Veröffentlicht am 2016-10-08 In Franziskus - Botschaft

Sie verloren die Angst und öffneten sich dem Heiligen Geist

MORGENMESSE VON PAPST FRANZISKUS

Die wahre Lehre besteht nicht aus Gesetzen, die es streng zu befolgen gilt, sondern darin, sich ohne Angst dem Heiligen Geist zu öffnen, sich von ihm inspirieren zu lassen und zuzulassen, dass er uns voran bringt. Das betonte Papst Franziskus in seiner in dieser Woche einzigen öffentlichen Frühmesse in der Casa Santa Marta am Donnerstag, 6. Oktober. Klarer geht nicht: Wer sich nur an Gesetze halte, verfalle leicht einer Ideologie. Stattdessen solle der Gläubige einfach nur sein Herz für den Heiligen Geist offenhalten, den Rest besorge dann Gott selbst.  Franziskus ging dabei aus von den Tageslesungen, in denen es um den Heiligen Geist als große Gabe des Vaters ging, als die Kraft, die die Kirche mutig herausgehen lässt bis an die Grenzen der Erde.
Der Heilige Geist, so Franziskus, ist der Protagonist der Kirche im Herausgehen. Ohne ihn endet sie in Verschlossenheit und Angst.

Die Offenheit für den Heiligen Geist als wichtigste Grundverfasstheit des Christen, die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist anstelle des Klammerns an Normen, Gesetze und Ideen, die zu Ideologien werden – das ist eines der Lieblingsthemen von Franziskus. Ein Punkt, an dem er ausgesprochen stark mit Pater Kentenich übereinstimmt, der seine ganze Schönstattfamilie beten lässt: „Schließ unsere Seelen auf für Gottes Geist …“

Allerdings endet es damit nicht, dieses schöne Gebet, verfasst im Konzentrationslager Dachau, an dem Ort, an dem nach Pater Kentenich nach der ersten Feuerprobe auf die Wirklichkeit in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges es noch einmal um die entscheidende Begegnung des Liebesbündnisses mit den äußersten Peripherien der realen Welt ging. Im Wissen darum, dass das Liebesbündnis vom 18. Oktober 1914 nicht nur im geschützten Innenraum Schönstatts, sondern in der konkreten Wirklichkeit mit all ihrem Unrecht, ihren Gräueln, ihren Krankheiten und menschlicher Grausamkeit die Probe bestanden hatte und im Ahnen, dass in Zukunft die größte Gefahr nicht aus den Risikozonen, sondern aus den Komfortzonen kommen würde, betet Pater Kentenich weiter: „Schließ unsere Seele auf für Gottes Geist, dass neu die Welt er aus den Angeln reißt.“

Keine Rede von Zufluchtsorten, Ausruhen und Rückzug. Aus den Angeln reißen will er diese Welt, dieser Heilige Geist. Wenn wir uns den Worten von Papst Franziskus in dieser Morgenmesse öffnen, spüren wir, wie diese beiden das gleiche Anliegen bewegt: ein neues Pfingsten, indem wir uns dem Heiligen Geist öffnen und die Angst verlieren.

1 Den Heiligen Geist und Jesus Christus nicht auf das Gesetz reduzieren

Der Papst spricht von drei Haltungen, die man gegenüber dem Heiligen Geist einnehmen kann. Eine davon bestehe im „Galater-Stil“, gegen den Paulus sich in seinem Brief wende. Dieser Stil stelle die Gesetze über alles, sogar über Jesus. Darum entstehe eine übertriebene Starrheit und Härte. Das sind diejenigen, die Jesus angreifen und die er Heuchler nennt. Sie sind bis heute nicht ausgestorben.

„Dieses Festhalten an den Gesetzen lässt den Heiligen Geist beiseite, es ignoriert ihn“, so Franziskus. Da wird die Kraft der Rettung Christi durch den Heiligen Geist aufgehalten. Man ignoriert das, denn nur das Gesetz zählt: So ist diese Haltung.  Es stimmt zwar, dass es die Zehn Gebote gibt, und wir müssen uns an sie halten, aber das muss immer von der Güte des Vaters, seines Sohnes und aus dem Geschenk des Heiligen Geistes heraus gemacht werden.  Nur so sind die Gesetze überhaupt verständlich.  Man kann nicht den Heiligen Geist und den Sohn auf die Gesetze beschränken.

Das war das Problem bei den Galatern, sie ignorierten den Heiligen Geist und konnten so nicht vorwärtsgehen. Sie waren verschlossen. Auch uns können manchmal diese Versuchungen kommen.“ Der Papst sprach auch von den Gesetzeslehrern.  Es gelte gegen die innere Verschlossenheit zu kämpfen – zumal Gesetze ja durchaus etwas Attraktives hätten, wenn sie von findigen Gesetzeslehrern vorgestellt würden. „Denn Ideologien verzaubern, und darum beginnt Paulus mit ,Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet?‘ Das waren eben jene, die mit Ideologien predigen. Alles, was sie sagen, ist wahr! Aber sie verblenden dennoch. Die Offenbarung Gottes ist jedoch noch klarer, und das erleben wir jeden Tag auf unserem Weg. Jene, die glauben, die ganze Wahrheit zu kennen, sind nicht dumm. Paulus findet sie noch schlimmer als dumm – er nennt sie ,unvernünftig!‘ Weil sie sich verblenden ließen.“ Die Wahrheit Gottes offenbare sich jeden Tag mehr und mehr, immer dynamisch, immer auf dem Weg.

2 Nicht in christliche Mittelmäßigkeit verfallen
Eine zweite Haltung mache den Heiligen Geist traurig. Das geschehe dann, wenn man sein Herz nicht öffne. Diese Haltung bringe höchstens zu „lauwarme Gläubige“ hervor. Doch in einem solchen Herzen könne der Heilige Geist nicht viel bewirken.

3 Vorwärts, vorwärts, vorwärts
Die dritte Haltung sei die, sich dem Heiligen Geist zu öffnen und zuzulassen, dass der Heilige Geist uns vorwärts treibe. Das ist das, was die Apostel taten: im Mut des Pfingsttages „verloren sie die Angst und öffneten sich dem Heiligen Geist“, betonte der Papst.

Und wenn jemand sich dem Heiligen Geist öffne, „dann wird er wie ein Segelschiff, das sich vom Wind vorwärts treiben lässt, vorwärts, vorwärts, und nicht zurück.“ Doch es sei notwendig, zum Heiligen Geist zu beten.

Zum Schluss lud der Heilige Vater ein, sich zu fragen, „ob mein Leben ein halbes Leben ist, lau, mittelmäßig, das den Heiligen Geist traurig macht und mich nicht der Kraft öffnet, vorwärts zu gehen, mich zu öffnen, oder ob es „ein Leben des ständigen Beten darum ist, mich für den Heiligen Geist aufzuschließen“.

Jeder soll sich heute im Laufe des Tages einmal kurz fragen: Ignoriere ich den Heiligen Geist? Reicht es wirklich aus, nur sonntags die Messe zu besuchen oder dies oder jenes zu tun? Dann fragt euch auch: Ist euer Leben vollständig, lauwarm – oder lasst ihr die Kraft des Heiligen Geistes in eure Herzen rein?“ Und: „Bitten wir Gott um die Gnade, uns aufzuschließen für den Heiligen Geist, um nicht zu Dummen, zu Ideenverliebten zu werden, zu Männern und Frauen, die den Heiligen Geist traurig machen.“

 

Foto oben: Katholische Studenten-Misiones Paraguay

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer, unter teilweiser Verwendung der Übersetzung von Radio Vatikan

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