Veröffentlicht am 2014-04-04 In Schönstätter

Gott und alles Geschehen persönlich sehen und einfach im praktischen Leben erfahren

DEUTSCHLAND, fma. Wegen seines langen Namens nannten sie ihn alle einfach „den OB“ oder den „Obi“: Geistlicher Rat Ludwig Obereisenbuchner, schönstättisches „Urgestein“ des Bistums Augsburg und des Schönstattzentrums Memhölz, ist heimgerufen worden ins Haus des Vaters. Die Beisetzung war am 28. März um 14.00 Uhr in Martinszell, wo seine letzte Pfarrstelle war. Pfr. Obereisenbuchner gehörte Anfang der sechziger Jahre zum Diözesanfamilienrat, in der Zeit, als dieser sich ganz der Gottesmutter im Liebesbündnis auslieferte, als Pfand für das zukünftige Schönstattzentrums in Memhölz und für die Heimkehr Pater Kentenichs aus dem Exil. Darüber hinaus war Pfr. Obereisenbuchner viele Jahre Vorsitzender des Josefswerk e.V., des Trägervereins des Schönstattzentrums in Memhölz.

Ausgestattet mit einer ausgesprochen künstlerischen Begabung, verbunden mit einer großen Offenheit für alles Technische und die Möglichkeiten, die sich für Pastoral und Bewegungsarbeit dadurch öffneten, hat Pfr. Obereisenbuchner in Pfarreien und in der Schönstatt-Bewegung segensreich gewirkt. Er war Standesleiter der Jugendgemeinschaften und später der Mütterliga und bis zuletzt so etwas wie lebendige Baugeschichte – zum Tag der Offenen Tür anlässlich des 40. Jahrestages der Einweihung des Hauses im Jahr 2013 hat er noch eine schöne Präsentation zusammengestellt, die sehr gut aufgenommen wurde. Der Grundstein des Hauses, die Stele in der Hauskapelle mit Tabernakel und MTA-Bild und sicher noch vieles andere wurden von ihm entworfen und geprägt.

Fasziniert vom praktischen Vorsehungsglauben

Alle, die ihn auch nur ein wenig näher kennen gelernt haben, wussten, was ihn an Schönstatt ganz besonders faszinierte: Der praktische Vorsehungsglaube. Das war seine Welt. Das war es wohl auch, was ihm bis in seine letzten Lebenstage hinein eine gewisse Leichtigkeit im Leben geschenkt hat, ihm den Humor bewahrt hat.

Ein Leben erzählt in Erinnerungen

Ein Leben wie das von Pfr. Obereisenbuchner passt nicht ins Format eines Nachrufes oder einer Kurzbiographie. Ein solches Leben erzählt sich in persönlichen Erinnerungen und Eindrücken:

Seit etwa zwei Jahren litt Herr Pfr. Obereisenbuchner an Lungenfibrose. In den letzten Monaten konnte er sich deshalb weitgehend nur mehr mit dem elektrischen Rollator fortbewegen, war aber wie immer guter Dinge und voller Humor, als ich in den letzten Wochen einige Male mit ihm telefonierte oder per Mail Kontakt hatte. In der vergangenen Woche kam eine akute Lungenentzündung dazu. Heute war es nun so weit, dass er heimgehen durfte. „Freuen wir uns denn auf den Himmel?“ hatte er bei unserer letzten gemeinsamen Heiligtumswallfahrt nachdrücklich gepredigt. Und oft habe ich in den vergangenen zwei, drei Jahren von ihm selbst gehört, wie bewusst und zielstrebig und mit innerer Freude er auf diese Stunde zuging. Die Heiligtumsfahrten, die Sr. Martina über viele Jahre hindurch mit ihm zusammen durchgeführt hat, waren seine Idee und es war neben der geistlichen Begleitung dieser Fahrten seine „Ehrensache“, die Einladungen, Programmhefte und Foto-Dokumentationen zu erstellen.

So schildert ihn Sr. Ingrid-Maria Krickl, Wallfahrtsleiterin in Memhölz.

Pfr. Obereisenbuchner war viele Jahre, Jahrzehnte, Standesleiter der Jungmänner (Mannesjugend). Gerade in der schwierigen Zeit der Abwesenheit unseres Gründers und der Neuausrichtung. Pater Bader hatte ein Erbe hinterlassen, das es galt in Richtung Schönstatt zu lenken. „OB“ war für die Mannesjugend der Garant für die Schönstatttreue in der schwierigen Zeit. Damals war er Pfarrer in Penzberg und unterstützte die Mannesjugend in allen Bereichen, er war ja auch, was die Technik betrifft immer aktuell – damals mit der Drucktechnik. In den Gremien (DFR und e.V.) war er immer präsent und hat aktiv mitgearbeitet. Seine künstlerischen Fähigkeiten hat er eingebracht, z. B. an einem Vaterauge für die Pfarrkirche in Nordendorf. Die Priester seiner Generation waren mit Wort und Bild prägend für die Schönstattbewegung und darüber hinaus.

Herr Drexler hat ihn seit seiner Zeit in der SMJ gekannt und geschätzt.

