Veröffentlicht am 2019-03-13 In Dilexit ecclesiam

Bischof Dr. Michael Gerber wird am 31. März in Fulda in sein Amt eingeführt

DEUTSCHLAND, Pressestelle Bistum Fulda, Maria Fischer •

Ein großer Festtag für das ganze Bistum Fulda steht bevor: Am Sonntag, 31. März, wird der neue Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber (49) im Hohen Dom zu Fulda feierlich in sein Amt eingeführt. Die Amtseinführung erfolgt um 15 Uhr durch den zuständigen Metropoliten, Erzbischof Hans-Josef Becker (Paderborn), im Rahmen eines festlichen Pontifikalamts. Das HR-Fernsehen überträgt den Gottesdienst live aus dem Fuldaer Dom. Es werden mehr als 1.000 Gäste erwartet.—

Zur Amtseinführung des neuen Oberhirten werden der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović (Berlin), und zahlreiche Bischöfe und Weihbischöfe sowie ökumenische Vertreter und Gäste aus Gesellschaft und Politik erwartet, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx (München), Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und der Landesbischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein. Bereits ab 14.30 Uhr findet im Dom eine Einstimmung mit Gebet und Musik statt. Die Amtseinführung wird auf Bildschirme auf den Domvorplatz sowie in die Stadtpfarrkirche übertragen.

In der Tradition des heiligen Bonifatius

Die Feier der Amtseinführung ist bewusst hineingestellt in die auf den heiligen Bonifatius, den Apostel der Deutschen und Patron des Bistums, zurückreichende 1275-jährige Tradition von Kloster, Fürstabtei und Bistum Fulda. So wird in der Liturgie der aus dem 12. Jahrhundert stammende altehrwürdige Stab der Fuldaer Äbte und Bischöfe, gemeinhin als „Bonifatiusstab“ bezeichnet, Verwendung finden. Außerdem wird eine der drei erhaltenen Bonifatiushandschriften, die in Fulda aufbewahrt werden, der sogenannte Ragyndrudis-Codex aus dem 8. Jahrhundert, ausgestellt. Der Überlieferung nach hat der heilige Bonifatius dieses Buch bei seinem Martyrium schützend über sich gehalten.

Der neue Bischof zieht von der Theologischen Fakultät zum bereits geöffneten Hauptportal des Fuldaer Domes, wo ihn das Domkapitel erwartet. Nach dem Einzug in die Kathedralkirche eröffnet Erzbischof Becker den Gottesdienst. Der päpstliche Nuntius übergibt das päpstliche Ernennungsschreiben an den neuen Bischof. Dieser gibt es an Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein weiter, der es den Mitgliedern des Domkapitels zeigt. Anschließend verliest Dompräbendat Pfarrer Thomas Renze die deutsche Übersetzung des lateinischen Dokuments am Ambo. Sodann übergibt der Paderborner Erzbischof Bischof Gerber den Bonifatiusstab und geleitet ihn zur Kathedra. Dort nimmt der Bischof Platz. Über dem Bischofsstuhl ist bereits sein neues Wappen angebracht. Als Zeichen der Gemeinschaft geben nun Vertreter des Klerus und des Volkes Gottes dem neuen Bischof die Hand.

Erste Predigt als neuer Fuldaer Bischof

Bischof Dr. Gerber feiert den Gottesdienst in Konzelebration mit Erzbischof Becker und Nuntius Erzbischof Eterović, Diözesanadministrator Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, Bischof em. Heinz Josef Algermissen, Erzbischof Stephan Burger und Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch (beide Freiburg), Dr. Christian Löhr, Generalsuperior des Instituts der Schönstatt-Diözesanpriester, zu dem der neue Bischof gehört.  sowie Pfarrer i. R. Bernhard Pfefferle, Taufpriester von Bischof Gerber, Pfarrer Lukas Wehrle (Oberkirch), Heimatpfarrer von Bischof Gerber, und Pfarrer Sebastian Blümel (Marburg), Sprecher des letzten Priesterrates. Als Diakon wird Michael Huf, Referent für die Ständigen Diakone im Bistum Fulda, in der Eucharistiefeier assistieren. Im Rahmen der Messfeier wird Bischof Gerber auch seine erste Predigt als Diözesanbischof halten. Der Fuldaer Domchor und der Jugendkathedralchor unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber werden in dem Pontifikalamt Teile aus der „Messe en Mi“ von L. de Saint-Martin singen. Dazu kommen „Entrata festiva“ von F. Peeters, „Deo dicamus gratias“ von G. A. Homilius, das „Cantique de Jean Racine“ von G. Fauré, das „Ubi caritas“ von O. Gjeilo sowie weitere Chorsätze im Wechsel mit der Gemeinde. Bei dem Festgottesdienst wird ein Bläserensemble mitwirken; an der Domorgel Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser, an der Chororgel Andreas Schneidewind (Schlüchtern).

