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Veröffentlicht am 2023-06-23 In Kentenich, Kolumne - Rafael Mascayano, Themen - Meinungen

Was für eine Studie wird über die ‚Apologia pro vita mea‘ gemacht?

Von Rafael Mascayano • 

In der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Vínculo (S. 26 ff.) wurde ein Interview mit Sr. M. Virginia Perera veröffentlicht, die ihre Forschungen auf den Text „Apologia pro Vita Mea“ von Pater Kentenich konzentriert hat. Sie ist Teil einer größeren Kommission, die sich mit der sogenannten „Causa Kentenich“ beschäftigt. In Bezug auf ihre Ausführungen habe ich einige Überlegungen, die ich für angebracht halte, zur Diskussion zu stellen.

Entrevista

Interview veröffentlicht in Vínculo, Mai 2023

Schwester Perera beginnt mit dem beruflichen Profil des Teams und betont die akademische Relevanz seiner Mitglieder, zu denen auch sie selbst, eine promovierte Biowissenschaftlerin, gehört.

Auf die Frage nach dem Ziel der Arbeit der Kommission und ihrer eigenen erklärt sie: „Es handelt sich um eine wissenschaftliche Arbeit“; „Unser Ziel ist es, die Wahrheit zu suchen, den Text für sich selbst sprechen zu lassen“; „Jede Intervention unsererseits hat das Ziel, das Verständnis dieser Schrift Pater Josef Kentenichs zu erleichtern“.

Zur Methodik erklärt sie: „In der interdisziplinären Studie verwenden wir Textkritik und historische Kontextkritik.“ Diese Methodik bezieht sich darauf, festzustellen, ob das Geschriebene dem Autor und dem Kontext, in dem es verfasst wurde, entspricht oder nicht. Das heißt, eine Methodik, die sich nicht auf das innere Verständnis, die Gedankenstruktur und die argumentative Analyse bezieht. Wenn wir uns allerdings auf den Anspruch der „wissenschaftlichen Arbeit“, der „Suche nach der Wahrheit“ berufen, könnten wir eine Arbeit in Betracht ziehen, bei der die Objektivität an erster Stelle steht.

Analyse oder Wertung?

Leider führt sie bereits im nächsten Absatz Wertungen wie „der Gerüchte verbreitet hatte“ ein und entfernt sich damit von einer Analyse, um sich auf die Seite von Behauptungen zu stellen, die sie nicht empirisch überprüft hat, auch nicht durch andere Texte, die mit dem, was der Autor der Apologie schreibt, in Verbindung stehen.

Und in den folgenden Absätzen verfällt sie oft in die Voreingenommenheit, den Text aus bereits vorgefassten Ansätzen und zur Verteidigung des Autors der Schrift zu betrachten. Mit anderen Worten, sie lässt jede Objektivität der Analyse beiseite, was eine wissenschaftlichere oder rationalere Betrachtung erschwert. Sie nimmt das, was Pater Kentenich sagt und nicht sagt, als Wahrheit an, um ihn in dem Dokument zu verteidigen. Sie analysiert nicht den Prozess, die Struktur, den Umgang mit Beziehungen und so weiter.

Ich kann keine Entwicklung der hermeneutischen und phänomenologischen Arbeit oder der qualitativen Forschung erkennen, wie z.B. die Strategie der kritischen oder strukturellen Diskursanalyse und andere, die zur Objektivität des Inhalts beitragen könnten, die bei der Interpretation und dem Verständnis dessen, was der Text wirklich aussagt, helfen könnten und somit eine größere Objektivität und ein kritisches Verständnis des Textes sowie ein besseres Verständnis der Argumente und Grundlagen des Autors anstreben würden. Es ist möglich, dass dieser Punkt aufgrund des Interviewstils nicht ausreichend geklärt wurde, ein Aspekt jedoch, der für das Vertrauen in den verfolgten Prozess von entscheidender Bedeutung ist.

Objektive Analyse, bitte. Die Erzählung kennen wir zur Genüge

Die obigen Ausführungen sind angesichts der Äußerungen von Dr. Perera in dem Interview mit Vínculo sehr relevant, da man eine starke Voreingenommenheit aufgrund der „Vorverurteilung“ oder der Betrachtung des Textes aus ihrer Subjektivität heraus feststellen kann. Diese Voreingenommenheit kommt in ihren Antworten auf die ihr gestellten Fragen immer wieder zum Ausdruck und geht so weit, dass sie Pater Kentenich in einer fast übernatürlichen Weise darstellt, die nur als Durchscheinen Gottes gesehen werden kann, und dabei seine Menschlichkeit außer Acht lässt. Das aber kommt im Text gar nicht vor, sie allerdings ergreift Partei dafür. Mit anderen Worten, sie liest den Text nicht objektiv, sondern bezieht Meinungen in ihre Analyse ein, um bestimmte Verhaltensweisen, die im Text beschrieben werden, zu bestätigen. Das heißt, diese Ansätze gehen über das hinaus, was P. Kentenich geschrieben hat, und daher ist es nicht möglich, sie als eine objektive Analyse des Textes der „Apologia pro vita mea“ zu betrachten.

Die Äußerungen von Dr. Perera wecken in mir die aufrichtige Besorgnis über eine akademische Arbeit, die vorgibt, sich an der Suche nach Wahrheit und Objektivität zu orientieren, und gleichzeitig keine angemessene methodische Linie einhält, die in diesem Sinne hilfreich wäre. Die Integrität der internationalen wissenschaftlichen Forschung erfordert eine gute Forschungspraxis, die „Objektivität, Unparteilichkeit und Vertrauen in die Ausübung der Forschungstätigkeit“ voraussetzt.[1].

Eine gefühlsbetonte Verteidigung von Pater Kentenich macht keinen Sinn

Angesichts dieses Interviews mit Dr. Perera halte ich es für notwendig, mehr auf die Klärung der angewandten Methodik und des Umfangs der objektiven Untersuchung der oben genannten Schrift zu drängen, d.h. eine wissenschaftliche Studie anzustreben, die methodisch den erwarteten Zielen angemessen ist, und nicht auf eine Verteidigung mit sentimentalen Vorurteilen gegenüber Pater Kentenich. Ich verstehe, dass die Spezialität von Dr. Perera nicht notwendigerweise die Anwendung qualitativer Methoden, einschließlich der Analyse von Diskursen und ad-hoc-Methoden zu diesem Zweck, umfasst. Daher halte ich es für angebracht, Experten in diesen hermeneutischen und qualitativen Disziplinen einzuladen, die wirklich dazu beitragen können, dass die Studien mehr der erhofften Wahrheit entsprechen, denn auf diese Weise wird es möglich sein, ein größeres Vertrauen in die durchgeführten Studien zu erlangen, was wir uns alle wünschen.

[1] CSIC-Kodex für gute wissenschaftliche Praxis, Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid, 2021.

Vorliegender Text wurde vom Verfasser als Kommentar zum Interview in Vínculo geschrieben; dort wurde er nicht veröffentlicht.

Interview (Vínculo, S. 26 ff., Mai 2023) – Original Spanisch

Arbeitsübersetzung des Interviews – Deutsch

 

Apologia pro vita mea

 

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

 

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