Veröffentlicht am 2015-04-21 In Misiones

Familien-Misiones in Peñarroya-Pueblonuevo, Spanien

SPANIEN, Madrid, Bárbara de Francheschi •

Peñarroya-Pueblonuevo ist ein Ort in Córdoba, Spanien, an der Grenze zur Extremadura. Sein Fluss, Guadiato, bewässert den Fuß der Sierra Morena, die man in der Ferne sieht und die im Frühling grün ist. Große Weiden säumen die Stadt, und diese Weiden sind voller Jahrhunderte alter Eichen und Olivenbäume, in denen Rebhühner und alle Arten von Vögeln zusammenleben und nisten in einem mediterranen Klima mit milden Wintern und Sommern, die nicht zu warm sind im Vergleich zum Rest der Provinz Córdoba.

„Córdoba chica“, wie dieser Ort seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts genannt wurde, erlebte eine spanisch-französisch gegründete Bergbauindustrie, die sehr erfolgreich war und eine bedeutende Metallindustrie. In der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, in seiner größten Blütezeit, hatte es nicht weniger als 55.000 Einwohner. Heute leben seine 13.000 Einwohner von Handel und Dienstleistungen und stark reduzierter Landwirtschaft und Viehzucht, die früher dieser Region eigen war.

Raus aus den Häusern, raus aus der Bequemlichkeit, raus auf die Straßen…

Vor dem Hintergrund von aufgegebenen Bergwerken und abgerissenen Gebäuden, die an die Blütezeit der Industrie in dieser Region erinnern, öffneten sich Türen für uns und für die Familien-Missionen. Dort in dem alten französischen, vormals von Bergingenieuren entworfenen Viertel, in dem jetzt verlassene oder umgebaute Häuser stehen, suchten wir fünfundachtzig Missionare Unterkunft. Wir Missionare aller Altersgruppen, die dem Ruf des Heiligen Vaters folgen wollten – Raus aus den Häusern, raus aus der Bequemlichkeit, raus auf die Straßen – geht hinaus zur Begegnung… Mit dem Wunsch, das Bündnis zu leben, geben wir, was wir sind und was wir ererbt haben, zusammen mit einem sehr jungen, begeisterten Pfarrer, der wirklich wünscht, seine Gemeinde zu erneuer, und der seine Gläubigen begleiten möchte auf die beste Weise, die ihm möglich ist.

Wir klopften an Türen. So viele ältere Menschen, die allein leben … mit arbeitslosen erwachsenen Kindern und mit der Verantwortung für ihre Enkelkinder … So viele Menschen ohne Arbeit, in der Hoffnung auf irgendetwas … mit einem Leben ohne Plan, ohne Glück, mit dem Bedürfnis, wieder mit der Pfarrgemeinde verbunden zu sein, wo sie vor langer Zeit das Leben von „El Llano“ gefeiert haben, einem Viertel, wo die Pfarrgemeinde San Miguel sich befindet und wo wir unseren Dienst anboten. Workshops für die Jugend am Nachmittag, Erwachsene und Kinder füllten die freundlichen und schönen Orte. Sie wussten nicht, was sie für uns tun sollten; wir wussten nicht, was wir für sie tun sollten, und zusammen entwickelten wir die Tage der Heiligen Woche in Peñarroya.

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Wo das Bündnis gelebt wird

Wir haben gelernt, dass das Bündnis gelebt wird, an welchem Ort und unter welchen Umständen auch immer. Die Gottesmutter weiß nichts von Starrheit oder unbeweglichen Strukturen. Es wird da gelebt, wo Menschen Gott nahe sein möchten. Es spielt keine Rolle, ob sie regelmäßig mit der Pfarrei in Kontakt sind, ob sie zur Bruderschaft der Jungfrau gehören, aber nicht an der Sonntagsmesse teilnehmen, oder ob sie nur die andalusische Jungfrau verehren, deren Verehrung hier so tief verwurzelt ist, dass niemand, auch nicht durch einen Blick, es wagen würde, ihr den Rücken zu kehren: ‚Macarena, la Virgo del Rocio‘ [Macarena, die Jungfrau der Tautropfen]… Das Bündnis wird gelebt und von jedem Herzen angenommen, das offen ist für die Hoffnung. Und das, nur das war unsere Absicht, was wir mit ihnen tun wollten .

