Veröffentlicht am 2020-08-05 In Leben im Bündnis

„I can‘t get no desinfection!“ Familientagung in Corona-Zeiten

ÖSTERREICH, P. Elmar Busse •

„I can‘t get no desinfection!“ Die Verballhornung des Songs von den Rolling Stones, der von Mick Jagger und Keith Richards geschrieben worden war (die Single mit „I can`t get no satisfaction“ wurde 1965 der erste Nummer-1-Chart-Erfolg der Rolling Stones in den Vereinigten Staaten) galt so nicht für den Rojach-Hof in Kärnten, auf dem vom 25. Juli bis 1. August trotz Corona eine Familientagung stattfinden konnte. —

 

 

Vor den Toiletten sowieso, aber auch vor dem Speisesaal und darin noch mal vor dem Salatbüfett sowie vor der Scheunenkirche standen die Spenderflaschen mit den entsprechenden Hinweistafeln. Im weiträumigen Speisesaal konnten nur 10 Familien unterkommen, damit zwischen den Tischen die Abstandsregeln eingehalten werden konnten.  Die kamen aber auch, buntgemischt aus 5 Diözesen und einer Bandbreite von 5 bis 35 Ehejahren. Für die anregenden Impulse waren die unterschiedlichen Familienphasen kein Problem, konnte doch jedes Paar anonym am Anfang die Fragen notieren, die sie im Moment bewegten.

Ehepaar Derfler, in der Aufgabe als Begleitehepaar,  Ehepaar Bieber,  Schwester Gertrud-Maria Erhard und Pater Elmar Busse können auf langjährige Erfahrung als Referenten in Schönstatt zurückgreifen

Eine Besonderheit war die Teilnahme von Schwester Julie aus Australien, die den Stil der österreichischen Familienarbeit kennen lernen will und hospitiert hatte. Bei ihrem Temperament beschränkte sie sich nicht aufs Hospitieren, sondern hielt einen leidenschaftlichen Vortrag, so dass man keinen Kaffee gebraucht hätte, um ihr aufmerksam folgen zu können.

Reden über Gott und die Welt

Ansonsten war der morgendliche Kaffee durchaus eine gute Starthilfe, denn abends nach dem Ende des offiziellen Programms wurde dann doch noch lange zusammengesessen und über Gott und die Welt geredet. Da waren die Nächte kurz.
Im bewährten Tagungsformat gab es vormittags 2 Impulse, Zeit für ein Paargespräch sowie das Angebot der Eucharistiefeier in der Scheunenkirche. Der Nachmittag bot viele Ausflugsmöglichkeiten in der Nähe. Der Millstätter See lag nur  acht Kilometer entfernt vom Quartier. Am Dienstagnachmittag fuhren die meisten Familien gemeinsam ins Maltatal zu dem 200m hohen Wasserfall des Fallbaches, an dessen Fuß sich ein wunderbarer Wasserspielplatz befindet. Da waren die drei Stunden schnell vergangen. Und bei 30˚C in der Sonne waren der kühle Wind, der von der Felswand blies, sowie der leichte Sprühnebel in der Nähe des Wasserfalls eine wunderbare Erfrischung.

 

Sieben Säulen

Thematisch wurden die Fragen der Paare, assoziiert mit den spirituellen Akzenten der Schönstatt-Familienbewegung, den sogenannten sieben Säulen, von den Referenten beantwortet. Vor einigen Jahren haben die Verantwortlichen der Familienbewegung in Österreich die vielfältigen Aspekte der Schönstatt-Spiritualität im Leitbild der sieben Säulen verdichtet. Der Begriff stammt aus dem Alten Testament, dem Buch der Sprichwörter (Spr 9,1): „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.“ Populär gemacht hat diesen Begriff Lawrence von Arabien durch seinen autobiographischen Bericht über den arabischen Aufstand gegen das osmanische Reich in den Jahren 1917/18, dem er den Titel „7 Säulen der Weisheit“ gab.

In der Schönstatt-Spiritualität geht es um

  1. Wachstum von innen (meine Persönlichkeit entfalten)
  2. Ausstrahlen (jede Liebe, die wächst, ist eine verändernde Kraft – Papst Franziskus)
  3. Schöpferisch gestalten (Wir setzen uns ein für eine neue Welt.)
  4. Von Herz zu Herzen (Der Weg, um Gemeinschaft zu bauen)
  5. Heimat finden – Heimat geben (Was unsere Zeit dringend braucht)
  6. Gründergeist (Wir haben Anteil am Gründercharisma Pater Kentenichs)
  7. Gott in unserer Mitte (Den Alltag gläubig vertiefen durch das Hausheiligtum und dieses als Kraftquelle nutzen)

Am Abend wurde das Thema des Vormittags vertieft und angereichert durch die Erfahrungen, die die Ehepaare einbrachten. Das offizielle Programm endete mit der „Ofenbank“, einer Gelegenheit, wo jedes Paar im Flüsterton bei gedimmter Beleuchtung mit einem Teelicht in der Hand noch einmal für sich die Ernte des Tages besprach und mit Gott verband.

Liebesbündnis, Eheversprechen und „desinfection

Am Freitagnachmittag fand unter einem riesigen schattenspendenden Baum der feierliche Abschlussgottesdienst statt, bei dem die Paare ihr Eheversprechen erneuerten und ein Paar verbindlich das Liebesbündnis mit der Gottesmutter geschlossen hat.
Keine Familienwoche ohne einen „Bunten Abend“, wo auf humorvolle und kabarettistische Weise die Erlebnisse und Inhalte der Woche noch einmal für so manchen Lacherfolg sorgten.  Innovativ war der Quizz mittels der online-Plattform www.kahoot.it, wo jeder Teilnehmer mittels seines Smartphones zwischen vier möglichen Antworten auf die Fragen zum Vortragsstoff wählen konnte.
Musikalisch ansprechend waren die Umtextungen  von Songs wie Sonderzug nach Pankow (Udo Lindenberg), Der Kommissar (Falco), Es lebe der Zentralfriedhof (Wolfgang Ambros) und andere für jeweils eine Familie, mit denen Ehepaar Prem die Ehepaare überrascht hatte.  Damit wären wir wieder bei „I can’t get no desinfection“.

 Infiziert

Der Rojachhof, geführt von der Familie Rindlisbacher, eignet sich ideal für solche Familienwochen. Die fünf Gokarts des Hauses standen selten unbenutzt am Rande des gepflasterten Innenhofes; und mancher Ellenborgen musste mit Pflaster versorgt werden, weil eines der Kinder eine Kurve zu schnell genommen hatte. In der hofeigenen Schnapsbrennerei servierte der Seniorchef verschiedene schmackhafte hochprozentige Mund- und Rachendesinfektionsmittel – leider nur für die Erwachsenen zum Leidwesen der Jugendlichen.

Infiziert – nicht mit Corona, waren die Familien am Schluss –  aber mit vielen praktischen Anregungen, wie in Zukunft das Familienleben intensiver und doch stressfreier gelebt, Konflikte fairer gelöst, und Glaube und Alltag auf lockere und doch ernste Art miteinander verbunden werden können.

 

luxmedia 18-Z36C

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