Veröffentlicht am 2014-12-04 In Jubiläum 2014

Rückblick auf Rom: Papst Franziskus und unverhoffte Begegnungen

JUBILÄUM 2014 ROM, Sarah-Leah Pimentel. Vor ein paar Wochen habe ich ein paar Gedanken über unsere Jubiläumsfeierlichkeiten in Schönstatt erzählt, dass all diese besonderen Augenblicke für mich Augenblicke der Begegnung waren – Begegnung mit anderen und Begegnungen mit der Gottesmutter.

Aber die Begegnungen waren noch nicht zu Ende. Rom wurde der nächste fruchtbare Boden für die Gnade der Begegnung. Die größte Begegnung, natürlich, war die Audienz mit Papst Franziskus am 25. Oktober. Aber die Gnade der Begegnung war präsent in vielen Orten, die Schönstattpilger in Rom besuchten.

Schönstatt … wo man auch ging

Obwohl ich vorher in Rom gewesen bin, habe ich noch nie so viele Schönstatt-Tücher und -Fahnen überall in der Stadt gesehen, wo man auch ging. Völlig Fremde grüßten einander, einfach weil jemand eine Schönstattfahne oder ein Tuch entdeckte, in Santa Maria Maggiore, Santa Maria in Trastevere oder auf dem Petersplatz.

An einem Abend hatte eine Gruppe aus Südafrika ihr Abendessen in einem Restaurant nahe beim Trevi-Brunnen. Niemand aus der Gruppe trug ein Schönstattsymbol. Am Tisch neben uns war eine Gruppe Jugendlicher. Es schien eine seltsame Gruppe zu sein, denn einige sprachen Spanisch und einige sprachen brasilianisches Portugiesisch. Ich erzählte der Gruppe an meinem Tisch, dass ich dachte, das sei eine Schönstattgruppe. Ich bin nicht sicher, ob sie mir glaubten. Als die Gruppe der Jugendlichen aufstand, um zu gehen, sagte einer von ihnen auf Spanisch: „Wir sehen uns bei der Audienz.” Dann war es klar, sie waren Schönstätter. So grüßten wir sie mit „Viva Schönstatt“. Welche Freude war es, ihre Gesichter aufleuchten zu sehen, als sie erkannten, dass sie den ganzen Abend neben Mitgliedern ihrer Schönstattfamilie gesessen hatten, ohne es zu wissen.

Die Audienz – eine Begegnung zwischen einem Vater und seiner Familie

Wenn es unglaublich schien, dass 12 000 Schönstattmitglieder in der Pilgerarena am 18. Oktober versammelt waren, um das Liebesbündnis für das nächste Jahrhundert zu erneuern, war es noch unglaublicher, die lange Reihe von Pilgern früh am Morgen des 25. Oktober zu sehen. So viele Menschen waren nach Rom gekommen. Um den Heiligen Vater zu treffen. Aber dieses Treffen war viel mehr als das. Es war eine Begegnung zwischen einem Vater und seiner Familie.

Schon früh am Morgen gab es eine lange Schlange von Leuten, die Schönstattlieder in ihren eigenen Sprachen sangen und ihre nationalen Fahnen schwenkten. Die Reihe wuchs und wuchs, als sie sich außen um den Petersplatz schlängelte. Als die Gruppen sich auf den Weg in die Audienzhalle machten, wurde es bald klar, dass kein Platz für alle war. Eine lange Schlange von Menschen wartete noch, um die Sicherheitskontrollen zu passieren, aber die Halle war schon bis auf den letzten Platz besetzt.

Als Franziskus die Halle betrat, war die Menge überglücklich, endlich den Heiligen Vater zu treffen, dessen Botschaft sich wiederfindet in der Mission Schönstatts, hinauszugehen bis zu den äußersten Rändern der Gesellschaft, um die Gnaden der Gottesmutter zu den Menschen unserer Zeit zu bringen. Franziskus sah auch ganz erfreut aus, seine Schönstattkinder zu treffen. Er nahm sich Zeit, seinen Weg durch die Halle bis nach vorne zu gehen, hielt oft an, um jemanden zu grüßen, an dem sein Blick hängen geblieben war. Das war eine Familie, die zum Wiedersehen nach Hause gekommen war. Eine Begegnung der Herzen.