Grußworte sprechen am Ende des Gottesdienstes der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, Ministerpräsident Bouffier und Landesbischof Dr. Hein. Danach wird Bischof Dr. Gerber als erste Amtshandlung seinen Generalvikar, den Offizial und die Bischofsvikare ernennen bzw. bestätigen und schließlich den Segen mit dem Bonifatiusstab erteilen.

Im Anschluss an den Festgottesdienst sind alle Gläubigen zur Begegnung mit Bischof Dr. Gerber in das Bischöfliche Priesterseminar eingeladen.

Papst Franziskus hatte den Freiburger Weihbischof Dr. Gerber am 13. Dezember letzten Jahres als bislang jüngsten deutschen Bischof zum Oberhirten der Diözese Fulda ernannt. Er ist damit Nachfolger von Bischof Algermissen, der am 5. Juni 2018 in den Ruhestand gegangen war. Mit der Amtsübernahme durch Bischof Gerber erlischt das Amt des Diözesanadministrators, das Weihbischof Diez seit Juni innehatte. Nach weniger als zehn Monaten Sedisvakanz hat die Diözese des heiligen Bonifatius dann wieder einen residierenden Diözesanbischof.

Bischof Gerbers Vision einer Kirche als Bewegung

In einem  Vortrag für den deutschen Familienbund schildert Bischof Dr. Michael Gerber, was „Bewegung“ und was „Kirche als Bewegung“ ist. Eine Vision und eine Herausforderung.

 

„Von der Erfahrung unserer Schönstattbewegung her ist uns das Bewegungsmodell mitgegeben. Welchen Impuls kann uns das für das Bild der Kirche in der Welt von heute mitgeben? Wenn wir genau hinschauen, finden wir dieses Bild der Bewegung auch in der Sozialstruktur der Jünger Jesu, so wie uns die Evangelien das beschreiben:

Da gibt es diejenigen, die versuchen, alles auf die eine Karte „Jesus“ zu setzen. Sie wollen Jesus nachfolgen. Ihr Leben und das, was sie tun, wollen sie ganz von Jesus her begreifen. Dazu gehören natürlich die „Zwölf“ und weitere Männer und Frauen im Gefolge Jesu.

Da gibt es weiterhin diejenigen, die – in unserer heutigen Sprache ausgedrückt – sich „projekthaft“ für  Jesus  engagieren.  Maria  und  Martha  von  Bethanien  zum  Beispiel.  In  unseren  Worten ausgedrückt sagen sie zu Jesus: „Wir folgen dir zwar nicht nach, investieren nicht unsere ganze Zeit und Kraft in Deine Mission, aber wenn Du zu uns kommst, dann bekommst Du und bekommen Deine Jünger das, was wir bieten können, nämlich Unterkunft und ein reichhaltiges Essen.“

Schließlich finden wir diejenigen, die punktuell mit Jesus in Berührung kommen. Viele Personen der  Heilungsgeschichten  gehören  dazu.  Sie  haben  eine  einmalige  Begegnung  mit  Jesus.  Das Brautpaar von Kana hat dazu gehört.

Wir haben diese Schriftstelle schon oft meditiert. Wer hat eigentlich mal nachgefragt,  wie die  beiden  geheißen haben? Das steht nicht im Johannesevangelium. Von Simon von Cyrene wissen wir, wie er geheißen hat, er, der Vater des Rufus und des Alexander. Hinweis darauf, dass zur Zeit der Abfassung der ersten Evangelien Simon oder zumindest seine Söhne in lebendigem Kontakt zu einer der Christengemeinden standen. Beim Brautpaar von Kana war dies nicht der Fall. Der Ort war bekannt und dort, in Galiläa gab es auch Christengemeinden. Waren die beiden relativ bald verstorben? Oder hatten sie später keinen Kontakt mehr zur Gemeinde?

