Veröffentlicht am 2012-04-04 In Schönstätter

Ein Lockruf der MTA

Martin Emge. Am 7.4. jährt sich die Einberufung von Pater Franz Reinisch zum Militär zum 70. Mal. Auf diesen Gestellungsbefehl hatte er in seinem „Versteck“ in Wegscheid gewartet, weil jetzt die Stunde seiner Entscheidung gekommen war. Ja, Wegscheid ist zu einer Wegscheide seines Lebens geworden. Sein Gewissen verbot ihm, den Eid auf Hitler zu leisten. „Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten. Es muss Menschen geben, die gegen den Missbrauch der Autorität protestieren; und ich fühle mich berufen zu diesem Protest.“ Dass dieser Protest lebensgefährlich war, lag auf der Hand.

Wie er in dieser heißen Entscheidungsphase ganz mit der Dreimal wunderbaren Mutter verbunden war, erzählen die Chroniknotizen:

Nach seinen Aushilfstätigkeiten in Außergefild und Abenberg, sowie nach Besuchen in Innsbruck und Schönstatt bezieht P. Reinisch vom 01.03.1942 bis 10.04.1942 in Wegscheid bei Passau, Pfarrei St. Joh. d. Täufer, bei Pfr. Georg Schwarzbauer seinen letzten Posten. Er übernimmt die Seelsorgsaushilfe für den eingerückten Kooperator Stündler, hat aber Schul- und Kanzelverbot. Er hat ein kleines Krankenhaus mit 40 Betten zu versorgen, macht dort Krankenbesuche und Versehgänge. Außerdem hilft er als Beichtvater in der Pfarrei mit. Intensiv durchlebt er dort im Bayerischen Wald die Fastenzeit und die Karwoche. Die Zeitzeugin Kathi Enzbrunner erinnert sich noch nach 60 Jahren an seinen letzten Kreuzweg in der alten Pfarrkirche, bei dem ein durchdringendes Strahlen von ihm ausging. Offensichtlich betete er diesen Kreuzweg in Erwartung des Gestellungsbefehles, der tatsächlich am Osterdienstag, den 07.04.1942, durch den Briefträger überbracht wurde. Die Einberufung ist auf den 14.04.1942 datiert. Gestellungsort ist Bad Kissingen. Die Zeugin Klothilde Fenzl beobachtete Reinisch beim Schülergottesdienst am 8.4., bei dem er an einem ganz ungewohnten Platz hinten in der Kirche saß und mitten in der Messe ein Schreiben hervorholte und es betrachtete.

Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen

Er nennt ihn in einem Brief vom 09.04.1942 an seinen Provinzial, P. Mühlbeyer, einen „Liebesbrief des himmlischen Vaters, eine Frohbotschaft des auferstandenen Christus, ein Lockruf der guten MTA.“ So wird der Name des Ortes Wegscheid für ihn zu einer Wegscheide. Hier sind seine Würfel gefallen. Er verschenkt seine Sachen mit den Worten „Ich komme nimmer. Je weniger man hat, desto freier ist man.“ Beim Abschied will ihn Pfarrer Schwarzbauer offensichtlich noch einmal umstimmen und will ihn bewegen, an etwas anderes als den Eid zu denken. Doch P. Reinisch antwortet entschieden: „Nein, Herr Pfarrer, wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ Er verschenkt sein gekröntes MTA-Bild am Wegscheider Bahnhof an eine unbekannte Bürgerin und verlässt den Ort mit dem Nachmittagszug um 16.30 Uhr in Richtung Nürnberg.

Dass zwischen seiner Kriegsdienstverweigerung in Bad Kissingen und seiner Enthauptung im Zuchthaus Brandenburg-Görden am 21.8.1942 noch eine über 4 Monate lange zermürbende Wartezeit zu bewältigen war, damit hatte er nicht gerechnet. Die Gefängniszelle in Berlin-Tegel war für ihn zum Heiligtum geworden. Hier verfasste er am 9.8.1942 sein Sterbelied. Ein einzigartiges Dokument der Marienliebe dieses Priesters, der die liebe MTA über alles verehrte:

„Du bist das große Zeichen, voll Licht im Sonnenglanz! Umflutet und durchglutet von Gottes Liebe ganz!

Ich möcht als Liebesflamme, Maria, Jungfrau rein, im kleinen Heiligtume von dir entzündet sein.

Du stehst als Leidensrose beim Kreuz, ganz groß und still, und sprichst dein „Ja“ zum Opfer, weil’s Gott so haben will!

Auch heute ruft Gott wieder nach einer Heldenschar. Drum bringe mich, o Mutter, als Liebesopfer dar.

O Königin der Weiten, gebiet‘ dem Sturm der Zeit. Die Satansbrut zertrete, Du Siegerin im Streit!

Apostel lass mich werden! Als Ritter steh‘ ich da. Und sterbend will ich lächeln: o liebe MTA!

Zum 70. Jahrestag an diesem 7. April (und Jahrestag des Wortes vom Schatten des Heiligtums) verdient Pater Franz Reinisch einen Platz im Mosaikbild des Liebesbündnisses, unter den Tausenden von Gesichtern dieses Bündnisses vom 18. Oktober 1914, das Menschen hat wachsen lassen, die das Gesicht von Kirche und Welt verändern. In unbändiger Freiheit der Kinder Gottes.

Hier ist Pater Reinisch im Mantel der Gottesmutter

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