Peregrina Venezuela

Veröffentlicht am 2021-05-16 In Kampagne

Ein Flüchtling aus Venezuela bringt die Pilgernde Gottesmutter zu Obdachlosen in Santiago

VENEZUELA/CHILE, Maria Fischer •

„Ich danke Ihnen auch dafür, dass Sie meine Geschichte erzählen wollen“, sagt Luis Osvaldo Ortiz Oropeza, ein junger Venezolaner, der seit vierJahren in Santiago de Chile lebt. „Wenn es zum Lob und zur Ehre unseres Herrn ist und um die Liebe zu unserer Mutter zu fördern, stimme ich zu, solange die Gottesmutter die Hauptperson ist. Sie ist diejenige, die eine Geschichte der Mission in meinem Leben schreibt. —

Eine Geschichte der Mission in meinem Leben.
Eine Geschichte der Mission in meinem Leben. Eine Botschaft wie gemacht zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, der heute in der Weltkirche zum 55. Mal begangen wird. “ Um die Wahrheit des Lebens, das zur Geschichte wird, erzählen zu können (vgl. Botschaft zum 54. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, 24. Januar 2020), ist es notwendig, die bequeme Überheblichkeit des “Weiß ich schon!” abzulegen und sich in Bewegung zu setzen; zu gehen, um zu sehen, bei den Menschen zu sein, ihnen zuzuhören und die Anregungen der Wirklichkeit zu sammeln, die uns unter vielerlei Gesichtspunkten immer wieder überraschen wird. »Halte staunend die Augen offen für das, was du siehst, und lass deine Hände von frischer Lebenskraft erfüllt sein, damit die anderen, wenn sie dich lesen, mit eigenen Händen das pulsierende Wunder des Lebens berühren«, riet der selige Manuel Lozano Garrido seinen Journalistenkollegen. Ich möchte daher die diesjährige Botschaft dem Aufruf “komm und sieh” widmen, als Anregung für jede kommunikative Ausdrucksform, die klar und ehrlich sein will: in der Redaktion einer Zeitung ebenso wie in der Welt des Internets, in der alltäglichen Verkündigung der Kirche wie in der politischen oder gesellschaftlichen Kommunikation. “Komm und sieh” ist die Art und Weise, auf die der christliche Glaube mitgeteilt wird, beginnend bei jenen ersten Begegnungen an den Ufern des Jordan und des Sees Gennesaret“, sagt unser Papst Franziskus in seiner Botschaft zum heutigen Tag.

Alles beginnt mit einer Frage

Peregrina Venezuela

2004: Christel Sonnekalb vor der Abfahrt nach Venezuela

„Mit einem herzlichen Gruß möchte ich Sie um Folgendes bitten: Jedes Bild der Pilgernden Gottesmutter hat eine Nummer oder einen Code auf der Rückseite, richtig? Vor einiger Zeit bekam ich eines, das ich in einem Lagerhaus fand und das ich liebevoll restauriert habe. Nachdem ich die Geschichte kennengelernt hatte, wurde ich ermutigt, mehr über die Gottesmutter zu lernen, und mir wurde klar, dass die Rückseite diese Zahl 457 oder 957 hat, ich würde gerne wissen, was sie bedeutet.“ Diese Nachricht kam vor ein paar Tagen in der Redaktion von schoenstatt.org an, aus Santiago, Chile. Angeregt durch die Suche nach Geschichten aus dem realen Leben, habe ich nachgefragt … und es scheint, dass meine Pilgernde Gottesmutter in meinem Redaktionsheiligtum, diejenige, die im Jahr 2004 für einige Wochen mit Christel Sonnekalb, damals Mitarbeiterin von schoenstatt.org, in Venezuela war, dabei verschmitzt lächelte…

Zehn Tage zu Fuß unter ihrem Schutz

Luis Ortiz ist Venezolaner und lebt seit vier Jahren in Santiago de Chile. Er fand ein Bild der Pilgernden Gottesmutter in einem Lagerhaus, halb zerbrochen, vergessen, verloren, verlassen, verunglückt auf ihrer Pilgerreise durch die Straßen. Risiko desjenigen, der hinausgeht….

Luis erzählt: „In diesem Fall hat sie mich wieder einmal erobert. Hinter all dem steckt eine besondere Geschichte. In meinem Land, Venezuela, ist die Verehrung der Gottesmutter von Schönstatt nicht „populär“, aber an dem Tag, an dem ich floh, gaben mir einige befreundete Nonnen ein Bildchen der Gottesmutter von Schönstatt und dazu die Weihe und baten mich, sie jeden Tag zusammen mit dem Rosenkranz zu beten. So waren es zehn intensive Tage auf der Straße, in denen ich definitiv zu keinem Zeitpunkt hilflos war. Als ich an dem Ort ankam, an dem ich eine Weile unterkam, fand ich dieses Bild der Pilgernden Gottesmutter und danach lernte ich auch ihr Heiligtum kennen.“

Trost spenden für Menschen in Gefahr und verzweifelten Situationen

Peregrina Venezuela

In der Botschaft von Venezuela in Santiago de Chile

Ich bitte Luis um einige Fotos von der Pilgernden Gottesmutter und die, die er mir schickt, berühren mein Herz. Nichts Süßes mit Blumen und rosa Wolken, sondern das brutale und reale Leben der Straße. Und sie mittendrin.

