Ein nächtlicher Strahl der Hoffnung geht vom Kreuz aus RS

Veröffentlicht am 2023-11-21 In Leben im Bündnis

Sich im Heiligtum verkriechen und die Welt draußen toben lassen? Nein!

DEUTSCHLAND, Renate Siebenkäs •

„Der Bündnisabend vom 18. November bewegt mich heute noch immer. Martin Emge hat das neue Jahresmotto stark ausgearbeitet, so dass es etwas mit mir und meinem Alltag zu tun hat“, so eine Teilnehmerin ein paar Tage später. Dabei hatte die Predigt mehr als deutlich gemacht: Es geht nicht um ein Disneyland, sondern um Weltgestaltung mittendrin in der Realität dieser Welt. —

Prediger Martin Emge - Planungsteam Familien ganz kreativ Motto gestaltet Foto Vroni Freitag

Prediger Martin Emge – Das Planungsteam der Familienbewegung hatte ganz kreativ das Motto gestaltet | Foto Vroni Freitag

Gleich zu Beginn schickte Diözesanpräses Martin Emge die rund 50 Gottesdienstbesucher auf die Suche nach einer kleinen Veränderung im Altarraum. Auf der linken Seite hängt jedes Jahr gut sichtbar eine Darstellung der jeweiligen Jahreslosung. Die in warmen Tönen gehaltene Jahreslosung 2022/3: „Miteinander auf Gott hören“, die uns in einen bunten Altarraum mit vielen Menschen führte, emotional einladend wirkte, ist einem kühlen Blau gewichen. Eine Weltkugel schwebt unübersehbar im Nachtblau des Himmels, durchzogen von vielen Rissen. Stehen sie für die vielen Risse, die vielen grausamen Bilder der Nachrichten und die große Sehnsucht vieler Menschen? Wann wird das Morden, die vielen Gewalttaten ein Ende haben?

„Wofür kann die Weltkugel mit ihren Rissen noch stehen?“ fragte Martin Emge und gab selbst die Antwort: „Sie steht nicht nur für die große, unübersehbare Welt, sondern sie zeigt auch auf meine kleine Welt, auf meinen Alltag mit seinen Problemen, auf mein Leben, auf meinen Auftrag, den ich von Gott erhalten habe. Die Gottesmutter begleitet uns in den Rissen, schafft Raum für unseren Herrn“.

Die Risse heilen

Sich im Heiligtum verkriechen und die Welt draußen toben lassen? Ist das die Lösung? Nein, machte Emge klar, das ist der völlig falsche Ansatz. Gott macht klar, dass es an uns ist, mit den Mitteln und Talenten, die er uns schenkt, die Risse zu heilen.

2023 und 1914: Der Anfang Schönstatt ist vom Krieg geprägt

1914 – die Panzer rollen schon, und Pater Josef Kentenich gründet Schönstatt. Er will seine ihm anvertrauten jungen Männer lehren, im Glauben stark zu werden, keine Angst zu haben und nicht mutlos zu werden. Diese Männer holen sich die Kraft von oben, von der Dreimal Wunderbaren Mutter (MTA) – so ziehen viele von ihnen in den Ersten Weltkrieg. Wir dürfen sie bewundern, wie sie innerlich stark geblieben sind. Sie konnten sich geistig in die Kapelle versetzen und so spüren: Die Gottesmutter ist bei mir, auch wenn links und rechts die Granaten einschlagen.

Der zweite Weltkrieg

In den dreißiger Jahren gerät der Gründer sehr schnell in Konflikt mit der Politik. Er ist von Anfang an ein Rebell und spricht klar aus, was andere nur zaghaft zu denken wagen. Kentenich spürt, dass Hitler gegen Gott arbeitet. So landet er, wie nicht anders zu erwarten war, im Konzentrationslager.

Viele fragen sich: Wie geht es weiter?

Aber Pater Kentenich bleibt ruhig. Er sagte: „Am Horizont zeigen sich — langsam erkennbar — die großen Strukturlinien einer neuen Welt. Eine alte Welt ist am Verbren­nen.“ Und einige Jahre später: „Lassen wir die furchtbaren Trümmer, die schrecklichen Verheerungen auf uns wirken, die uns allenthalben in der physischen, in der moralischen, in der geistigen Ordnung begegnen, so möchten wir den Atem anhalten. Es muss eine herrliche neue Welt sein, die er aus diesem gewaltigen Sterben erstehen lassen, es muss eine wundersame Ordnung sein, die er aus den Katastrophen und Ruinen neugestalten will.“

Die Vision einer neuen Welt entsteht. Eine Welt mit einem festen Glauben an Gott, der uns beschützen und begleiten wird.

Belastbar

P. Kentenich wünschte sich, dass Schönstätter vielleicht mehr als viele andere Menschen in der Lage sein sollten, Leiden zu ertragen. Freie, innerlich belastbare Menschen, die in Krisen keine Angst haben, weil sie sich von oben gehalten wissen. Im Bündnis auch von Engeln getragen, mitten im Feuer begleitet.

Schönstätter sind nicht allein. Das Taufbündnis gilt. Verbündet mit dem dreifaltigen Gott. Darin liegt unsere Kraft. Darum schenkt uns der monatliche Bündnistag immer wieder die neue Gewissheit: „Fürchte dich nicht, ich bleibe bei dir und ziehe mich nicht zurück!“

Gott traut es mir zu

Bezugnehmend auf das Tagesevangelium (Der Herr schenkt seinen Dienern Talente) stellte Martin Emge das große Vertrauen heraus, das Gott uns schenkt. Bei ihm gebe es kein Leistungsdenken. Er vertraut seinen Dienern alles an. Sie bekommen keine To-Do-Liste, keine Checkliste, sie können mit dem Geld machen, was sie wollen.

Gott ist der beste Vertrauenstrainer. Er traut uns etwas zu. Er schreibt uns nicht vor, wie wir leben sollen. Er lässt uns alle Freiheiten, weil er an uns glaubt. Gott hat Geduld, unendliches Vertrauen, und das hat Pater Josef Kentenich selbst von Gott gelernt. Er wollte immer das Vertrauen des anderen stärken.

In den Rissen braucht Gott Menschen, die Raum schaffen. Gott traut mir zu, die Welt zu kitten! Sie braucht einen Neuanfang. Es braucht Menschen, die in den Rissen Raum schaffen, die Vertrauen schaffen.

Der Marienberg kann eine Antwort geben auf die vielen Risse. Das Liebesbündnis führt in die Tiefe. Wir dürfen die Angst ablegen, alles in den Krug legen.

Die Welt mit ihren Rissen ruft uns Schönstättern zu: „Wir brauchen euch! Wir brauchen euer Vertrauen! Bringt eure neuen Ideen, gebt uns kreativen Wachstumsraum. Wir brauchen Stärkung.“

Bündnisfeier Marienberg Bamberg

Bündnisfeier Marienberg Bamberg

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