Photo: ©️ Sebastiao Roxo / JMJ Lisboa 2023

Veröffentlicht am 2023-08-04 In WJT Lissabon 2023

Lasst sie alle kommen, aber alle, alle, alle, alle

WJT LISSABON 2023, Maria Fischer –

„Alles in Portugal ist jetzt eine einzige Freude, dank Franziskus. Es treibt mir die Tränen in die Augen. Ein 15-jähriges Mädchen, das auf dem Bürgersteig auf den Papst wartet, ruft aus vollem Halse: „Eu amo o Papa“, ich liebe den Papst. Die wahre Seele Portugals kommt jetzt zum Vorschein“. Lena Castro aus dem Team von schoenstatt.org versteht es, den Tag der Ankunft von Papst Franziskus in Portugal zusammenfassen, der damit begann, dass junge und nicht mehr ganz so junge Menschen dem Papst auf dem Weg vom Flughafen entgegenliefen, und der mit der persönlichen Begegnung mit Opfern von Missbrauch durch Priester endete. —

Am Abend des ersten Tages seines Aufenthaltes in Lissabon, „nach Abschluss der institutionellen und kirchlichen Treffen mit tiefgreifenden und programmatischen Botschaften, hat Papst Franziskus in der Nuntiatur eine Gruppe von 13 Personen empfangen, die Opfer von Missbrauch durch Mitglieder des Klerus sind, begleitet von einigen Vertretern der portugiesischen kirchlichen Institutionen, die für den Schutz von Minderjährigen verantwortlich sind“, heißt es in der Mitteilung des Pressebüros des Vatikans, die wenig später an die akkreditierten Journalisten verteilt wurde. „Das Treffen fand in einem Klima des intensiven Zuhörens statt, dauerte mehr als eine Stunde und endete kurz nach 20.15 Uhr“, heißt es im offiziellen Kommuniqué weiter. Eine Stunde mit dem Papst kann die Wunden nicht heilen. Sie kann auch keine Gerechtigkeit bringen, geschweige denn garantieren, dass so etwas Schreckliches nie wieder passiert. Aber eine Stunde mit dem Papst kann einen Moment des Trostes schenken, einen Moment der Aufmerksamkeit, der Anerkennung. Er hat sie empfangen und jeden einzelnen um Vergebung gebeten.

Die Kirche, so hatte er zuvor bei der Begegnung mit Ordensleuten, Priestern und Seminaristen gesagt, braucht „eine demütige und ständige Reinigung, ausgehend vom Schmerzensschrei der Opfer, die immer willkommen geheißen und angehört werden müssen“.

Peregrinos à espera do Papa / Pilgrims waiting for the PopePhoto: ©️ Sebastiao Roxo / JMJ Lisboa 2023

Pilger am Weg des Papstes bei seiner Ankunft in Lissabon
Photo: ©️ Sebastiao Roxo / JMJ Lisboa 2023

Wenn die Menschen rennen, um den Papst zu begrüßen, dann ist Weltjugendtag

Bevor er sich auf den Weg machte, um Tausende von jungen Menschen zu treffen, vertraute sich der Papst – wie immer – Maria an und pilgerte zur Basilika Santa Maria Maggiore, um vor der Ikone der Gottesmutter Salus populi romani zu beten.

Um 9:44 Uhr (Ortszeit) landete das Flugzeug mit dem Papst auf dem Flugplatz Figo Maduro (Portugal). Der Pilot nahm die Flagge des Vatikans heraus, um sie zusammen mit der portugiesischen Flagge im Cockpit des Flugzeugs zu hissen, und näherte sich langsam dem Terminal. Der Papst ist in Portugal angekommen, wie wird er empfangen werden? Im Vorfeld war viel Kritisches publiziert worden…

Einige Zeit später löst sich die Sorge in Luft auf , als Autofahrer, die in einem Stau auf der Gegenfahrbahn feststeckten, ausstiegen, um den vorbeifahrenden Papst zu begrüßen. Ein paar Kilometer weiter sah man Menschen, die rannten, um mit dem langsam fahrenden Auto des Papstes „im Einklang“ zu sein… Er ist angekommen. Die Freude ist größer.

JMJ Lisboa 2023Chegada do Papa ao aeroporto de Lisboa / Arrival of the pope to Lisbon airport Photo: ©️ Antonio Vale / JMJ Lisboa 2023

JMJ Lisboa 2023 Chegada do Papa ao aeroporto de Lisboa / Ankunft auf dem Flughafen von Lissabon
Photo: ©️ Antonio Vale / JMJ Lisboa 2023