„Die Fotos wurden im letzten Winter in der venezolanischen Botschaft aufgenommen, wo mehr als 300 Menschen befanden, obdachlos, arbeitslos und von der Pandemie betroffen. Sie forderten humanitäre Hilfe und einen Flug zur Rückkehr in ihr Land. In diesem Moment wollte ich neben der körperlichen Nahrung auch, dass die Gottesmutter als Trost für so viele Menschen dient, die sie mit Vertrauen und Hoffnung empfangen haben“.

„Die anderen Fotos zeigen Menschen, die auf der Straße leben und drogenabhängig sind. Sie verbringen den Winter auf den Plätzen von Santiago und werden dort von der Gesellschaft irgendwie vergessen. Ich fuhr mit meinem Fahrrad hin, beladen mit Sandwiches und Tee, damit sie eine Geste der Nächstenliebe, eine Geste der Güte spüren würden. Die Mutterfigur ist wichtig für eine Person auf der Straße, darum bin ich dorthin gegangen, trotz der Angst, die ich empfand, und haben sie Maria und mich mit viel Zuneigung und Respekt aufgenommen.“

Ich möchte, dass mein Land ein Land der Gottesmutter ist

„Ich bin Venezolaner und ich möchte, dass mein Land die Gegenwart der Gottesmutter genießt. In einigen Staaten gibt es bereits einige Bilder der Pilgernden Gottesmutter. Aber ich möchte ihre Verehrung mehr fördern. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich las, dass deine Pilgernde Gottesmutter zweimal Venezuela besucht hat. Gott sei gelobt!

Für mich ist es sehr berührend, das Wirken der Gottesmutter in meinem Leben und in meiner Umgebung zu spüren.

Venezuela und die ganze Welt brauchen viel Gebet, und ich weiß, dass die Gottesmutter Fürsprache hält und diejenigen beschützt, für die wir beten.

Ich bin sicher, dass viele Venezolaner, die außerhalb Venezuelas sind und in irgendeiner Weise die Gegenwart der Gottesmutter im Heiligtum erlebt haben, nicht dabei stehen bleiben wollen, sondern möchten, dass auch unsere venezolanischen Brüder und Schwestern diese Freude erleben. Deshalb habe ich an zwei Pfarreien in Venezuela, in denen die Pfarrer die Verehrung der Gottesmutter von Schönstatt verbreiten, Bilder der Gottesmutter geschickt. Es gibt insgesamt vier Pfarreien, in denen wir mit Hilfe der befreundeten Pfarrer die Samen der Liebe zur Gottesmutter von Schönstatt verbreiten konnten.

Ich möchte Missionar sein und die Gnade haben, die Gottesmutter auf Mission zu bringen, ich tue es schon in einem kleinen Dienst der Liebe für die Obdachlosen, aber bald werde ich sie durch Europa bringen, auf dem Weg nach Santiago de Compostela, damit ich unterwegs evangelisieren und die Verehrung und das Wissen über das Heiligtum und die Gottesmutter fördern kann.

Ehre sei Gott für alles, was er durch die Liebe der Gottesmutter in meinem Leben vollbracht hat. Möge dieses Zeugnis dazu dienen, dass viele Menschen es wagen, sich Gott zu nähern, dem Gott, der auf der Straße schläft, dem Gott, der nachts umherwandert und Schutz sucht, dem Gott, der vor dem sozialen Krieg flieht auf der Suche nach einer besseren Zukunft für seine Familie.
Möge die Gottesmutter unsere Herzen gütiger, menschennaher, hilfsbereiter machen… Möge unser Leben nur ein Beispiel und ein Spiegelbild der barmherzigen Liebe sein, die Gott zu uns hat und die er durch den zärtlichen Blick unserer Mutter ausdrücken wollte, die in jedem Heiligtum, in jeder Pilgernden Gottesmutter, in jeder Ecke, wo eine Marienverehrung beginnt, auf uns wartet, um zu bestätigen, dass wir alle ihr gehören, und möge sie uns als ihr Werkzeug gebrauchen.
Möge es uns nie an der Sendung und der Gelegenheit fehlen, dem zu dienen, der leidet, dem Christus zu dienen, der im Antlitz des Bruders leuchtet.“

Komm und sieh

„Auch der Journalismus als Erzählung der Wirklichkeit erfordert die Fähigkeit, dorthin zu gehen, wo sonst niemand hingeht, also einen Aufbruch und den Wunsch, zu sehen. Neugierde, Offenheit und Leidenschaft. Wir müssen danken für den Mut und den Einsatz so vieler Medienschaffender – Journalisten, Kameraleute, Filmeditoren und Regisseure, die oft unter großen Gefahren arbeiten -, wenn wir heute zum Beispiel etwas über die schwierige Lage verfolgter Minderheiten in verschiedenen Teilen der Welt erfahren; wenn die vielfältige Gewalt und Ungerechtigkeit gegen die Armen und gegen die Schöpfung angeprangert werden; wenn über so viele vergessene Kriege berichtet wird. Es wäre ein Verlust nicht nur für die Information, sondern für die gesamte Gesellschaft und für die Demokratie, wenn diese Stimmen verschwinden würden: unsere Menschheit würde ärmer werden“, sagt der Heilige Vater.

Es wäre ein Verlust für ganz Schönstatt, wenn wir die Geschichte von Luis Ortiz und seiner Pilgernden Gottesmutter nicht erfahren würden.

Venezuela Peregrina
Original: Spanisch, 16.05.2021. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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