einstellung, genau wie in der Welt des Geldes oder der Aristokratie. Genauso wie man auf diejenigen herabschaut, die nicht über ein Minimum an Reichtum oder illustre Vorfahren verfügen, gibt es in der intellektuellen Welt ein Gefühl der Überlegenheit gegenüber denjenigen, die keinen Doktortitel oder keine Publikationen mit einer hohen Anzahl von Zitaten haben. Ignacio hatte nie einen elitären Anspruch und zog es vor, sich als kleinstädtischer Gymnasiallehrer zu betrachten, obwohl er mehrere Bücher und zahlreiche Artikel veröffentlicht und Beiträge in den Medien geleistet hatte.

Seine intellektuelle Statur und sein Interesse an der Wissenschaft waren für ihn mit einem tiefen Glauben vereinbar, vielleicht weil er ihn als Kind nicht unkritisch aufgenommen hatte. Seine Beziehung zu Gott war erwachsen und reif, gleichzeitig aber auch liebenswert und vertrauensvoll, was in schwierigen Momenten deutlich wurde.

Foto del día en que presentó su último libro, junto a su mujer, Pilar, una semana antes de morir.

Präsentation seines letzten Buches, eine Woche vor seinem Tod

Brücken bauen

el día en que presentó su último libro, junto a su mujer, Pilar, una semana antes de morir.

Presentación de su último libro, una semana antes de morir

Ignacio baute gerne Brücken, im Großen wie im Kleinen. Er trug, soweit er konnte, dazu bei, eine Plattform zu schaffen, die die durch den katalanischen Unabhängigkeitsprozess entstandene Situation überwinden konnte. Er war persönlich von den Unruhen betroffen, nicht so sehr von den politischen Folgen. Aber er beschränkte sich nicht auf Angelegenheiten von allgemeinem Interesse. Sein Bruder erzählte uns, dass Ignacio derjenige war, der seine Herkunftsfamilie unter schwierigen Umständen zusammengehalten hatte. Und das bedeutete nicht, dass Ignacio keine „starken“ Meinungen hatte, sondern dass es für ihn von grundlegender Bedeutung war, dass jeder die Möglichkeit anerkennt, in gutem Glauben zu handeln und dass es nicht ehrlich ist, von vornherein zu behaupten, im Recht zu sein, sondern dass man sich aufrichtig bemühen muss, durch rationale Argumente zu überzeugen. Am 27. April letzten Jahres veröffentlichte er in der Zeitung El Mundo einen Artikel über den Umgang mit der Abtreibungsfrage, der seine Vorstellungen von der Debatte über ein derart spaltendes Thema sehr gut zusammenfasst.

Er war immer einfühlsam. Er verstand es sehr gut, die Bedürfnisse und Interessen seines Gegenübers zu erkennen und sich darauf einzustellen. Es war immer eine Freude, mit ihm zu sprechen, und es war sehr einfach, mit ihm etwas zu unternehmen. Sein letztes Buch, das er zusammen mit Pilar schrieb, entstand aus Pilars Interesse an der Ökologie. Es war kein Thema, das zu Ignacios Prioritäten gehörte, aber er erkannte, dass es eine Aufgabe war, die Pilar helfen würde, und schließlich machte er die ökologische Frage zu seiner eigenen. Ignacios Interesse an den Themen anderer Menschen war nicht vorgetäuscht, denn am Ende merkt es die Person und diese Fiktion erzeugt Ablehnung. Aus Zuneigung machte er sich zu eigen, was den Menschen neben ihm bewegte. Wie Elías Interesse an Hausarbeiten, kleinen Reparaturen und Aktualisierungen, an denen Vater und Sohn so oft arbeiteten.

Ein Familienmensch

Und ganz offensichtlich war Ignacio ein Familienmensch. Es war klar, was seine Priorität war. Es waren nicht seine Bücher oder sein anspruchsvoller Job als Schulleiter. Er war immer für Pilar und seine Kinder da. Pilar und Ignacio waren ein verliebtes Paar. Wir wollen kein geschöntes und damit falsches Bild ihrer Beziehung zeichnen, aber sie beruhte eindeutig auf Liebe und gegenseitiger Bewunderung.

Pilar und Ignacio waren gute Erzieher, sie haben dem Leben, das ihnen anvertraut wurde, gedient. Man muss sich nur ihre Kinder, Pablo, Lorenzo, Pilar, Almudena und Elías, ansehen, um sicher zu sein, was für Menschen sie sind.

Wir wollen uns an die guten Zeiten erinnern. Ignacio genoss gerne die kleinen Dinge: ein gutes Buch, ein gutes Gespräch, Musik… Und er teilte diese Freude gerne. Er lud uns immer ein, einen Käse zu probieren, ein Bier, einen Aufguss, den er entdeckt hatte… Irgendwann schlug er im Kurs vor, dass die Ausbildung, das Apostolat und die Erziehung sehr gut seien, dass er aber einen Ort suche, an dem er sich ausruhen und sich im Kurs vergnügen könne. Und das führte zu einer Reihe von sehr fruchtbaren Treffen. Er bereitete eines zum Thema Engel vor und hielt uns einen Vortrag im Prado-Museum, in dem er das Thema anhand von Kunst erläuterte. Ein ganz besonderer Moment, den wir immer bei uns tragen werden.

Wie er gehofft hat, vertrauen wir darauf, dass sein Schutzengel ihn in den Himmel geführt hat.

Auf Wiedersehen, Ignacio.

Estas fotos se tomaron desde el tanatorio el día de la muerte de Ignacio.

Foto aus der Leichenhalle am Tag von Ignacios Tod

Geschrieben für die Veröffentlichung auf der Website des Familienbundes und auf schoenstatt.org. (Fast) gleichzeitig veröffentlicht.


Ignacio, so behalten wir als Redaktion von schoenstatt.org dich in Erinnerung:

Nichts ohne dich, nichts ohne uns? Fünf Szenarien für den 31. Mai nach dem 2. Juli 2020

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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