Pilgern als Nachhaltigkeitsschule

Veröffentlicht am 2023-08-20 In Projekte

Pilgern: nachhaltig und einfach leben

DEUTSCHLAND, Markus M. Amrein •

Pilgern als Schule der Nachhaltigkeit und Schöpfungsbewahrung: dieses Thema stand über dem Online-Meeting der Männerwerkstatt. Referent oder besser: Erfahrungsweitergeber war Harald M. Knes, Mitglied des Säkularinstitutes der Schönstätter Marienbrüder und Mitgründer der Josef-Kentenich-Schule in Kempten, Deutschland. —

Vieles, woran wir uns in der Pandemie gewöhnt hatten, wollen wir nur noch vergessen. Doch die Entdeckung von Videokonferenzen als Ersatz für Präsenzveranstaltungen erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Keine Anfahrten, kein Kofferpacken, keine Kosten für Verpflegung und Unterkunft… So ging es an diesem Abend bei der Männerwerkstatt ums Pilgern, aber keiner der Teilnehmer musste dafür sein Haus verlassen.

Freude am Pilgern

Über die Zeltlager der Schönstatt-Mannesjugend entdeckte er beim „Haijk“ die Freude am Pilgern. Haijk? Das ist ausnahmsweise kein schönstattinternes Wort, sondern von den schwedischen Pfadfindern übernommen. Haik oder Pfadfinderlauf oder Haijk vom englischen Hike – „Wanderung“ ist eine Art Orientierungslauf, die von Jugendgruppen als Teil der pädagogischen Methode übernommen wurde. Während der ursprüngliche Haik ein hartes Training darstellte, bei dem die Haik-Gruppen mehrere Tage in der Natur auf sich allein gestellt waren, um die ihnen gestellten Aufgaben zu lösen, stellt der Haik bei Jugendgruppen heute meist eine Art Geschicklichkeits- und Aufgabenlauf dar. Dabei müssen die Jugendlichen im Wettstreit mit anderen Haikgruppen verschiedene Aufgaben lösen, um ein vorgegebenes Ziel zu erreichen.

Wallfahren und Pilgern sind zwei verschiedene Dinge

Harald Knes unterscheidet zwischen Pilgern und Wallfahren: Beim Pilgern ist der Organisationsgrad für Verpflegung, Übernachtung etc. bewusst gering, es gibt weniger Planung und damit mehr Raum für den Glauben an die Vorsehung.

Seine Erzählungen schöpfen aus der Erfahrung von mehr als 11 Pilgerreisen, die er alle zu Fuß unternommen hat. Die meisten waren zwischen 100 und 450 km lang. Taizé, Cambrai (der Ort in Frankreich, an dem Josef Engling aus der Gründergeneration Schönstatts im Ersten Weltkrieg gefallen ist), Berg Tabor in Israel usw. waren Ziele dieser Pilgerreisen.

Beim Pilgern, so Knes, erlebe man in besonderer Weise und sehr konkret die drei Ratschläge Jesu:

  • Armut (einfacher Lebensstil) als Nachhaltigkeit gegenüber der Schöpfung: Ich reduziere das Materielle und gebe dem Vater im Himmel die Möglichkeit, mich materiell zu beschenken.
  • Gehorsam (Ringen um das „Dein Wille geschehe“) als Nachhaltigkeit im Suchen des richtigen Weges: Ich gebe dem Vater im Himmel die Möglichkeit, mir den besten Weg zu zeigen.
  • Jungfräulichkeit (eine Liebesromanze mit Gott haben) als Nachhaltigkeit gegenüber der Seele: Ich geben dem Vater im Himmel die Möglichkeit, mich intensiv seelisch zu berühren.
Pilgern als Nachhaltigkeitsschule

Foto: Harald M. Knes

Gott hat woanders für mich gebucht

Harald Knes erzählte von vielen reichen Pilgererfahrungen, von hilfsbereiten Menschen, durch die die Liebe Gottes durchscheine. Gott ist auf dem Pilgerweg vielfältig erfahrbar, sagte er, bis ins Kleinste. Gott ist ein liebender Vater im Himmel, der mich, sein Lieblingskind, beschenkt und für mich sorgt. Gott lässt mich manchmal an seinem Leiden teilhaben und lässt mich mit ihm die Auferstehung erleben. Er verschiebt immer wieder meine Pläne, weil er viel Besseres mit mir vorhat. Abends kann ich das erleben: Der Vater hat woanders für mich reserviert, ich muss wieder gehen.

Armut wird natürlich gesellschaftlich eher negativ gesehen, aber aus christlicher Sicht kann sie befreiend sein: Ich reduziere mich, ich entäußere mich, damit Gott als erfahrbare Größe in mein Leben kommen kann.

In die Stille hören

Er pilgerte oft allein, die meiste Zeit des Tages schweigend. In dieser Stille hatte er das Gefühl, die eigene Stimme vergessen zu haben. Der Atem und der Schritt sind beides Rhythmen in der Stille, die miteinander verschmelzen können und einen ständig begleiten. Der Rosenkranz war dann auch ein Rhythmus, der in die beiden anderen einfloss. Der Rosenkranz als tiefe meditative Erfahrung.

Pilgern als Nachhaltigkeitsschule

Pilgern als Nachhaltigkeitsschule – Foto: Harald M. Knes


Die „Männerwerkstatt“ ist ein Treffen religiös interessierter Männer, die generationenübergreifend gemeinsam die Spur Gottes in ihrem Leben suchen. Die Veranstaltungen sind für jedermann offen, ohne jegliche Bindung und Verpflichtung, und finden überwiegend online statt.

 

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