Auf den Straßen war das Treiben nicht aufzuhalten wegen der Karwoche, dem Höhepunkt des Kirchenjahres, dieser besonderen Zeit des Jahres, die den Rhythmus der Diözese bezeichnet, für den sich die Träger, Büßer und Nazarener mit eiserner Disziplin vorbereitet hatten, befrachtet mit „los pasos“ [den Schritten] ihres ‚Cristo del Buen Amor‘ [Christus der guten Liebe] oder der ‚Virgen de la Amargura‘ [Jungfrau der Bitternis] … Eindrucksvoll die sechsstündige Prozession durch die engen Straßen des Dorfes bis tief in die Nacht. Wer wagt es heute, mit dem gekreuzigten Christus über die Straßen zu gehen und mit seiner Mutter, gebrochen von Schmerz und strahlend in der Hoffnung, dass der Tod ihres Sohnes nicht vergeblich ist für die Menschen aller Zeiten?

Im Kelch wollten wir die Probleme, die Einsamkeit, die Gesundheit und die Ängste der Menschen in Not aufnehmen

250408-03-misiones-familiarres-esDas ist ihre wunderbare Kultur; ihre Gottesmutter und unsere ist die gleiche, nur bekleiden sie sich für den Anlass mit unterschiedlicher Garderobe. Ihr ans Kreuz genagelter Christus schaut auf uns mit Zärtlichkeit und unendlicher Traurigkeit, fordert uns von dort auf, jede Person zu begleiten, die Liebe braucht. Und wir möchten, wie Maria auf dem Kreuz der Einheit, im Kelch die Probleme, die Einsamkeit, die Gesundheit und die Ängste der Menschen in Not aufnehmen. Wir opferten das auf im Nachtgebet, draußen, bei Vollmond, vor dem provisorischen Heiligtum aus entzündeten Kerzen.

Sehr wenig ist nötig um auf Mission zu gehen

Sehr wenig ist nötig um auf Mission zu gehen: Sich lösen von sich selbst, die Bequemlichkeit vergessen, an die wir in den großen Städten gewöhnt sind, das Beste aus sich selbst hervorbringen, die geschenkten Talente, und Christus in den Mittelpunkt zu stellen.

Maria zeigte sich in diesen Tagen unter uns anwesend. Sie lehrte uns, wie man ihren Sohn begleitet, wie man hinausgeht um einer anderen Person zu begegnen. Fürsorglich wie immer zeigte sie uns den Weg, die Straßen zu durchstreifen, und in jedem Herzen wirkte sie das Wunder der Wandlung.

Wir sind Schönstattfamilie, ohne eigenen Nachnamen, für einen Tag!

Unsere Misiones haben die Besonderheit, lebendig zu sein mit großer Schlichtheit und viel Gebet. Ganze Familien mit Kindern jeden Alters versammeln sich, um Zeugnis zu geben von Freude und Einfachheit. Vollständig Familie zu sein, das ist auch bei dieser Begegnung der verschiedenen Schönstatt-Gemeinschaften das ganz Besondere: Liga, Bund, Institute, Studenten, Berufstätige, Patres, Schwestern, Senioren, mittleres Alter und Kleine, Gäste … Missionare und Missionierte. Auch Menschen aus verschiedenen Orten aus dem ganzen Land: aus Madrid, Katalonien, Asturien. Die Misiones werden von der Familienbewegung organisiert, aber wie von selbst sind sie ein Spiegel der gesamten großen Schönstattfamilie. Und so denken wir, dass, wenn Pater Kentenich mit uns reisen würde, er zu uns sagen würde: „Jeder hat einen Platz in Schönstatt…“ Wir sind einfach Schönstattfamilie, ohne den eigenen Nachnamen der Gliederungen, für einen Tag! Wir öffnen die Türen unseres Heiligtums, und wir gehen hinaus um jedem zu begegnen mit unserem lebendigen Bündnis im Herzen. Wir geben, wir erhalten viel mehr als wir geben, und wir kommen nach Hause mit dem Gefühl einer erfüllten Mission und angefüllt mit Gott. Es ist nicht leicht, das Missionskreuz abzunehmen, das wir um den Hals tragen. Das Gefühl von Dankbarkeit ist ungeheuer, ebenso die Müdigkeit, aber vor allem: das Erleben war jeder Mühe wert!

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Original: Spanisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland

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