Veröffentlicht am 2024-02-11 In Leben im Bündnis

Mannsein heute – Marienberg-Forum 2024

DEUTSCHLAND, Peter Hagmann •

Vom 2. bis 4. Februar 2024 trafen sich zum Marienberg-Forum der Schönstatt-Männerbewegung aus Deutschland über 20 Männer vor Ort in Schönstatt im „Haus Tabor“ auf dem „Marienberg“, während weitere 12 Männer aus ganz Deutschland, Südamerika, Spanien und Australien per Videokonferenz dabeiwaren. Prof. (em.) Dr. Manfred Gerwing, der als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt gelehrt hat und zum Schönstatt-Familienbund gehört, war eingeladen, über die Herausforderungen des „Mannseins heute“ zu sprechen. —

Mit einem YouTube-Clip über die Ablehnung des ZDF-Medienpreises durch den im Jahr 2013 verstorbenen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (auch als „Literatur-Papst“ bezeichnet) im Jahr 2008 ging es in die in die Auftaktrunde mit Prof. Dr. Gerwing.

Sein philosophischer Ansatz erklärte den Männern die heute in der westlichen Welt gesellschaftlich vorherrschende Philosophie des Existentialismus der Philosophen Sartre und Heidegger und des Konstruktivismus u.a. von Ernst von Glasersfeld.

In diesen Weltanschauungen gebe es keinen Gott, der Mensch konstruiere sich selbst und gesellschaftlich sei vieles offen, was im christlichen Welt- und Menschenbild vorgegeben sei. Allerdings spiele auch die Liebe keine Rolle und der Mensch sei nicht nur auf sich allein gestellt, sondern verlassen, in ständiger Konkurrenz und Verzweiflung.

Das christliche Welt- und Menschenbild mit einem existierenden Gott, der den Menschen von Ewigkeit her gedacht hat und ihn persönlich liebt, sei ein Gegenpol dazu. Das „Werde, was Du bist“ der christlichen Ideallehre sei Auftrag und Programm zugleich.

Kindsein vor Gott, Kindlichkeit als Auftrag und Herausforderung sei in dieser Entwicklung ein wichtiger Aspekt des christlichen Menschenbildes.

Allerdings habe sich die westliche Welt schon seit Jahrzehnten schrittweise dem Exitentialismus und Konstruktivismus zugewandt, was sich in unseren Lehrplänen, Erziehungsnormen, Gesetzen zur „Ehe für alle“ oder zur „freien Geschlechtswahl“ zeige.

Prof. Gerwing ist davon überzeugt, dass Satre an manchen seiner Literaturstellen bewusst Bezug auf die Bibel nimmt, diese also kennt und studiert hat. Ebenso kann er nachweisen, dass sich Pater Kentenich mit den damals verbotenen Werken des Philosophen Heidegger befasst hat, den Theologen in dieser Zeit nicht lesen durften.

Mannsein

Foto: Joachim Konrad

Gesellschaftliche Entwicklungen besser einordnen

Der Vortrag von Prof. Gerwing durfte bei spontanen Fragen unterbrochen werden, und so ergab sich manch abschweifender Austausch bei den gestellten Fragen. Doch das förderte die Verständlichkeit und gab ein direktes Feedback bei dieser recht theoretischen und philosophischen Herangehensweise an das Thema. Die Männer waren beeindruckt vom „großen Zusammenhang“, in dem heute manches „Identitätsgruppendenken“ oder manche Gesellschaftsspannung gesehen werden kann oder muss.

So äußerten mehrere Teilnehmer am Ende der Fragerunde nach dem Impulsreferat, dass sie nun manche gesellschaftspolitische Entwicklung leichter und besser zuordnen können und es für die Kirchen eher angeraten sei, ihre Kernkompetenz der Glaubens- und Gottesverkündung zu schärfen, statt dem Mainstream in welcher Art auch immer hinterher zu laufen.

Ganz Kind und ganz Vater

Am Samstagnachmittag ging es in Kleingruppen um Pater Kentenichs Sicht von Menschsein, Kindlichkeit und Väterlichkeit und deren Einfluss auf das „Mannsein heute“. Der Auftrag Jesu: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …“ (Mt 18,3) spricht die Kindlichkeit an, die das kindliche Vertrauen ebenso meint wie die kindliche Geborgenheit im Vater und die Liebe zu den Eltern. Diese Kindlichkeit hat leichter einen Herzenszugang zum Glauben, zur Liebe Gottes, als die oft verkopfte Erwachsenensicht – bei den Jüngern verbunden mit der Frage, wer denn der Größte unter ihnen sei.

Ganz Kind und ganz Vater – so steht es als Ideal auf dem Grundstein des Tabor-Heiligtums, aber wie sieht das konkret aus in der hektischen Welt von heute?

Als Mann fest im Leben zu stehen, sich eine Kindlichkeit im Glauben zu bewahren und gleichzeitig die väterlichen Eigenschaften der Demut, Großzügigkeit und Verlässlichkeit zu entwickeln, ist eine große Herausforderung, eine Entwicklung, bei der „Mannsein“ sich in jeder Lebensphase anpassen muss und als Aufgabe nie abgehakt werden kann.

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Klarinetten-Solo zum Auftakt | Foto: Joachim Konrad

Das persönliche Bild von Gott

Nach einem Morgenimpuls und dem Frühstück begann das Programm am Sonntag mit einem Klarinettenstück eines teilnehmenden Berufsmusikers, bevor man sich der Frage nach dem persönlichen Gottesbild zu nähern versuchte. Eine solche sehr persönliche Frage erfordert eine große Offenheit, wie sie in dieser Tagungsgruppe gegeben war. Gott wurde von den Teilnehmern als „unendliche Liebe“, als „Anfang und Ende“, als „unendliche Allmacht“ beschrieben. Auch dieses „Wo ist Gott, wenn …“ wurde lebhaft diskutiert und ausgetauscht – auch wenn es nicht DIE Lösung geben kann.

Am Ende der Tagung war man sich einig, dass dieses Thema „Mann sein“ thematisch nur angerissen werden konnte, aber viele Fragen offen blieben. Vielleicht wird es im nächsten Jahr beim Marienberg-Forum vom 21. bis 23.02.2025 eine thematische Fortsetzung geben.

Mit einem Gottesdienst im Tabor-Heiligtum endete die durchweg positiv bewertete Veranstaltung in guter Atmosphäre und die Teilnehmer freuen sich auf das nächste Marienberg-Forum im kommenden Jahr.

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