Veröffentlicht am 2013-12-01 In Urheiligtum

Baustelle Urheiligtum – eine Tür erzählt von Pilgern

mda/emz. Irgendwo zwischen jugendlichen Graffiti und traditionellen Votivtafeln a la „Maria hat geholfen“: so präsentiert sich die provisorische Tür des Urheiligtums in diesen adventlichen Tagen. Wer als erster die leeren Flächen beschrieb, lässt sich mangels Berichterstattern vor Ort nicht mehr zurückverfolgen, doch inzwischen erzählt diese Tür Geschichten von Pilgern …

Der Jubiläumsbogen, jetzt in herbstlichem heidekrautlila, umrahmt die Baustellentür, deren Kahlheit längst Geschichte ist. Jemand hat ein weißes Kreuz darauf gesprayt. Das Dekret zum Jubiläumsablass hängt daran, und auf der linken Seite erfährt man unter dem Titel „Urheiligtum“ (wie lange haben wir darauf gewartet!) Gottesdienstzeiten. Und dann kommen die Geschichten: Die Novizen waren da, erfährt man, verewigt mit Vor- und Zunamen. „Hand in Hand alles fürs Heiligtum“ schreiben die Mädchen und jungen Frauen aus Trier groß und selbstbewusst ganz oben in den Bogen. Und immer wieder Namen …

Danken, bleiben, präsent sein

Pater Kentenich war „mitten im Volk“ – im Sinne von Evangelii Gaudium, wo dieser Terminus immer wieder auftaucht -, und hat bei seinem Besuch in Valle di Pompei im Jahre 1952 die Erfahrung der unzähligen Votivtafeln dort zum Anlass genommen, auch für das Urheiligtum mehr Möglichkeiten suchen zu lassen, dass sich dort Volksfrömmigkeit ausdrücken kann: sei es im Dank oder in dem Wunsch, Zeugnis zu geben davon, dass man den heiligen Ort berührt hat und so dem kurzen Moment der am Ziel angekommenen Pilgerschaft einen Hauch von Ewigkeit zu geben …

Die Welle der Briefe, die in wenigen Tagen den Hohlraum in der Wand des Urheiligtums füllte, die immer stärker werdende Strömung der „Briefe ans Urheiligtum“ auf schoenstatt.org, die Kerzen, die im Namen von Menschen, die nie zum Urheiligtum kommen können, entzündet werden, die Namen auf der Tür und viele andere sinnenhafte Zeichen sprechen von jener Wallfahrt im solidarischen Bündnis zum Urheiligtum, die Zeichen sucht und findet für Danken, Bleiben und Dasein. Man darf gespannt sein auf die Kreativität der Pilger im Jubiläumsjahr …

Steine, Türschwellen, Zeugen der Geschichte

Bauarbeiten fördern Geschichte und Zeugen der Geschichte zutage. Warum war die alte Tür des Urheiligtums so morsch und so gründlich beschädigt, dass nur die Liebe zum Bewahren eines kostbaren Zeugen der Geschichte und unzähliger Pilgerschritte erklärt, dass man keine neue macht, sondern die verbliebenen Stücke in mühevoller Kleinarbeit neu zusammenfügt. In den kommenden Tagen mehr dazu. Warum nun war die Tür so morsch und warum quietschte sie so, und warum war da stellenweise fast ein Zentimeter Luft zwischen Tür und Boden? Weil der irgendwann aufgeschüttete Untergrund gar nicht dafür geeignet war, eine Tür zu tragen. Vor ein paar Tagen fand man 28cm tiefer als auf dem heutigen Niveau einen Stein, der aus dem Mittelalter zu stammen scheint. Die alte Türschwelle, so die erste Vermutung, berichtet Rektor Egon Zillekens. Die Schwelle, über die Jahrhunderte vor Schönstatt Menschen in diese Kapelle geschritten sind? Bei näherem Ansehen stellt sich dieser mächtige Stein als Rest eines Tür- oder Fenstersturzes heraus – Überbleibsel irgendeiner der vielen Zerstörungen, die Natur oder Krieg verursacht haben, und dann als Füllmaterial genutzt …

Es sind nicht die Steine, sondern die Menschen

Geschichte berühren. Das hat immer etwas von Ehrfurcht und Staunen. Doch: Wir wollen nicht die Steine der Vergangenheit ausstellen, so Rektor Zillekens, wir wollen darauf schauen, dass die Menschen heute ins Heiligtum gehen, die Menschen aus allen Völkern und Nationen, die Menschen auf dieser großen Wallfahrt 2014 und darüber hinaus …

Und damit sind wir wieder bei den Graffiti auf der provisorischen Tür des Urheiligtums. Und bleiben auch da nicht stehen. Denn was das Urheiligtum zum heiligsten Ort Schönstatts macht, sind nicht seine Tür und seine Wände, nicht seine Steine und Dachschindeln, sondern die Gottesmutter – und  die Menschen, die dorthin pilgern und die es mit Leben füllen, mit ihrem echten, realen Leben, mit ihrer Freude am Evangelium und an diesem Liebesbündnis, das wir feiern, das wir erneuern, das wir verkünden und aus dem wir Bündniskultur gestalten in den Familien, in der Kirche, in der Wirtschaft und an den Peripherien der Gesellschaft.

 

Fotos

December 1, 2013

1 Responses

  1. Pia M. sagt:

    Die Novizen der Patres 🙂

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