Veröffentlicht am 2012-04-15 In Schönstatt im Herausgehen

Die missionarische Strömung ist reales Leben: Familien-Misiones in Spanien

SPANIEN, P. Carlos Padilla. San Rafael ist ein Ort bei Segovia mitten in der Sierra de Guadarrama, auf 1212 Metern Höhe. Dreitausend Menschen wohnen hier während des Jahres, wobei es im Sommer gut 9000 sind. Es liegt an der königlichen Straße, die Madrid mit dem Nachbarort La Granja de San Ildefonso verbindet. Diese strategische Lage machte es zur Raststätte für viele, die die Sierra de Guadarrama überquerten.

 

Die Nähe zu Segovia und Madrid und seine dichten Laubwälder am Fuß der Berge ließen hier zahlreiche Ferienwohnungen entstehen, unter denen es nicht wenige Herrenhäuser gibt mit herrlichen Gärten mit hohen Fichten und jahrhundertealten Mammutbäumen. San Rafael hat einen Kern von Einwohnern, die vorwiegend von Viehzucht, Gastronomie und Handel leben, und die Sommerresidenzen und Feriensiedlungen, wo vor allem viele Einwohner von Madrid und Segovia Ruhe und Erholung suchen.

Inmitten der Gärten steht eine Bergkirche, deren Pfarrer darum bat, dass die Familien-Misiones der Kar- und Osterwoche 2012 hier stattfinden sollten. Und so geschah es, dass 95 Missionare – kleine, mittlere und große, aus Liga, Instituten und Bünden, Berufstätige, Studenten, Schüler, Marienapostel und –ritter, Pilger – am Samstag vor dem Palmsonntag ihre Koffer packten, um bis zum Karsamstag mit den Ortsbewohnern die Karwoche zu feiern.

Ein überzeugendes Zeichen des Missionarischen in Schönstatt

Ziel der Familien-Misiones Schönstatts in Spanien ist kein anderes als das, Zeugnis zu geben davon, dass in Familie und Gemeinschaft gelebter Glaube möglich ist, und nicht nur möglich, sondern unverzichtbar für das gesunde, organische Wachsen jeder Gesellschaft. Wie in den Familien-Misiones in anderen Ländern Lateinamerikas, sind die Familien-Misiones in Spanien aus dem Wunsch entstanden, sich der Gesellschaft als einige, frohe, kreative und tief im Glauben verankerte Familien zu zeigen. Darum und dazu haben sich die Straßen, die Orte, die wir besucht haben und die Pfarrkirche mit dem sympathischen Geplapper unserer Kleinsten, den Liedern und dem Lachen der Jugendlichen und der Hoffnungsbotschaft gefüllt, die die Familie in ihrem ganzen Glanz der Welt und der Kirche bringt.

An der Hand der Pilgernden Gottesmutter, mit dem Kreuz am Hals

An der Hand der Pilgernden Gottesmutter, mit dem Kreuz am Hals, gruppierte sich die Missionare als Misiones-Familien oder Zweiergruppen, um an den Haustüren zu klingeln und so der Gottesmutter zu ermöglichen, einzutreten und Gaben und Gnaden auszuteilen. Sie werden zu kleinen Werkzeugen, indem sie die Bewohner einladen zu den Angeboten am Nachmittag, die immer mit viel Liebe zusammengestellt werden. Dieses Jahr erfreute Valivan (bekannt aus EWTN) mit seinen Marionetten und Workshops für Kinder die Anwesenden, und das Kinoforum mit dem neuesten Film, Maktub, öffnete den Raum für einen bereichernden Austausch unter allen. Die Familiengebete zu verschiedenen Zeiten des Tages bieten einen Ruhepunkt für die Seele, nicht nur der Missionare, sondern besonders derer, die ihnen ihre Nöte, Sorgen, seelische Einsamkeit und die großen und kleinen Schmerzen mitgeteilt haben, all das, was die Herzen derer, die es tragen und die es mittragen, prüft und läutert…

Die drei Säulen der Familien-Misiones

So gestalten sich die drei Säulen, auf denen die Familien-Misiones ruhen: die Mission nach außen, die Mission nach innen und die innere Mission.

Die Mission nach außen, in der es darum geht, in alle Häuser des Ortes die Botschaft zu bringen, dass Christus in uns lebt. Das Herzensheiligtum öffnet sich sperrangelweit, um den Besuchten aufzunehmen und das Beste aus uns zu schenken. Nicht immer öffnen sich die Türen der Häuser… oder sie öffnen sich nur, um gleich darauf wieder geschlossen zu werden. Vor der verschlossenen Tür betet man ein Ave Maria … und sie segnet. Aber alle Missionare kommen zurück mit der Erfahrung, in dem einen oder anderen Haus aufgenommen worden zu sein, die Realität der einen oder anderen Familie erlebt zu haben, bisweilen eine erschütternde Realität und oft die einer bodenlosen Enttäuschung, deren Ursache wir selbst als Kirche sind – und die Erfahrung, ihnen eine andere Wirklichkeit dieser selben Kirche gezeigt zu haben, die Wirklichkeit einer Pilgernden Kirche, die mit uns zu den Ärmsten der Armen geht. Sie gehen mit der Erfahrung, ein wenig Hoffnung gebracht und ein schlichtes Gebet gebetet zu haben, manchmal auf dem Boden sitzend. Ein Gebet, das Herzen bewegt, weil es ehrlich ist, weil es aus dem Herzen kommt und sich nicht in Form und Protokoll verliert.

Die Mission nach innen geschieht hinter verschlossenen Türen und macht möglich, dass jeder der Missionare das Beste aus sich gibt. Es ist beeindruckend, wie Hochherzigkeit und Einsatz beginnen und wachsen. Müdigkeit oder auch die fehlenden Annehmlichkeiten im Haus zählen nicht. Auch nicht Kälte, Regen oder Schnee, den es dieses Jahr überreichlich gab. Alle geben, was sie haben. Das Gebet, vor allem das Abendgebet vor dem Allerheiligsten erneuert die Herzen in der Tiefe, und während die Kleinsten im Haus schlafen, entzündet sich das Feuer in der Kapelle, damit die Herzen brennen. Und sie brennen! Den Tag über und in den Pausen beeindruckt es zu sehen, wie die Kinder der Mission sich sicher bewegen, spielen und Hütten bauen nach dem, was sie sehen. Mit zwei Ästen eines alten Baumes machen sie ein Kreuz für ihre eigene Kapelle, die sie mit Blumen schmücken…

Und schließlich die innere Mission. Das ist das, was äußere und innere Mission aus uns als Personen, Ehepaaren und Familien machen. Es ist die Arbeit, die in jedem einzelnen vor sich geht. Und bestätigt, dass es keine großen Dinge braucht, um glücklich zu sein. Bestätigt die Mission des Seins und nicht des Habens. Mit wie wenig kann man so sehr und ganz glücklich sein! Aus der Asche einer Gesellschaft, die das Äußerste fordert, ohne klaren Horizont, wo die Werte durcheinander geraten sind, da wächst die Hoffnung dessen, der glaubt. Das Laue wird Feuer. Feuer verwandelnder Liebe. Es bestätigt und bestärkt sich die Mission der Familie, wo der Mensch gesund wachsen, sich harmonisch entfalten kann, sicher wird, weil er sich geliebt weiß.

Die Familie – das Beste, das wir haben

Die Familie soll dieser fruchtbare Boden sein, weil dort, von der Hand Gottes gepflanzt, Kinder Wurzeln bekommen und ihre Flügel ausbreiten, um zu sein, wie Gott sie gemeint hat. Wo Eltern begleiten und lieben, wo Geschwister Bindungen schaffen und das Beste füreinander geben. So viele Sorgen und Ängste verschwinden! Das ist die Familie, das Beste, das wir haben, die Antwort auf die großen Fragen und Sorgen der menschlichen Seele. Das sind die Familien-Misiones, das ist „das Land, so warm und traut… wo edle Herzen innig schlagen“, das Land, von dem Pater Kentenich spricht. Das ist Schönstatt.

Das ist es, was wir in der Karwoche erlebt haben, was wir San Rafael geschenkt haben. Wir haben gesehen, wie sich die Kirche während der Gottesdienste gefüllt hat, wir haben heißen Kakao mit den Bewohnern geteilt nach der Osternachtfeier und das Feuerwerk, unter Lachen und Tränen der Freude. Und dazu haben wir die Freude und den Dank eines Pfarrers erlebt, der gewöhnt war, einsam zu leben an einem harten Ort mit extremer Witterung. Noch zwei Jahre werden wir nach San Rafael gehen und hoffen, dass in dieser Zeit das Saatkorn aufgeht…

Familie der MTA, sei treu zu deiner Mission!

 

Dazu gehört:
Bei diesen Misiones empfängt man mehr als man gibt



Übersetzung: alisol, schoenstatt.org

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