Veröffentlicht am 2012-09-30 In Schönstätter

Ich gehe von Berg Moriah zum Berg Tabor

org. Am 29. September, dem Fest der heiligen Erzengel Michael, Gabriel und Rafael, feierte Weihbischof Heiner Koch in der Pfarrkriche St. Magdalena in Bonn Endenich die Exequien für einen Priester, der mit dieser Pfarrei und der Kreuzbergkirche samt dem dortigen Schönstatt-Heiligtum untrennbar verbunden ist: Monsignore Felix Kreutzwald, der am 19. September – einen Tag nach dem Bündnistag – im Alter von 79 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit heimgerufen wurde. Er gehörte zum Institut der Schönstatt-Diözesanpriester und hat dort vor allem den internationalen Aufbau der Gemeinschaft mitgetragen, war mehrere Jahre Diözesanpräses der Kölner Schönstattfamilie, Geistlicher Assistent des Schönstatt-Frauenbundes und seit den siebziger Jahren in Verbundenheit mit Bischof Heinrich Tenhumberg Motor für den Traum eines Heiligtums auf dem Kreuzberg.

„Von heute auf morgen traf ihn die Diagnose des Arztes von einem unheilbaren Tumor. Plötzlich war  im Raum, dass die Stunde seines Todes unmittelbar bevorstand. Im Gebet und im Gespräch hat er sich mit dieser Situation auseinander gesetzt und um seine Entscheidung gerungen. In voller Freiheit verzichtete er auf eine Behandlung durch Strahlen- und Chemotherapie, die nach Einschätzung des Arztes nur Verzögerung aber keine Heilung hätte bringen können.“, so Monsignore Dr. Peter Wolf, Generalrektor des Instituts der Schönstatt-Diözesanpriester, bei der Trauerfeier am Freitagabend in der Kreuzbergkirche.

Moriah und Tabor – „Beides habe ich ein Leben lang gewollt“

„Die Tatsache, dass er mit der weitreichenden Diagnose des Arztes während einer Tagung seiner Priestergemeinschaft auf Berg Moriah erfahren hatte und dies im Umfeld des Festes der Verklärung des Herrn geschehen war, half ihm, Gottes Willen zu deuten und anzunehmen. Er äußerte diesen Gedanken, als ich ihm am Tag danach die Krankenkommunion brachte. Ich hatte ihm die heilige Kommunion gereicht und wir hielten gemeinsam stille Danksagung, bis er auf einmal sein Gebet laut zu sprechen begann. In diesem Gebet sagte er: Ich gehe den Weg von Berg Moriah nach Berg Tabor.“

Dieses Wort wirft ein helles Licht auf die Priesterperrsönlichkeit von Msgr. Felix Kreutzwald, so Dr. Wolf weiter: „Der Name „Berg Moriah“, wie unser Priesterhaus in Erinnerung an das Opfer Abrahams heißt, war ihm Inbegriff  der Hingabe an Gottes unbegreiflichen Willen geworden. Der Berg Tabor mit dem Ereignis der Verherrlichung und Verklärung des Herrn stand ihm vor Augen als Verheißung der himmlischen Herrlichkeit. Und er fügt hinzu: Beides habe ich ein Leben lang gewollt, beides habe ich immer wieder als Priester verkündet. Jetzt muss und will ich den Weg gehen: von Berg Moriah nach Berg Tabor.

Diese Formulierung wiederholte Pfarrer Kreutzwald am Tag danach im kleinen Kreis, als wir in unserem Priesterhaus auf Berg Moriah am Altar aus dem KZ Dachau zum Abschied die Eucharistie gefeiert haben. Er hatte sich gewünscht, dass ich als Generalrektor seiner Priestergemeinschaft ihm in dieser Heiligen Messe die Krankensalbung spen­de. Wir alle waren tief bewegt von seinem Zeugnis und der Deutung, die er für seinen Weg gefunden hatte: Ich gehe den Weg von Berg Moriah zum Berg Tabor. Es wurde ein Weg mit vielen kostbaren Begegnungen… Er hatte sich über viele Jahre eingesetzt, dass unsere Priestergemeinschaft in die Internationale wächst. Noch auf dem Krankenbett durfte ich ihm berichten und Fotos zeigen von der Bischofsweihe eines seiner Mitbrüder in der Karibik.“

Die legendären Jerichomärsche und das „politische“ Heiligtum

Erinnerungen von Zeugen aus der Zeit von Msgr. Felix Kreutzwald als junger Priester in St. Servatius in Siegburg und in Bonn zeichnen eine weitere Facette dieser reichen Persönlichkeit.

„Felix der Glückliche, großes Kreuz, kleiner Wald“ mit der typischen Geste auf Rücken und Haarpracht: so erinnern sich Kinder und Jugendliche von damals an den sympathischen „Kaplan Kreutzwald“, der spontan Auto, Fahrer und Mitfahrer organsierte, um zur Einführung seines Freundes Heinrich Tenhumberg nach Münster zu fahren. Am Ende der Fahrt kannten die mitfahrenden Kinder alle gängigen Schönstatt- und sonstigen Lieder und wussten, dass es diesem Priester Spaß machte, andere MPHC-Aufkleber-bestückte Autos mit Schönstattprominzen an Bord auf den letzten Autobahnkilometern abzuhängen.

Unvergessen die legendären „Jerichomärsche“ am Sonntagnachmittag rund um das Gelände auf dem Kreuzberg, auf dem Bischof Tenhumbergs und Pfarrer Kreutzwalds Vision zufolge ein Heiligtum entstehen sollte. Rosenkranzbetend unter den Augen erstaunter Spaziergänger ging es um das eingezäunte Gebiet, bis die Mauern Jerichos fallen und der Kauf glücken würde…

Nach einer gefühlten Ewigkeit zwischen verschämtem Blick auf den Boden und prickelndem Abenteuer sind sie gefallen, die Mauern Jerichos, für den Bau eines Heiligtums in der (damaligen) Bundeshauptstadt, eines Heiligtums für die politische und gesellschaftliche Neugestaltung der Welt, eines Heiligtums der Weltgestaltung durch vom Geist des Liebesbündnisses berührte Diplomaten und Führungskräfte der Gesellschaft. Eine Mission, vielleicht zu groß und vielleicht zu kühn für das kleine Bonn.

Eine Mission, vielleicht nicht zu groß und zu kühn für Schönstatt auf dem Weg zum Jubiläum 2014, auf dem genau diese große Mission in einem einzigen Wort kondensiert zur Botschaft wird: Bündniskultur. Auch wenn es zu deren Verwirklichung innerhalb wie außerhalb Schönstatts noch ein paar Jerichomärsche und ein paar Wege von Moriah nach Tabor dauern mag…

Danke, Mons. Kreutzwald.

Nachruf von Dr. Peter Wolf (pdf)

Predigt von Dr. Peter Wolf in der Kreuzbergkirche (pdf)

Fotos vom Besuch des Priesterbundes auf dem Kreuzberg, Juni 2012

http://www.kreuzberg-bonn.de

Mit Material von Pfr. Oskar Bühler/www.moriah.de

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