Sobald Papst Franziskus zu sprechen begann, tat er noch etwas, wodurch viele sich bei ihm noch mehr wie zu Hause fühlten. Er sprach seine spanische Muttersprache. Immerhin hatten siebzig Prozent der Menge Spanisch als Muttersprache, so fühlte es sich wirklich an, als spräche ein Vater mit seiner Familie. Er war völlig entspannt, so sehr, dass er kaum auf seinen vorbereiteten Text blickte und geradeweg aus dem Herzen sprach, regelmäßig ganz typische Ausdrücke aus seinem muttersprachlichen Buenos Aires porteño Slang gebrauchte.

Franziskus sprach unsere Sprache

Wahrhaftig, er sprach unsere Sprache, nicht nur, weil er Spanisch sprach. Aber alles, was Papst Franziskus sagte, war eine Erinnerung an die Sendung Schönstatts in den letzten 100 Jahren, und eine Ermutigung zu gesteigertem Eifer in den nächsten 100 Jahren.

Er sprach von der Mission, diejenigen zu begleiten, die wir auf unserem Weg treffen, vom Bilden persönlicher Beziehungen, die „es dem Gewissen ermöglichen zu reifen, zu heilen, zu lehren.“ Er betonte die Wichtigkeit der Ausdauer, der Treue und des lebenslangen Einsatzes für das Familienleben. Die Familie ist der erste Ort, wo das Liebesbündnis gelebt wird, und Schönstatts Geschichte von 100 Jahren Liebesbündnis steht als ein Zeichen der Ausdauer und als ein Geschenk, das es mit den Kulturen zu teilen gilt, in denen es Liebe und Einsatz für die Familie oft nur zeitweise gibt.

Papst Franziskus wies hin auf den zentralen Kern der Spiritualität Schönstatts – unsere Beziehung mit der Gottesmutter. Er erkannte an, dass „wir eine Mutter haben“ und dass sie „diejenige ist, die uns fortwährend Leben gibt.“ Darum sind wir berufen, ein Zeichen zu sein, dass wir als Gottes Volk keine „Waisen“ sind, sondern unsere Mutter mit der Kirche und Gesellschaft teilen.

Er betonte Schönstatts Jugendlichkeit – Echo der Worte aus der Gründungsurkunde, wo Maria verspricht, die „jugendlichen Herzen an sich zu ziehen“ –, die die „Kühnheit“ hat „auf Mission hinauszugehen“, „aufzubrechen auf die Straße“, die die Reise unseres Lebens ist, und dem Weg zu folgen, wo immer er hinführt, auch wenn wir auf dem Weg Fehler machen. Die Fehler, sagt Franziskus, sind notwendig für uns, um fähig zu sein, „sich selbst zu erniedrigen“ und „um Vergebung zu bitten“. Diese Demut ermöglicht die „Erneuerung des Herzens“, welches umgekehrt die „Erneuerung der Kirche“ ermöglicht.

Es gab noch so viel mehr, was er gesagt hat; als er scherzhaft über seine Vision von einer Kirche sprach, die hinausgeht, und darüber, dass er ein MTA-Bild auf seinem Nachttisch hat und dass er SIE jeden Morgen grüßt, wenn er aufwacht.

Aber vielleicht war die wichtigste Botschaft, die die Schönstattfamilie aus der wunderbaren Begegnung mit Papst Franziskus erhalten hat, eine Vision von unserer Bündnis-Mission für die nächsten 100 Jahre, einer Mission, die uns mit dem Herzen des Heiligen Vaters und dem Herzen der Kirche vereint: „Eine Kultur der Begegnung ist eine Bündniskultur. Und die schafft Solidarität. Kirchliche Solidarität.“

In die neueste Zeit

Wahrhaftig, alle Begegnungen, die wir in Schönstatt und in Rom hatten, waren eine Vorbereitung für unseren Weg in die neueste Zeit – um eine Kultur der Begegnung zu schaffen, eine Kultur des solidarischen Bündnisses. Eine Begegnung zwischen Kirche und Gesellschaft.


Der vollständige Text der Botschaft von Papst Franziskus an Schönstatt bald als Arbeitspapier (pdf), Buch und E-Book (Editorial Nueva Patris, Chile in Zusammenarbeit mit schoenstatt.org)

Original: Englisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert