Veröffentlicht am 2017-09-03 In Leben im Bündnis

Treffen der 70er Generation

CHILE, Verónica Gutiérrez •

In Chile hat die Generation der siebziger Jahre große Veränderungen miterlebt und mitgestaltet. Einerseits wuchs die Schönstatt-Bewegung mit der Feier von 25 Jahren Mission des 31. Mai, den Jubiläen von Heiligtümern, den Misiones und Camps, die in dieser Zeit begannen. Andererseits erlebte das Land gravierende politische und soziale Umwälzungen, die zu schwierigen und harten Zeiten führten.

Die jungen Studenten der Bewegung versammelten sich in dieser Zeit beim Coenaculum-Heiligtum von Bellavista. Sie organisierten alle möglichen Veranstaltungen und trafen sich am Wochenende in den Wohnungen zu den sogenannten „Malones“, den „Überfällen der Unruhestifter“, wie man damals diese Treffen der Jugendlichen nannte. Vierzig Jahre später wurden sich die Jugendlichen der Siebziger bewusst, dass sie sich nur noch bei Beerdigungen trafen. Das war ein heftiger Impuls, um ein Wiedersehenstreffen zu organisieren für alle, die damals diese Generation voller Ideale und voller Unruhe gebildet hatten.

Nena O’Ryan erklärt den historischen Kontext von Chile in jenen Jahren, in denen sich das Land immer mehr spaltete und „wo die Kirche eine wichtige Rolle spielte, weil sie zum Dialog mahnte.“ Javier Troncoso berichtet, dass er diese Vorgänge in einem „sehr offenen, sehr vielfältigen und pluralistischen“ Schönstatt miterlebte.

„Wieder-Begegnung“

– Hallo, Tito?

– Ja, mit wem spreche ich?

– Du musst vierzig Jahre zurückspulen… Ich bin Vicky.

– Ah!!!!! Ich fasse es nicht! So viele Jahre! Wir sind ja schon im „Frühling der Senioren“!

Vicky Contreras erklärt, wie die Idee allmählich Gestalt annahm. „Wir erzählten es Schwester María Victoria, der Provinzoberin der Schwestern, und ihr gefiel die Idee. So sehr, dass sie uns das Haus der Schwestern dafür anbot. Wir wollten aus dieser Begegnung ein Wiedersehenstreffen machen. Viele von uns hatten sich ja seit 20, 30 Jahren nicht mehr gesehen.“ Sie wollten diese Jugendjahre zusammen mit ihren damaligen Standesleitern nacherleben: Pater Rafael Fernández und Schwester María Angélica Infante. „Wir wollten die Gelegenheit nutzen, uns an die vielen Erfahrungen in unserer Jugend zu erinnern, als Söhne und Töchter Schönstatts in Bellavista.“

„Das Treffen haben wir genauso gemacht wie unsere ‚Malones‘ damals in den Siebzigern“, erklärt Vicky. „Wir haben uns in der Halle des Provinzhauses getroffen. Pater Rafael hat erzählt, dass er in diesem Raum seine erste Predigt gehalten habe, und die Schwester sagte, hier habe sie ihren ersten Vortrag gehalten.“

Insgesamt gut 60 Personen kamen schließlich zusammen. Es war nicht so sehr ein Treffen von Mitgliedern der Schönstatt-Bewegung, sondern von Personen, die Teil jener wichtigen Epoche gewesen waren. Das Treffen begann mit einer Messe, die Pater Rafael und Pater Marcelo Aravena konzelebrierten. Gesungen hat die gleiche Gruppe, die in der Jugend immer gesungen hatte, und das, was man damals sang: Die Messe „Hacia el Padre“, im deutschen besser bekannt als „Lateinamerikanische Gitarrenmesse“.

Danach ging es einfach darum, mit all den persönlichen Geschichten auf den neuesten Stand zu kommen und über das zu reden, was aus dem Leben der einzelnen geworden war und natürlich über all das zu reden, was damals in der Jugend angesagt war.

Schw. Maria Angélica Infante und P. Rafael Fernández

Was in den Jahren danach geschehen ist

Im letzten Teil des Treffens gaben einige der Gäste ein Zeugnis über das, was sie in den vergangenen Jahren innerhalb der Schönstatt-Bewegung erlebt hatten. Schwester Marisol, die in El Peñon, einem sozialen Brennpunkt, Sozialarbeit macht. Juan Luis Vacher, der über seine Erfahrung in der Mission in Burundi berichtete.

Und am Schluss lachten alle herzlich über die Storys, die Alberto Mossó aus jener Zeit zum Besten gab. „Damals taten die Schwestern und Patres alles Mögliche und Unmögliche, um die Jugendlichen nach Geschlecht zu trennen, und wir taten alles, um uns zu treffen, und die beste Gelegenheit war immer der Mai. Das war der Moment, wo man die Mädels und die Jungs ‚begutachten‘ konnte. Das waren auch die Zeiten, wo man dann irgendwie die Nachricht hörte: ‚Die gehen nach Deutschland‘, das hieß dann, sie gingen ins Noviziat der Patres, einige Mädels gingen zu den Schwestern, und viele haben sich für die Ehe gefunden – und sind noch heute verheiratet!“

„An diesem Samstag wurde diese ganze Geschichte wieder lebendig. Wiedersehen mit Leuten, die ich vierzig Jahre lang nicht gesehen habe. Merken, wie wir uns verändert haben. Aber wie auch immer, wir sind immer noch diese gleichen jungen Menschen mit den gleichen Idealen im Herzen“, erzählt Yerko Simicic, und die Augen glühen. „Ich kam mir auf einmal wieder wie 15 Jahre alt vor. Mein Herz stand wieder lodernd in Flammen“, sagt Carmen Delia Sepúlveda.

„Die wichtigste Erkenntnis des Treffens war“, so Vicky, „dass uns auch nach 40 Jahren noch eine große Freundschaft und das Liebesbündnis verbinden.“

Original: Spanisch, 1.9.2017. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

 

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