Seelsorger

Veröffentlicht am 2021-09-12 In Leben im Bündnis

Auf der Suche nach dem Seelsorger von Morgen

DEUTSCHLAND, Dietmar Herrmann •

Die Seelsorge von morgen ist voll von Spannungspunkten: Nähe und Distanz, Macht als Person und Macht in der Funktion, Vulneranz und Vulnerabilität, geistliche Macht und leitende Macht, Säkularität und Religiosität, dem Glauben an das Leben an sich und dem Glauben an einen persönlichen Gott des Lebens. In der ersten Septemberwoche 2021 trafen sich 25 Priester der vier Schönstätter Priestergemeinschaften im Priester- und Gästenhaus Marienau in Schönstatt, um dies auszuloten. —

Als Einstieg gab Schönstatt Pater Hans-Martin Samietz einen Einblick in die Rolle des Erziehers/Seelsorgers in der Sicht von Pater Josef Kentenich. Vertieft wurde dies von Schönstatt Pater Felix Geyer, der eine sozialethische Einordnung vornahm: „Wo sind die Grenzen der Macht? Oder wo wird Handeln übergriffig und Seelsorge hört auf und es beginnt geistlicher/geistiger Missbrauch“. Die gemeinsame Diskussion verdeutlichte, wie sehr es heute Achtsamkeit braucht, sowohl hinsichtlich der Vulneranz, d.h. der Gefahr andere durch seelsorgerliche Äußerungen zu verletzen, als auch in der Achtung auf die eigene Vulnerabilität, nämlich im Tun selbst als Seelsorger verletzlich zu sein.

Umgang mit Macht, Glaube, Bindungen

Dominikaner Pater Prof. Dr. Thomas Eggensperger vertiefte dies mit Gedanken von Thomas von Aquin mit denen er die „Klugheit im Umgang mit Macht“ herausstellte. Als erstes braucht es dazu eine klare Definition von Macht. Er stellte dazu den Machtbegriff von Meyer-Blank vor: „Macht ist… die zuerkannte Befugnis, etwas zu machen…, was er oder sie ohne diese Macht nicht machen würde.“ Kriterien, wie Deutungsmacht entsteht, und v.a. welche Aspekte der Klugheit in der Anwendung ratsam sind, führten zu einem intensiven Austausch, gerade auch in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Anwesenden.

Theologische Impulse für eine Seelsorge von Morgen brachte Dominikaner Pater Prof. Dr. Ulrich Engel ein. Er stellte die Veränderung der Kirche und die Veränderung der Seelsorge vor. Es gibt einen gemeinsamen Bezugspunkt zwischen säkularen und religiösen Menschen. Dieser ist ein Grundvertrauen in das Leben, der sog. „Jedermann-Glauben“ (Ch. Theobald SJ). Es gilt auszuhalten, dass dieser Lebensglaube bei säkularen Menschen nicht zum Gottesglauben wird. Trotzdem gibt es dabei immer wieder Unterbrechungen, die sich deuten lassen, dass darin der Heilige Geist aufscheint. In einer spannenden Diskussion wurden Orte und Aktionsräume entdeckt, in denen diese säkulare Pastoral längst gelebt wird.

Prof. Dr. Kathrin Bieler stellte die Bedeutung des Bindungsorganismus als spirituelle Ressource vor. Verschiedene Studien belegen die zunehmende Individualisierung. Trotzdem scheint ein neues „Wir“ auf, das die meisten Tagungsteilnehmer auch in ihrer Arbeit beobachten, das sich aber nur schwer beschreiben lässt, da es sehr different ist.

Miteinander

Neben diesen inhaltlichen intensiven Auseinandersetzungen prägten die Studienwoche das Miteinander der vier Priestergemeinschaften und das Erleben, wie verbindend und guttuend der Austausch zwischen Verbänden, Bund und Liga ist. Das gemeinsame Gebet war eine Säule, die das Miteinander stärkte.

Zur Studienwoche gehörte auch ein Ausflug nach Bonn und das Gespräch mit Stadtdechant Wolfgang Picken, der sehr lebendig und überzeugt das pastorale Konzept für das neu gestaltete Münster vorstellte und in seinen Begründungen zum Weiterdenken anregte. Den Abschluss bildeten eine gemeinsame Geisterneuerung und ein Studium vom Texten Pater Kentenichs.

Am Ende der Tagung bestand die einmütige Meinung: Es braucht eine Fortführung: so ist auch schon die Tagung vom 4. – 9. Sept. 2022 im Entstehen.

 

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1 Responses

  1. Grandjean sagt:

    Wie gut, dass man sich mit dem Thema Macht/-ausübung ernsthaft befasst! Soo wichtig!

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