Lebensphasen

Veröffentlicht am 2023-10-15 In Projekte

Männerwerkstatt: Der „wilde Mann“ in den einzelnen Lebensphasen

DEUTSCHLAND, Peter Hagmann •

Am Sonntag, den 01.10.2023 ging es beim Online-Meeting der Männerwerkstatt2022 wieder um Gedanken aus dem Buch des amerikanischen Franziskaner-Paters Richard Rohr „Der wilde Mann. Geistliche Reden zur Männerbefreiung“ (Claudius-Verlag, 1. Auflage 1985). Richard Rohr ist Bestsellerautor, gefragter Redner und vor allem in der Männer-Seelsorge tätig. —

Bereits ab Januar 2023 war es in der Männerwerkstatt an drei Abenden um das Buch von Richard Rohr gegangen. Nun also war es wieder „dran“. Es ist eine Lektüre, die sich jeweils auf nur ein oder zwei Seiten des Buches beschränkt und von da aus freien Assoziationen und Gedankenläufen Raum gibt.

Der 1. Oktober stand ganz im Zeichen der Lebensphasen.  Welche Lebensphasen haben welche Bedeutung für unsere Persönlichkeitsentwicklung? Welches Feuer brennt heute noch in mir, das mich einst angetrieben hat?

Die Männer verknüpfen die Thesen und Anregungen von Richard Rohr mit ihren eigenen Lebenserfahrungen. Einer der Teilnehmer kennt sich im Buddhismus aus und ergänzt das Gespräch um die vier Lebensphasen, die der Buddhismus kennt:

Der Buddhismus unterscheidet vier aufeinanderfolgende Lebensphasen: Von der Schüler- und Studienphase (Bramacharya) über die Familien- und Berufsphase (Grihasta) bis hin zur Ruhestands- und Suchphase (Vanaprastha) und dem „weisen Alter“, in dem die weltlichen Bindungen aufgegeben werden, um eine „Gottverwirklichung“ zu erreichen (Sannyasa).

Lebensphasen

Kann man auch in einer Lebensphase hängenbleiben?

Werden die Lebensphasen so gelebt, wie es unsere spirituelle Entwicklung vorgesehen hat, oder bleiben wir in der Phase Familie und Beruf quasi stecken? Eine gute Frage, ergänzt um die Beobachtung: Wir erleben in unserer westlichen Welt eine ewige Suche nach der eigenen Identität und Selbstverwirklichung, ein Steckenbleiben in der Pubertät sozusagen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass es erst seit der Schulpflicht und der Sozialgesetzgebung im 19. Jahrhundert die Lebensphasen „Kindheit“ und „Alter“ in dieser Form gibt.

Erst seit Kinderarbeit gesellschaftlich unerwünscht und schließlich verboten wurde, gibt es die Phase der Kindheit. Die Phase des Alters hat sich in modernen Gesellschaften zu einer eigenständigen und zeitlich ausgedehnten Lebensphase entwickelt. Es gehört zu den großen Errungenschaften des Sozialstaates, im Alter nicht mehr arbeiten zu müssen und den Ruhestand genießen zu können.

Die Gruppe geht dann über zu der Frage: „Lebe ich wirklich das, wofür ich brenne, oder bin ich nur noch jemand, der funktioniert, aber eher das erloschene Feuer in sich trägt und gleichzeitig die große Sehnsucht nach „Mehr“? Wofür lohnt es sich für mich, jeden Tag erneut aufzustehen und seine Energie einzusetzen?

Lauf ich meiner Jugend hinterher oder dem Alter davon?

Nach diesem von Richard Rohr inspirierten Impuls geht es im anschließenden offenen Austausch um Erfahrungen und Anregungen aus dem, was persönlich wach geworden ist.

In Blick auf die Lebensphasen sagt einer der Teilnehmer, auch die Motive, die hinter gesteigertem sportlichem Engagement stehen, sollten kritisch hinterfragt werden und die wahren Motive ganz persönlich geklärt werden, getreu dem Motto: „Lauf ich meiner Jugend hinterher oder vor meinem Alter davon?“
Im Leben des Mannes gibt es eine Zeit, in der der Wettbewerb und das Vergleichen zurücktreten und anderen Motiven Platz machen sollten, wie z.B. der inneren Einkehr oder dem Abschalten. Im Herbst des Lebens geht es für den „weisen Mann“ eher darum, zu begleiten und zu helfen, als Ratgeber zur Verfügung zu stehen, sich aber nicht aufzudrängen. Im Bild des Feuers geht es dann eher nicht mehr darum, zu brennen, sondern eine Glut in sich zu tragen, die Wärme, Geborgenheit und Sicherheit ausstrahlt.

Es ist nicht immer leicht, sich auf neue Phasen einzulassen oder überhaupt zu erkennen, wann eine solche Phase beginnt. So berichtet Roland, wie er nach der Konversion vom evangelischen zum katholischen Glauben auf einem steinigen Weg seinen Glauben neu erkämpfen musste und sich in einer neuen Rolle und Phase wiederfand.

Thomas bringt das Bild eines Fischers beim Nachtfischen, der nicht mehr als drei Feuer gleichzeitig am Brennen halten kann, um allen Aufgaben gerecht zu werden. Ähnlich verhält es sich mit den Lebensbereichen Familie, Beruf, Freunde, Hobbys, Glaube und was sonst noch dazu kommen kann.

Franz berichtet, wie er mit der Pensionierung in eine neue Lebensphase eintrat, in der er einige Zeit brauchte, um die Aufgaben zu finden, die ihn glücklich und erfüllt machen. So bleibt er im Bereich der beruflichen Weiterbildung mit jungen Erwachsenen in Kontakt und gibt seine langjährigen Erfahrungen weiter.

Lassen wir uns also bewusst auf die Lebensphasen ein und erkennen wir, wann es an der Zeit ist, von einer Lebensphase in die nächste zu wechseln und auch diese bewusst zu leben.

Männerwerkstatt


Der nächste Abend Männerwerkstatt findet am Sonntag, 5. November, wieder um 20:00 Uhr als Zoom-Konferenz statt.

Nähere Infos unter www.maennerwerkstatt2022.org

Schlagworte: , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert