Nachhaltigkeit

Veröffentlicht am 2023-07-15 In Projekte

Männerwerkstatt: Nachhaltigkeit und Schöpfungsbewahrung konkret leben

DEUTSCHLAND, Roland Schmitz •

Nachhaltigkeit: Ein hochaktuelles Thema, das die „Männerwerkstatt“ aufgegriffen hat. Kaum ein Unternehmen, das nicht die Nachhaltigkeit seines Handelns betont, kaum eine öffentliche Veranstaltung, bei der nicht Nachhaltigkeit eingefordert wird. Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip im Umgang mit Ressourcen. Ziel ist es, unter Wahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der betroffenen Systeme eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung zu gewährleisten. In dem entsprechenden englischen Wort sustainable kommt dieses Prinzip wörtlich zum Ausdruck: to sustain im Sinne von „aushalten“ oder „ertragen“. Anders ausgedrückt: Die beteiligten Systeme können ein bestimmtes Maß an Ressourcennutzung ohne Schaden „ertragen“. —

Nachhaltigkeit: aktuell, wenn auch nicht neu. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ geht nach übereinstimmenden Angaben verschiedener Quellen auf den Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) zurück. 1713 übertrug er ihn in seinem Buch auf die Forstwirtschaft. Ziel war ein stabiles Gleichgewicht. Der Grundgedanke: In einem Wald sollten nur so viele Bäume abgeholzt werden, wie in diesem Wald in absehbarer Zeit nachwachsen können. Dadurch sollte langfristig der Bestand des Waldes sichergestellt werden, welcher die Basis der der Forstwirtschaft bildet.

Die Herausforderung besteht allerdings nicht darin, Nachhaltigkeit zu fordern, sondern sie konkret zu leben. Darum ging es beim Online-Meeting der Männerwerkstatt am 9. Juli 2023 unter dem Thema: Nachhaltigkeit und Schöpfungsbewahrung: Einfachheit macht Platz für Spiritualität.

Männerwerkstatt

Einfachheit macht Platz für Spiritualität

An diesem Sonntagabend berichtete Wolfgang E. von seinen persönlichen Erfahrungen, mit weniger und bewussterem Konsum zu leben und auch seine Wohnsituation grundlegend zu verändern.

Wolfgang ist 68 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In seinem Leben hat er mehrere berufliche Stationen durchlaufen. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann arbeitete er zeitweise im Ausland und war mehrere Jahre selbstständig. Außerdem hat er mehrere Jahre als Angestellter in verschiedenen Branchen gearbeitet.

Im Jahr 2000 lernte er Schönstatt im Rahmen der „Schweigeexerzitien für Männer“ kennen. Er hat sich intensiv mit der Spiritualität Schönstatts auseinandergesetzt.

Im Laufe der Zeit ist in ihm die Sehnsucht gewachsen, sich vom heutigen „Konsumzwang“ zu befreien.

Im Jahr 2005 zog er mit seiner Frau in eine kleine Dachwohnung. Beide erkannten, dass diese Wohnungsgröße von der Fläche her völlig ausreichend war.

Dennoch entstand in ihm der Wunsch, die Wohnfläche weiter zu reduzieren. Nach anfänglicher Skepsis fand auch seine Frau diese Idee gut und unterstützte ihn dabei.

Tiny House

Ein Tiny House, Einraum-Haus, für viele das Symbol von Nachhaltigkeit und Einfachheit des Lebens (Symbolbild)

Ein Tiny House als konkrete Einfachheit

So entstand die Idee eines „Tiny House“. Mit viel Eigenarbeit baute Wolfgang ein Tiny House, das nur 40 Quadratmeter Wohnfläche bietet. Er berichtet, dass diese Wohnfläche für ihn und seine Frau völlig ausreichend ist. Weniger ist für ihn mehr. Er schätzt diese Einfachheit. Er ist der Meinung, dass jeder Beitz besitzergreifend ist. Je mehr man besitze, desto mehr Ballast müsse man mit sich herumschleppen und desto mehr Verantwortung trage man. Das Tiny House sei der Gegenpol dazu.

Wovon habt ihr euch befreit?

Wolfgang erklärt, dass er und seine Frau mehr gemeinsam unternehmen. Sie haben mehr Zeit füreinander. Sie gehen zusammen in den Gottesdienst und reden viel miteinander.

Hat sich durch die veränderte Wohnsituation etwas verändert?

Durch die materielle Befreiung gibt es mehr Raum für Spiritualität. Statt abends fernzusehen, tauscht er sich öfter mit seiner Frau aus, sie reden mehr über Glaubensthemen oder lesen religiöse Texte.

Das Tiny House möchte er nicht mehr hergeben. Er ist überzeugt, dass ein einfacherer Lebensstil es leichter macht, sich spirituell zu öffnen, weil man nicht von so vielen Dingen abgelenkt wird. Er genießt das Leben in der Einfachheit, die ihm einen besseren Zugang zu Gott ermöglicht.

Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.

Der Schöpfer verlässt uns nicht, niemals macht er in seinem Plan der Liebe einen Rückzieher, noch reut es ihn, uns erschaffen zu haben. Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen. Ich möchte allen, die in den verschiedensten Bereichen menschlichen Handelns daran arbeiten, den Schutz des Hauses, das wir miteinander teilen, zu gewährleisten, meine Anerkennung, meine Ermutigung und meinen Dank aussprechen.

Besonderen Dank verdienen die, welche mit Nachdruck darum ringen, die dramatischen Folgen der Umweltzerstörung im Leben der Ärmsten der Welt zu lösen. Die jungen Menschen verlangen von uns eine Veränderung. Sie fragen sich, wie es möglich ist, den Aufbau einer besseren Zukunft anzustreben, ohne an die Umweltkrise und an die Leiden der Ausgeschlossenen zu denken.

Papst Franziskus, Laudoto Si, 13

 

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