Veröffentlicht am 2010-06-26 In Schönstätter

Die Ur-Peregrina in Rom

Joao Pozzobon. Am 27. Juni ist sein 25. TodestagSandra Lezcano/Jorgelia Jordá/mkf. Rom, Mittwoch, 25. Juli 1979. Es galt, den Segen des Papstes für die Ur-Peregrina zu erhalten, für ihren Träger, Joao Pozzobon, und die ganze Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, die es damals nur im Süden Brasiliens gab. Heute ist es nichts Besonderes, ein Bild der Pilgernden Gottesmutter oder eine Auxiliar – die Nachbildung der Ur-Peregrina – nach Rom oder in irgendeine Kirche der Welt zu bringen und sie segnen zu lassen. Die Pilgernde Gottesmutter ist das missionarische Markenzeichen Schönstatts und überall bekannt. Doch Pater Carlos Cox, Schönstattpater aus Chile, berichtet, wie abenteuerlich es damals war, als er zusammen mit Pater Rubens und Joao Pozzobon in Rom war und sich bemühte, dass die Ur-Peregrina von Papst Johannes Paul II. gesegnet würde…

P. Carlos CoxEs war im Juli 1979, während der Ferien, die Carlos Cox, damals noch Student, in Rom verbrachte, als die Nachricht kam, Joao Pozzobon, der erste Missionar der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, käme nach Rom mit dem Wunsch, die Ur-Peregrina, das erste Pilgerbild der Kampagne, vom Papst segnen zu lassen.

Pater Carlos Cox berichtet, wie er diesen historischen Moment erlebte:

Ich war in Ferien in Rom und wollte in aller Ruhe die verschiedenen Orte aufsuchen und die Geschichte der Kirche erkunden. Dann kam ein Anruf mit der Information, dass Joao Pozzobon nach Rom käme, verbunden mit der Frage, ob es möglich sei, dass das Bild der Pilgernden Gottesmutter, dass er mitbrächte (die Ur-Peregrina, die er 140.000 km kreuz und quer durch Brasilien getragen hat…), vom Heiligen Vater gesegnet würde. Unmöglich. Ich war ein einfacher Student, kannte Rom kaum. Besondere Kontakte hatte ich auch nicht, die Marienschwestern waren in Ferien und Priester oder Patres aus der Schönstatt-Bewegung gab es damals keine in Rom.

Ich fuhr zum Flughafen und holte Pater Rubens und Joao Pozzobon ab, und brachte sie in dem Haus unter, in dem ich wohnte, dem Haus einer Gemeinschaft in der Nähe der Piazza Navona. Wir begannen mit den üblichen Besuchen und Besichtigungen, und da Pater Rubens ja Priester war, konnten wir an den verschiedenen Orten heilige Messe feiern – im Petersdom, in Sankt Paul vor den Mauern, San Salvatore in Onda, im Brasilianischen Seminar; wir besuchten auch einige Pallottiner, die Joao Pozzobon kannte.

Keiner hat verstanden…

Joao Pozzobon und die Ur-Peregrina auf dem PetersplatzIn der Zwischenzeit bemühte ich mich um Eintrittskarten für die Audienz; ich versuchte, dem Verantwortlichen zu erklären, dass es um einen ganz besonderen Menschen gehe, einen Mann, der 140.000 Kilometer mit dem Bild der Pilgernden Gottesmutter gelaufen sei… Was ich bekam, war eine normale Eintrittskarte, ein Platz weit hinten. Ich sagte zu Pater Rubens: Was sollen wir denn machen, damit der Papst das Bild segnet? In der Audienz half uns dann, dass wir eben Latinos sind; als die Leute sich nach vorne bewegten, um den Segen zu bekommen, stürmten wir los, Ur-Peregrina voran, über alle Hindernisse hinweg, und Pater Rubens kam schließlich mit der Ur-Peregrina an der Absperrung an, ich mit Don Joao immer hinterher. Da standen wir dann glücklich, als wir merkten, dass der Heilige Vater sich zur linken Seite des Ganges wandte… und wir standen auf der rechten. Dazwischen ein Abstand von 15, 20 Metern. Wir riefen und schrien etwas von „Hier ist die Pilgernde Gottesmutter“ und „Segnen Sie sie!“. Der einzige, der ganz ruhig blieb, war Joao Pozzobon. Der Heilige Vater war schon fast weg, und wir total verzweifelt. Schließlich drehte sich einer der Leute aus der Wache um, kam zu uns an die Absperrung und frage: Was ist denn in Sie gefahren, was schreien Sie hier so herum? In einer Mischung aus Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Verzweiflung sagten wir ihm, dass wir den Segen für dieses Marienbild wollten und dass das ganz wichtig sei für die Kampagne. Er verstand nicht viel und meinte schließlich, wir müssten entscheiden, Pater Rubens mit dem Bild oder ich mit Joao Pozzobon könnten mit ihm zum Papst gehen. Ein einziger Segen, mehr nicht.

Ohne eine einzige Sekunde zu zögern, hatte Joao Pozzobon die Entscheidung getroffen, und blieb mit mir hinter der Absperrung stehen.

„Sie hat doch für alles gesorgt“

Das Foto, das man von diesem Segen kennt, zeigt den Papst, wie er vom Papamobil aus die Ur-Peregrina segnet. Don Joao ist nicht darauf, denn er war stand auf der anderen Seite, zusammen mit mir, er ruhig, ich wütend. Ich hatte einen besseren Platz für ihn erhofft, ärgerte mich, weil ich nicht die notwendigen Kontakte hatte, weil niemand hier verstand, wer dieser Joao Pozzobon war, was die Kampagne für die Kirche sein könnte, weil die Ur-Peregrina gerade mal im Vorbeigehen gesegnet wurde, weil sie mehr verdient gehabt hätte …

Don Joao sagte ganz ruhig: „Sie hat doch für alles gesorgt.“ Der Heilige Vater hatte sie gesegnet.

Als alles vorbei war und die Leute gingen, waren wir schon irgendwo zufrieden, aber ich war innerlich immer noch wütend und enttäuscht. Wir gingen über den Petersplatz, beteten, dankten der MTA für das, was wir an diesem 25. Juli 1979 erreicht hatten. Dreißig Jahre später kamen die Akten für den Seligsprechungsprozess von Joao Pozzobon nach Rom.

Woran ich mich rückblickend erinnere, ist, dass es doch ein großes Geschenk war, weil es menschlich gesehen keine Chance gegeben hatte für diesen Segen, wäre da nicht dieser freundliche Mann aus der Wache gewesen, den ich Jahre später beim Besuch des Papstes in Chile wieder getroffen habe. Das war die Geschichte vom Segen des Heiligen Vaters für dieses Bild und von der Ruhe und Gelassenheit von Joao Pozzobon, der auch hier wie in seinem ganzen Leben ein Werkzeug war, der kleine Esel der Gottesmutter, wie er sagte. Wichtig war, dass die Ur-Peregrina gesegnet worden war für die ganze Kampagne und alles, was in Zukunft durch sie werden sollte.

Das ganze Zeugnis von Pater Carlos Cox zum Nachhören (Deutsch)

Das bekannte Foto von der Segnung der Ur-Peregrina durch Johannes Paul II

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