Die Evangelien halten sich mit einer Wertung zurück. Sie sagen nicht, die einen sind die besseren und die anderen die schlechteren Menschen. Interessant, gerade die Jünger, also diejenigen, die ganz auf die Nachfolge Jesu setzen, werden immer wieder als diejenigen dargestellt, die nichts begreifen. Und ein Brautpaar von Kana, das sonst nirgendwo mehr auftaucht, hat mit seiner Lebenserfahrung eine bleibende Botschaft bis heute. Das kann ein erster Impuls für uns sein. Mit welcher inneren Haltung schauen wir auf diejenigen, die nur projekthaft oder punktuell sich in kirchliche Vollzüge einbinden lassen? Wir dürfen ja zugeben, dass uns das schmerzt, dass von Erstkommunionfamilien nach dem Weißen Sonntag nichts mehr zu sehen ist. Aber – noch einmal: Mit welcher Perspektive schauen wir auf diese Menschen? Ist dabei der Gedanke vorherrschend, „eigentlich sollten die doch…“?  Dann werden diese Menschen das merken und das wird sie auch nicht unbedingt motivieren, eine engere Beziehung zum kirchlichen Geschehen zu suchen. Oder schauen wir mit dieser biblischen Perspektive auf diese Menschen: „Was könnte ihre Botschaft an uns sein?“

Uns ist ja der Krug sehr vertraut, der an das Evangelium der Hochzeit zu Kana anknüpft. Die Namen des Paares unbekannt. Vermutlich hatten sie keine tiefere Bindung an die ersten christlichen Gemeinden. Und dennoch haben sie mit ihrer Lebenserfahrung eine Botschaft für uns. Wenn uns also  künftig  so  ein  Mensch  oder  eine  Familie  begegnet,  die  „nur“  punktuell  mit  Kirche  in Berührung kommen und dann wieder weg sind – dann können wir an den Krug denken und an seine Geschichte − und: geben wir es in den Krug.

Kirche als Bewegung. Mir scheint, dass die frühe Kirche in der Darstellung der Sozialstruktur der Jünger  Jesu  andeutet,  in  welche  Dynamik  sich  die  Kirche  und  die  einzelnen  Teilkirchen hineingeben müssen:  Es braucht in der Kirche und in ihren einzelnen Teilkirchen, und in den Gemeinden einen „glühenden Kern“. Das sind Menschen, die eine bewusste Entscheidung für die Nachfolge getroffen haben. Menschen, die sich ihrer Grenzen und Schwächen bewusst sind, die aber sagen, „mit dir im Bund“ gelingt unser Leben, leben wir unsere Mission für Christus, für die Kirche, für die Menschen unserer Tage. Wenn dieser „glühende Kern“ fehlt, dann mutiert die Kirche zu einer Art „Nichtregierungsorganisation“, die zwar noch interessante Projekte verfolgt, aber ihre innere Mitte verloren hat.

Wenn Sie als Familienbund im Geist der evangelischen Räte leben, dann wollen Sie in der Wirklichkeit dieses „glühenden Kern“ leben. Und wie bei den Jüngern Jesu soll dieser Kern als ein Miteinander der unterschiedlichen Charismen erfahren werden. Da gibt es im Jüngerkreis die Apostel, die einen speziellen Auftrag haben. Aber es gibt die vielen Männer und Frauen, die in gleicher Radikalität Nachfolge leben.

Unsere Sorge heute muss die Sorge um den „glühenden Kern“ sein. Wir spüren, wie sich durch so einen Blick auf die Sozialstruktur der Jünger Jesu die Fragestellung ändern kann. Es geht nicht zuerst um die Frage, „gibt es noch genügend zölibatäre Männer als Priester und Frauen als Schwestern, die das Leben unserer Kirche sichern?“ Die Frage ist, gibt es Menschen, die sich in ihrer Lebensform für die Nachfolge Jesu entscheiden und in der gewählten Lebensform als Teil dieses „glühenden Kerns“ leben wollen? Das ist die Frage hinter der Frage. Denn als Regens habe ich es nicht selten erlebt, dass jemand, der sich aus unterschiedlichen Motiven auf den Weg zum Priestertum macht, erst noch klären muss, ob er das auch als einen ganz persönlichen Vollzug der Nachfolge versteht oder lediglich als ein interessantes Amt. Unsere Kirche braucht das, gerade auch in den unterschiedlichen Substrukturen von Diözesen und Pfarreien, eine kritische Masse, die bereit ist, im Sinne des „glühenden Kernes“ Nachfolge Jesu zu leben.

 

Silhouette of people walking on the street of big city shopping day, big crowd of people walking

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