Veröffentlicht am 2022-05-10 In Kirche - Franziskus - Bewegungen, Schönstätter

Er hat ein vermurkstes Bild der Kirche zurechtgerückt

DEUTSCHLAND, Helmut Bach • 

Am liebsten hätte ich schon damals bei der Beerdigung noch ergänzt, was über Pastor Heinz Künster gesagt wurde. —

Als ich jetzt gebeten wurde, in einem Blättchen meiner Gemeinde über das zu schreiben, was mich trotz allem noch in der Kirche hält, fielen mir zwangsläufig auch die guten Erfahrungen mit dem „Bodenpersonal“, insbesondere mit dem Pastor meiner Kindheit ein. So bin ich dann auf Ihre Internetseite geraten und habe den Artikel anlässlich seiner Beerdigung gelesen.

Sehr zutreffend hat Rektor Zillekens ihn damals als großen Beter und guten Beichtvater geschildert. Auch ich habe ihn in meiner Kindheit oft allein in unserer Kirche in einer Bank kniend gesehen, den Rosenkranz in den Händen. Und auch als verständnisvoller, geerdeter Beichtvater hat er für uns Jugendliche in der Pubertät manchmal ein vermurkstes Bild der Kirche wieder zurechtgerückt (einer seiner Vorgänger hatte in unserer Pfarrkirche für die Erstbeichte der Kommunionkinder einen Beichtstuhl aus weißem Bergkristall errichten lassen!).

Aber mir waren die Worte über ihn doch ein bisschen zu „brav“.

Dass das Vaterauge für einen Nicht-Schönstätter nicht viel mehr als eine bemerkenswerte Goldschmiedearbeit ist, muss ich sicher nicht erklären. Deshalb fehlt mir zu dieser Aufgabe Heinz Künsters sicher eine angemessene Betrachtungsweise.

Feier des 90. Geburtstags, 2015

Ein gefürchteter Autofahrer vor dem Herrn

Aber ich habe ihn in Zeiten kennen und schätzen gelernt, die sicher auch zu den Abenteuern an der Hand der Mutter gehörten. In der Volksschule hat er uns nach dem Religionsunterricht aus dem lehrreichen „Hölzernen Bengele“ vorgelesen, das wir heute nur noch als „Pinocchio“ kennen. Er war ein von allen Hühnern des Dorfes gefürchteter Autofahrer vor dem Herrn, der oft das rechte Pedal seines bedauernswerten VW-Käfers mit seinem schweren Schnürschuh durchtrat.

In unseren Pfadfinderlagern gab es keinen Sonntag, an dem er nicht zum Gottesdienst anreiste, manchmal Hunderte von Kilometern.

Wir kannten unseren Pfarrer auch in Badehosen, und es hat der Würde seines priesterlichen Amtes keinen Abbruch getan. Durch ihn wurden bei uns die ersten „Beat-Messen“ ermöglicht, bei denen ältere Gläubige die Kirche verließen. Heute nennt man es „Neues geistliches Liedgut“.

„Der Israeli am Kreuz wird als Erster gehen“

Als nach dem Suizid eines Jugendlichen einige gute Katholiken etwas gegen dessen kirchliche Beerdigung einwandten, drohte er ihnen von der Kanzel herunter an, er werde diese guten Christen zu gegebener Zeit nicht kirchlich beerdigen. Und schon Mitte der 1970er Jahre prophezeite er anlässlich von „Ausländer raus“-Parolen guter Katholiken, „der Israeli am Kreuz“ werde dann als Erster gehen. Er hatte ein großes Herz für die Bedürftigen und half, wo er konnte.

Als er nach Koblenz-Lützel versetzt wurde – damals ein sozialer Brennpunkt –, fuhren manche von uns mit dem Mofa oder Moped sonntags dorthin zum Gottesdienst, und manche von uns haben sich später von ihm trauen lassen.

Das alles wollte ich nicht unerwähnt lassen. Vielleicht können sie es als Kommentar auf ihre Internetseite setzen.

Für Ihre Bemühungen danke ich im Voraus.

Helmut Bach, Lahnstein, ehem. Pfarrei St. Nikolaus, Koblenz-Arenberg

Beerdigung von Pastor Heinz Künster, 2016

Beerdigung von Pastor Heinz Künster, 2016

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1 Responses

  1. Alejandro Blanco, ISPB sagt:

    Danke, Herr Bach, Sie sind ein wertvolles Zeugnis für die Qualität von Pfarrer Künster. Was für ein wahrer Seelsorger! Wie sehr brauchen wir heute echte gute Hirten nach dem Vorbild Jesu Christi wie unseren lieben Heinz.
    Wir bewahren und ehren sein Andenken in unserer priesterlichen Gemeinschaft.

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