Veröffentlicht am 2019-11-11 In Kirche - Franziskus - Bewegungen

Der Schrei der Hoffnung der Kirche

AMAZONASSYNODE, Redaktion •

„In dieser Synode hatten wir die Gnade, die Stimmen der Armen zu hören und über die Unsicherheit ihres Lebens nachzudenken, das von räuberischen Entwicklungsmodellen bedroht ist. Doch gerade in dieser Situation haben viele uns bezeugt, dass es möglich ist, die Realität auf andere Art zu betrachten und sie mit offenen Händen als Geschenk anzunehmen, die Schöpfung nicht auszubeuten, sondern als ein zu hütendes Haus zu bewohnen und auf Gott zu vertrauen,“ so Papst Franziskus am 27. Oktober in der Euicharistiefeier zum Abschluss der Amazonassynode.  „Und wie oft werden auch in der Kirche die Stimmen der Armen nicht gehört, vielleicht sogar verspottet oder zum Schweigen gebracht, weil sie unbequem sind. Bitten wir um die Gnade, den Schrei der Armen zu hören: dies ist der Schrei der Hoffnung der Kirche. Der Schrei der Armen ist der Schrei der Hoffnung der Kirche. Wenn wir ihren Schrei zu dem unsrigen machen, wird auch unser Gebet – dessen dürfen wir gewiss sein – die Wolken durchdringen.“ —

Nach drei Wochen intensiver Arbeit schlagen die 185 Synodenväter und 35 Synodenmütter dem Papst unter anderem in Einzelfällen die Priesterweihe verheirateter Männer vor, ohne die Frau zu vergessen, für die sie die Schaffung eines weiblichen Diakonates und den Dienst des „weiblichen Leiters der Gemeinschaft“ vorgeschlagen haben.

Im Folgenden sechs zentrale Punkte des Schlussdokumentes:

1 Weihe von verheirateten Männern in abgelegenen Gebieten des Amazonasgebietes

Einer der Schwerpunkte des Schlussdokuments der Synode, der gleichzeitig größeren Widerstand bei der Abstimmung hervorrief, war die Möglichkeit, geeignete und anerkannte Männer der Gemeinschaft, die ein fruchtbares Diakonat ausüben und eine angemessene Ausbildung für das Priestertum erhalten,zu Priestern zu weihen, wobei sie eine rechtmäßig konstituierte und stabile Familie haben können, um das Leben der christlichen Gemeinschaft durch die Verkündigung des Wortes und die Feier der Sakramente in den abgelegensten Gebieten des Amazonasgebiets zu erhalten“ (111). Dieser Punkt, der bereits im Rahmen der Konstitution „Lumen gentium“ (26) des Zweiten Vatikanischen Konzils angesprochen wurde, erhielt 128 Ja-Stimmen bei 41 Nein-Stimmen.

2. Überlegungen zum weiblichen Diakonat und Ja zum Dienst der Frau als Gemeindeleiter

Das Schlussdokument fordert zwar nicht ausdrücklich die Zustimmung zum weiblichen ständigen Diakonats, erwähnt es aber. Die Synodenväter haben gefordert, dass Frauen „den Dienst des Lektors und Akolythen“ ausüben dürfen sowie die Schaffung „des institutionalisierten Dienstes des ‚weiblichen Leiters der Gemeinde'“, während sie es für gleichzeitig notwendig halten, „die Ausbildung von Frauen im Studium der biblischen Theologie, der systematischen Theologie, des Kirchenrechts zu fördern, und ihre Präsenz in Organisationen und Führungspositionen innerhalb und außerhalb des kirchlichen Umfelds schätzen“.

3. Sitz und Stimme für die Laien

In der Liste der unverzichtbaren Argumente sticht der Punkt hervor, in dem die Notwendigkeit, Räume für die Teilnahme der Laien zu stärken und zu erweitern, „ob in der Beratung oder in der Entscheidungsfindung, im Leben und in der Sendung der Kirche“ (94), behandelt wird. Die Bischöfe versichern, dass ein Bischof für einen bestimmten Zeitraum, in Abwesenheit von Priestern in den Gemeinden, „die Ausübung der Seelsorge einer Person anvertrauen kann, die nicht mit einem priesterlichen Weiheamt ausgestattet ist, die ein Mitglied der Gemeinde ist“ (96). Diese Aussage kommt jedoch mit einer Bedingung: „Personalismus vermeiden“. Aus diesem Grund sprechen sie von „rotierenden Beauftragungen“.

4. Eine neue Sünde

Ein weiterer wichtiger Vorschlag in diesem Dokument ist die Aufnahme der „ökologischen Sünde“. „Wir schlagen vor, die ökologische Sünde als Handlung oder Auslassung gegen Gott, gegen den Nächsten, die Gemeinschaft und die Umwelt zu definieren“ (82), heißt es im Schlussdokument, das auch erklärt, dass es sich um eine Sünde „gegen künftige Generationen“ handelt, die sich „in Handlungen und Gewohnheiten der Umweltverschmutzung und Zerstörung der Harmonie der Umwelt, Übertretungen gegen die Prinzipien der Interdependenz und des Bruchs von Netzwerken der Solidarität zwischen Geschöpfen und gegen die Tugend der Gerechtigkeit“ manifestiert.

5. Ganzeitliche Ökologie als einzig möglicher Weg

Im Schlussdokument weisen die Synodenväter auch darauf hin, dass die ganzheitliche Ökologie „nicht ein Weg ist, den die Kirche für die Zukunft in diesem Gebiet wählen kann“, sondern „der einzig mögliche Weg“, weil es keinen anderen gangbaren Weg gibt, die Region zu retten (67). An dieser Stelle rufen die Bischöfe auch die internationale Gemeinschaft auf, „mehr wirtschaftliche Ressourcen“, „ein Modell gerechter und unterstützender Entwicklung“ und „Instrumente zur Eindämmung des Klimawandels“ bereitzustellen.

6. Ablehnung kolonialistischer Evangelisierung

Die Bischöfe bekunden ihre Ablehnung „einer kolonialistischen Evangelisierung“ (55) und bringen zum Ausdruck, dass die Kirche die historische Chance hat, sich von den neuen Kolonisierungskräften zu unterscheiden, indem sie „auf die Völker des Amazonas hört, damit sie ihre prophetische Tätigkeit transparent ausüben kann“ (15). Um dem zu begegnen, schlagen sie außerdem klare Prozesse der Inkulturation ihrer missionarischen Methoden und Systeme vor. Sie schlagen auch vor, dass Forschungs- und Pastoralzentren „die Traditionen der ethnischen Gruppen des Amazonas“ untersuchen, um ihre Identität und Kultur durch „Bildungsmaßnahmen“ (57) zur Förderung der Inkulturation zu verteidigen.

 

Abschlussdokument der Amazonas-Synode – Spanisch (Originalsprache)

Mit Material von Vatican Media

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoensttt.org

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