Von 1988-1992 habe ich in Martinszell gewohnt, und Obi (wie wir ihn nannten) war mein Pfarrer. Folgendes ist mir noch sehr wach in Erinnerung: Er war technisch sehr interessiert und versiert. Im Pfarrhaus stand eine Druckmaschine, die einen Raum fast komplett ausfüllte. Hier hat er höchstpersönlich die Drucksachen für die Pfarrei, aber auch die Werbung für das Martinszeller Jugendtheater gedruckt. Er legte großen Wert auf eine feierliche Liturgie und auf die Ministrantenarbeit. An Festtagen waren über 40 Ministranten (damals noch ausschließlich Jungs) am Altar. Ich erinnere mich noch sehr gerne an diese schönen Gottesdienste mit Schola, mit echter und feierlicher Fußwaschung am Gründonnerstag usw. Pfarrer Hatosch (Priesterbund) ist ein ehemaliger Ministrant von ihm. Er hat von sich gesagt, dass er früher sehr impulsiv war. Anscheinend wurde er als Kind öfter gehänselt und hat wütend reagiert. Es war ihm wichtig zu betonen, dass ihm durch Schönstatt bzw. die Gottesmutter ein ausgeglichener Charakter geschenkt wurde. Er hat fast bis zum Schluss regen Anteil an den Geschehnissen in Schönstatt genommen Auf unsere Schulinfobriefe, die wir per Mail verschicken, hat er oft persönlich geantwortet. Hier eine Antwort auf eine Einladung zur Einweihung unseres Anbaus: „Liebe Frau Immler! Vielen herzlichen Dank für die Einladung zum 26.10.2013. Leider bin ich zur Zeit gesundheitlich nicht fähig, daran teilzunehmen, aber im Geist und Gebet bin ich dabei und bin außerordentlich dankbar für Ihr Engagement. Möge viel Segen ausgehen von dieser Schule. Mit priesterlichem Gruß und Segen, Ihr Ludwig M. Obereisenbuchner, Pfr.i.R.“

Für Renate Immler, Kempten, war er einfach jemand, der neue Projekte offen angenommen und begleitet hat.

Leben einfangen und mitteilen war seine Stärke

Pfarrer Leonhard Erhard beschreibt den Schönstattweg und das Schönstattwirken seines Mitbruders Ludwig Obereisenbuchner:

Ich bin trotz der Nähe in den letzten beiden Jahren seiner Leidensbelastung schon sehr betroffen von dem nun in so wenigen Tagen eingetretenen Tod. Sein persönlicher Schönstattweg und dann seine Tätigkeit haben für mich etwas Exemplarisches mit Parallelen zum Gründer.

Ludwig O. hat in frühen Jahren seine Eltern verloren und trotz Aufnahme bei den Großeltern bildete sich eine Mutter-Neugierde, die auch den jungen Erwachsenen noch empfänglich machte auf das MTA-Bild und die Mutterrolle in Schönstatt. Als junger Theologiestudent kam er damit in Berührung in einem Praktikum in Ingolstadt bei Pfr. Otto Maurer, als Heinz Dresbach einen Vortrag über den Vorsehungsglauben hielt. Gott und alles Geschehen so persönlich zu sehen und es so einfach im praktischen Leben erfahren zu können, wie ein Pater Kentenich das lebte, ist zum Haupt-Glaubenskern geworden. Damit hat er auch jungen Mitbrüdern Türen zu öffnen verstanden, dass aus Seelsorge-Handwerkern Gottesmänner werden können.

In der Verbannungszeit Pater Kentenichs zu Schönstatt zu stoßen und sich dazu berufen zu fühlen, war Profilierungswirken der Gottesmutter mit dem Gottesgeist. Seine Art, mit der Denkweise des Gründers allen strittigen Fragen auf den Grund zu gehen bis zur Entscheidungsfähigkeit, hat ihn zu einem starken Lebensträger gemacht, als er seinen priesterlichen Dienst den Gliederungen zur Verfügung stellte: in den ersten Pfarrerjahren in Penzberg der Mädchenjugend, dann der Schönstatt-Mannesjugend und dann ca. 24 Jahre der Mütterliga.

Er gehört zum Urgestein des Diözesanzentrums, der mit dem Familienrat am 20.01.62 in Dachau die Inscriptio machte für die Befreiung des Gründers und die Bauerlaubnis für ein Diözesanheiligtum. In schlichter Art hat er für sich gelebt, was er als Bundespriester damit ausdrückte und in einem Gefolgschaftsakt seines Kurses in die Hände des befreiten Gründers eine lebenslange Stärke erlebt. Heute besteht der Hauptkern der Schönstattfamilie in der Diözese Augsburg aus vielen ehemaligen Jugendlichen aus seiner damaligen Standesleitung.

Mit seiner künstlerischen Begabung und Gestaltungskraft hat er von Anfang alle technischen Möglichkeiten von Medien in seine Seelsorge hinein genommen, bei den Jungen damit entsprechenden Eindruck gemacht und vielen Leuten und Pfarreien eine große Freude, mit der sie Kirchenanzeiger und Wallfahrtsbüchlein in die Hand nehmen konnten.

Leben einfangen und mitteilen war seine Stärke und die Freude der ganzen Diözesanfamilie. Seine Lebensspuren, angefangen in der Hauskapelle von Memhölz durch alle Ereignisse und Feste werden immer einladend sein, seinen Heimweg zum Vater nachzugehen.

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