Veröffentlicht am 2011-11-14 In Jubiläum 2014

Palästina – heiliges Land und Land der Gottesmutter von Schönstatt

Agathe Hug. Es gibt ein paar Länder, zu denen man im Grunde nichts zu sagen braucht und schon gar nichts Neues zu sagen weiß. Schönstatt in Palästina – die Hochburg ist Betlehem. Hier gibt es viele Kreise der Pilgernden Gottesmutter, aber auch der Brauch, ein Hausheiligtum einzurichten, ist hier angekommen. Palästina ist zum Teil deckungsgleich mit den älteren Bezeichnungen Kanaan, Eretz Israel und Terra Sancta/Heiliges Land. Selten wird es auch Cisjordanien genannt als Gegenstück zu Transjordanien – diesseits und jenseits des Jordans.

 

Der Name Palästina geht auf das Volk der Philister zurück. Als Herkunftsregion der Philister wird meist die Insel Kreta genannt; ein endgültiger Beweis konnte aber bis heute nicht erbracht werden. Durchforscht man das Internet, dann bekommt man erklärt, dass ein Teil der Philister vermutlich aus der Region Kreta zuerst nach Osten an die Küste des Mittelmeeres gelangte, und zwar mit den Seevölkern, die im 12. Jh. v. Chr. Ägypten angriffen. Vorher hatten sie mit ihren Schiffen verschiedene Länder an der asiatischen Küste attackiert. Ramses III. konnte den Angriff auf Ägypten abwehren. Daher ließen sich die Philister in der Küstenebene bei Gaza nieder. Ein anderer Teil der Philister kam über Land in das spätere Philisterland. Nach ihnen benannten assyrische Texte des 8. Jahrhunderts v. Chr. die Region etwa des heutigen Gazastreifens bis Ashkalon „Palastu“. Der griechische Historiker Herodot (5. Jh. v. Chr.) verwendete die Bezeichnung „Syria palaistine“ für den gesamten Küstenstreifen zwischen Phönikien (der Levante d. h. vor allem Libanon), dessen Südgrenze er vermutlich am Karmelgebirge zog und der Gegend von Gaza, in der die Stadt Kadytis lag (s. Herodot III, 5). Das griechische Wort „Palaistine“ wurde im Lateinischen zu „Palaestina“.

Ein Blick nach Bethlehem

Betlehem ist eine Stadt im Westjordanland / Palästina mit 29.930 Einwohnern. Die Stadt gehört zu den Palästinensischen Autonomiegebieten und grenzt im Norden an Jerusalem. Bürgermeister der Stadt Betlehem ist seit Mai 2005 der römisch-katholische Christ und pensionierte Arzt Victor Batarseh.

Seit langem ist festgelegt, dass der Bürgermeister, sein Vize und auch die Mehrheit des Gemeinderates der Stadt Christen sein müssen. Es ist sogar die Konfession des Bürgermeisters festgelegt: Griechisch-orthodox oder römisch-katholisch. Diese Regelung bietet Zündstoff, denn von Seiten der Muslime regt sich dagegen Widerstand. Aufgrund dieser Regelung konnte die Hamas nach der letzten Wahl 2005 trotz ihres Sieges keinen ihrer Kandidaten zum Bürgermeister machen. Statt des langjährigen gemäßigten Amtsinhabers Hanna Nasser (römisch-katholisch) bekleidet nun der radikalere Marxist Walid Victor Batarseh (römisch-katholisch) dieses Amt. Er wird der Popular Front for the Liberation of Palestine (PFLP) zugerechnet, ist aber kein Parteimitglied. Ansonsten wird Betlehem von der Hamas dominiert.

Zurück zur Entwicklung des Namens „Palästina“. König Alexander der Große eroberte 332 vor Christus das Gebiet des heutigen Gazastreifens und damit hörte das philistäische Reich auf zu existieren. Kaiser Augustus übertrug das ehemalige Philisterland an König Herodes (aha – klick-klick – den kennen wir doch …), der wiederum gab es seiner legendären Schwester Salome, die daraus eine kleine jüdische Küstenprovinz machte.

Überspringen wir ein paar Jahrhunderte. Die Kreuzfahrer errichteten die Kreuzfahrerstaaten, darunter das Königreich Jerusalem, und nannten diese Region Heiliges Land. Seit 1517 war es Teil des Osmanischen Reiches.

Und weiter ein paar Jahrhunderte später: Die Situation heute soll hier nicht weiter beschrieben werden.

In der Bitte um Frieden

Und um die Sprachregelungen noch etwas zu klären: Das Adjektiv palästinisch bezieht sich in der Regel auf das antike Palästina, so zum Beispiel der Begriff „palästinische Juden“. Das Wort palästinensisch hingegen kam erst seit etwa Mitte der 1970er Jahre als Selbstbezeichnung der heutigen arabischen Bevölkerung von Ost-Jerusalem, Gazastreifen und Westjordanland in Gebrauch und verbreitete sich dann weltweit über die Medien.

Bis vor 50 Jahren gab es in Betlehem nur wenige Moscheen. Heute sind es ungefähr 100. Am Tag der Ankunft Arafats am 23. Dezember 1994 in Betlehem wurde auf dem Dach der Geburtskirche ein 4×4 Meter großes Modell des muslimischen Felsendoms aufgestellt. Die Christen antworteten mit dem Aufstellen großer beleuchteter Kreuze auf ihren Privathäusern. Im Januar 1994, wenige Tage nach der Übergabe Betlehems an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), wohnten genau 49.654 Christen in den palästinensisch-kontrollierten Gebieten im Westjordanland und in Gaza. Seitdem sollen ungefähr 11.000 Christen diese Gebiete verlassen haben, etwa die Hälfte von ihnen seit Ausbruch der El-Aksa-Intifada im September 2000. Allein in Betlehem, der größten Konzentration von Christen, sank deren Zahl von fast 30.000 auf unter 24.000. Die Spannungen zwischen Christen und Moslems wuchsen aufgrund der Stärkung islamistischer Strömungen. Problematisch ist auch das soziale Gefälle zwischen eher wohlhabenden Christen und ärmeren Moslems. Eine Umfrage aus dem Jahr 2006 unter christlichen Bewohnern der Stadt, durchgeführt vom Palestinian Centre for Research and Cultural Dialogue, fand heraus, dass 78% der Christen die israelischen Reiserestriktionen für den Exodus ihrer Glaubensgenossen verantwortlich machen. Des Weiteren gaben 90% an, muslimische Freunde zu haben, und weitere 73.3% der Christen Betlehems glauben, dass die PA das christliche Erbe in der Stadt mit Respekt behandelt.

Heilige Messe im Bündnis mit Palästina bedeutet auch, die Spannungen im Land Jesu in die Fürbitten einzuschließen – die Bitte um Frieden, um Freiheit, um gegenseitige echte Toleranz, die auf gegenseitiger Achtung, aber auch auf dem Bewusstsein des eigenen Glaubens gründet und mehr als ein verwaschenes „wir-haben-uns-alle-lieb“ ist.

Und Schönstatt in Bethlehem und darüber hinaus?

Hunderte und Tausende von Schönstättern aus aller Welt besuchen Jahr für Jahr – oft in Verbindung mit einer Wallfahrt nach Rom und Schönstatt – Bethlehem und die heiligen Städten des Christentums in Palästina. Sie ziehen pilgernd eine Spur des Liebesbündnisses in diesem Land – Hunderte von Bildern der Pilgernden Gottesmutter, von Hausheiligtumsbildern und Medaillen haben schon dort gestanden, wo der Stern den Ort der Geburt Jesu markiert, und wie viele haben dort schon gebetet: „Dein Heiligtum ist unser Bethlehem…“

Die Benediktiner der Dormitio-Abtei in Jerusalem haben vor einigen Jahren den Brauch eingeführt, die Namen von Menschen aufzuschreiben und diese in der Heiligen Nacht pilgernd nach Bethlehem zum Stern in der Geburtsgrotte zu tragen – die Parallele zu den Namen auf den Sternen, die Jahr für Jahr ins Urheiligtum Schönstatts getragen werden, ist gewollt!

Was viele, die auf den Fluren Bethlehems pilgern, nicht wissen: Hier leben Schönstätter. Wer die Milk Grotto Church auf den Hirtenfeldern besucht, erlebt eine Überraschung: Da hängt seit Jahren ein großes Bild der Gottesmutter von Schönstatt. Lange Jahre hindurch haben Pater Chrysostomus Grill und einige Schönstätter aus Deutschland und den USA in Bethlehem wie im ganzen Heiligen Land unter arabischen Christen Schönstatt-Saaten ausgestreut. Frucht davon ist diese Kapelle auf den Hirtenfeldern von Bethlehem und sind Dutzende von Hausheiligtümern … und manchmal eine leise Wehmut, dass die vielen Besuche von Schönstättern in Bethlehem nicht zu Begegnung werden.

Es tut den Schönstättern in Palästina gut, zu wissen, dass sie nicht vergessen sind. Darum feiern wir am26. November die heilige Messe „im Bündnis mit Palästina“.

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