Die Welt braucht Europa, das wahre Europa“

Es lohnt sich, die gesamte Ansprache an die Vertreter von Regierung und Gesellschaft zu lesen, zu meditieren und miteinander zu diskutieren. Keine protokollarische Rede. Ein Programm. “Die Welt braucht Europa, das wahre Europa: Sie braucht seine Rolle als Brückenbauer und als Friedensstifter in dessen östlichem Teil, im Mittelmeerraum, in Afrika und im Nahen Osten. So wird Europa in der Lage sein, auf dem internationalen Parkett seine besondere Originalität einzubringen, die sich im vergangenen Jahrhundert herausgebildet hat, als es aus dem Schmelztiegel der Weltkonflikte heraus den Funken der Versöhnung überspringen ließ. Dabei verwirklichte es den Traum, mit dem Feind von gestern das Morgen zu bauen sowie Wege des Dialogs, Wege der Integration zu eröffnen, indem es eine Friedensdiplomatie entwarf, die Konflikte ausräumen und Spannungen abbauen soll, und die in der Lage ist, selbst die schwächsten Zeichen der Entspannung zu erkennen und zwischen den krummsten Zeilen zu lesen.” Aber konkret: “Wenn man Europa mit herzlicher Zuneigung betrachtet, müsste man es im Geist des Dialogs, der es kennzeichnet, fragen: Wohin steuerst du, wenn du der Welt keinen Friedenskurs vorschlägst, keine kreativen Wege, um dem Krieg in der Ukraine und den vielen Konflikten, die die Welt mit Blut beflecken, ein Ende zu bereiten? […] Wohin steuert ihr, Europa und Westen, mit dem Ausrangieren älterer Menschen, den Mauern mit Stacheldraht, den Massakern auf See und den leeren Wiegen? Wohin steuert ihr? ”

Er setzt seine Hoffnung in die Jugend. Als er am Ende seines Vortrags über Geschwisterlichkeit und die Jugend als Werkzeuge neuer Netzwerke spricht, erwähnt er etwas, das in Schönstatt und auf schoenstatt.org sehr bekannt ist: Missão País, Misión País,  die „Mission Portugal“, von Schönstatt in Chile nach Europa gekommen und längst eine Sache von Studenten fast aller Universitäten in Portugal und Spanien.

“Ich habe von vielen jungen Menschen erfahren, die hier den Wunsch hegen, einander zu Nächsten zu werden. Ich denke an die Initiative Missão País, die Tausende von jungen Menschen dazu bringt, in Randgebieten, vor allem in Dörfern im Landesinneren, missionarische Solidarität im Geist des Evangeliums zu leben, indem sie viele einsame ältere Menschen besuchen, und dies ist eine „Salbung“ für die Jugend. Ich möchte neben den vielen Menschen in der portugiesischen Gesellschaft, die sich um andere kümmern, auch der Kirche vor Ort, die fernab vom Rampenlicht viel Gutes tut, danken und sie ermutigen.“

 Fotos: © Sebastião Roxo / JMJ 2023 Lisboa

Alle, alle, alle | Foto: Fotos: © Sebastião Roxo / JMJ 2023 Lisboa

Gerechte und Sünder, gute und schlechte Menschen, alle, alle, alle. Und dann, möge der Herr uns helfen, diese Angelegenheit zu regeln

Am Ende des Nachmittags versammelten sich Bischöfe, Priester, Diakone, geweihte Männer und Frauen, Seminaristen und pastorale Mitarbeiter zum Vespergebet im emblematischen Hieronymitenkloster. Seine Worte weiten das Zelt, um den Titel des Arbeitsdokuments für die kontinentale Phase der Synode über die Synodalität zu paraphrasieren. Ein weiterer Text zum Lesen, zum Nachdenken, zum Diskutieren.

“Und vergesst dieses Wort nicht: alle, alle, alle. Es berührt mein Herz sehr, wenn ich sagen muss wie man apostolische Perspektiven öffnet, diese Passage aus dem Evangelium, in der sie nicht zum Hochzeitsmahl des Sohnes gehen und alles bereitet ist. Und was sagt der Herr, der Herr des Festes, was sagt er? „Geht an die Enden und bringt alle, alle, alle, alle: Gesunde, Kranke, Junge und Alte, Gute und Sünder. Alle.“ Möge die Kirche kein Zollhaus sein, das auswählt, wer hineingeht und wer nicht. Alle, jeder mit seinem Leben auf den Schultern, mit seinen Sünden, aber so wie er ist, vor Gott, wie er ist, vor dem Leben… Alle. Alle. Lasst uns keine Zölle in der Kirche einführen. Alle.  … Habt keine Angst, werft eure Netze aus. Lebt nicht mit dem Vorwurf „dies ist Sünde“, dies ist keine Sünde. Es mögen alle kommen, später werden wir reden, aber zuerst sollen sie die Einladung Jesu spüren, dann kommt die Reue, dann kommt die Nähe Jesu. Bitte verwandelt die Kirche nicht in ein Zollhaus: Hier geht man hinein, die Gerechten, diejenigen, bei denen alles in Ordnung ist, diejenigen, die ordentlich verheiratet sind, und dort draußen alle anderen. Nein. Die Kirche ist nicht dies. Gerechte und Sünder, gute und schlechte Menschen, alle, alle, alle. Und dann, möge der Herr uns helfen, diese Angelegenheit zu regeln. Aber alle.”

Celebração de Vésperas do Papa Francisco com os Bispos, com os Sacerdotes, os Diáconos, os Consagrados, as Consagradas, os Seminaristas e os Agentes da Pastoral no Mosteiro de Jerónimos em Lisboa Fotos: :copyright: António Vale \ JMJ2023

Vesperfeier mit den Bischöfen, Priestern, Diakonen, geweihten Männern und Frauen, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern
Fotos: António Vale \ JMJ2023


Ansprache des Heiligen Vaters bei der Begegnung mit den Behörden, der Zivilgesellschaft und dem Diplomatischen Korps

 

Predigt bei der Vesper mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, gottgeweihten Männern und Frauen, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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