Veröffentlicht am 2015-01-02 In Franziskus - Initiativen und Gesten

Über die katholischen Journalisten, denen Papst Franziskus nicht passt

SOLIDARISCHES BÜNDNIS MIT PAPST FRANZISKUS, mda. Papst Franziskus überrascht und stellt manche sicheren Weltbilder auf den Kopf. Sicher geglaubte Feindbilder, wie die der „Medien, die immer gegen die Kirche und den Papst sind“ stürzen ein, wohingegen manche „sehr“ katholischen Medien, Foristen und Kommentatoren, die sich gerne mit dem Etikett „papsttreu“ schmückten, plötzlich genau damit Schwierigkeiten haben. Es sind nicht wenige christliche Journalisten und Medienmacher, die Misstrauen gegenüber dem Papst streuen und ihn anklagen, die Gläubigen zu verwirren. Am Hochfest der Gottesmutter Maria veröffentlichte schoenstatt.org (in Spanisch) einen harten, deutlichen Brief von Bischof Domenico Sorrentino von Assisi, zuerst veröffentlicht in der italienischen Zeitschrift La Voce und vom Netzwerk Aleteia verbreitet. Es tut gut, auf mutige Bischöfe setzen zu können, auf ehrliche Männer ohne Angst vor der Wahrheit – lebendiges Zeugnis der erneuerten Kirche und des Herrn, im selbstlosen Dienst wie Maria.

Der Brief im Wortlaut:

Wir sind mitten in der „Post-Moderne“. Im Rücken die großes Systeme. Im Rampenlicht des globalen Marktes unendlich viele Meinungen, aber eben nur Meinungen. Es ist die Zeit des „nach meinem Maß“. Und das geschieht auch mit der Religion.

Auf dem neuesten Tiefpunkt bezieht sich dieses Lebensgefühl auf den Papst. Ja, genau auf Papst Franziskus. Wenn auch nicht auf der Anklagebank, so ist der doch jetzt auf der Bank der Meinungsangeber gelandet. Sie untersuchen und bewerten ihn: und nicht bei allen bekommt er gute Noten. Es war zu erwarten, nach dem ersten Bad in der Menge und Zustimmungen.

Dabei entgeht die Tatsache, dass bereits seit den ersten Taktangaben des Pontifikates, als man ihn in kraftvollen Worten für die Sache der Armen eintreten hörte – in der Tat in der Spur der klassischsten christlichen Soziallehre – Lobbys der Finanzwelt naserümpfend erhoben haben, und ebenso… Journalisten. Mit allem Respekt ist eine solche Reaktion fast schon eine Garantie für die evangeliumsgemäße Güte des Produktes.

Es überrascht weiterhin nicht – überrascht hätte das Gegenteil -, dass einige ultrakonservativ-katholische Gruppen und extreme Gegner des II. Vatikanischen Konzils Papst Franziskus sofort in den Sack der häretischen Päpste gesteckt haben. Ja sogar der „Gegenpäpste“, in bester Gesellschaft andererseits mit Päpsten, die wir bereits als Selige verehren, und einem, Papst Johannes Paul II., sogar als Heiligen! In bestem Frieden mit allen.

Die letzte Neuigkeit kommt überraschenderweise von katholischen Journalisten, von denen einige durchaus ein wohlverdientes christliches Zeugnis darstellen, die die Pflicht verspüren, sich von Papst Franziskus zu distanzieren. Sie machen eine Gewissensentscheidung daraus, und das, so weiß man, ist zu achten. Aber deshalb noch lange nicht Wahrheit.

Diese bekennen weiterhin ihren Glauben und nehmen das Konzil bis zu den nachkonziliaren Päpsten an. Aber bis zu Benedikt XVI. Franziskus, so sagen sie, bringe mit seinen durchschnittlichen Reden und (vermuteten) sublimen Erneuerungsstrategien (man denke an die Familien-Synode) die Kirche in Verwirrung. Es sei darum die Stunde der Prophetie gekommen, die diese Gefahr anprangern müsse.

Und man verbreitet sogar den Verdacht, mit schlecht verdecktem Verlangen nach journalistischer Exklusivität, dass Franziskus nicht der wahre Papst sei. Papst Benedikt XVI. sei noch am Steuer der Kirche, wenn auch in „Standby“. Und das auf der Grundlage des von ihm beibehaltenen Titels „emeritierter Papst“ und dem Verdacht, dass das Konklave, das Bergoglio zum Papst gewählt hat, irregulär gewesen sei.

Dass eine solch destabilisierende These kein Fundament hat, ist durch jeden einigermaßen guten Kirchenrechtler leicht zu beweisen. Vor allem in Blick auf die Wahl hängt der Verdacht komplett in der Luft als Frucht journalistischer Spekulationen über ein Ereignis, das Konklave, dessen strengste Geheimhaltungsvorschriften jedwede Überprüfung verhindern.

Die These  – oder ebenso suggestive wie wahrscheinliche Hypothese – wird mit der Kunst des vollendeten Journalismus und einem gewissen Pathos von Helden der wahren und reinen Wahrheit verbreitet,  in der offenkundigen Absicht, Ablehnung von Papst Franziskus zu erreichen (oder zumindest Verwirrung in Blick auf ihn). Alles bewegt von den gemutmaßten Grenzen des Magisteriums des gegenwärtigen Papstes, die mit den Qualitäten des emeritierten Papstes in Gegensatz gestellt werden. Die beiden, so sagt man, seien im Widerspruch.

Wir, die wir beide lieben, sehen von Widersprüchen in der Substanz nicht eine einzige Spur (auch wenn der Stil beider Päpste in der Tat nicht unterschiedlicher sein könnte). Wer aufmerksam und nicht mit Ach und Krach das Magisterium von Papst Franziskus verfolgt und wenigstens seinen vom Evangelium geprägten Sinn kennt, dem erscheint es wahrhaftig unglaublich, dass er angeklagt wird, sich einen Fanclub zu schaffen, indem er das sagt, was alle hören wollen. Das genaue Gegenteil ist der Fall.

Ich erinnere mich an die kräftige Ohrfeige, die er uns bei seinem Besuch in Assisi gegeben hat: Er hat uns nicht das gesagt, was wir hören wollten, sondern Dinge, die die blanke Krise bedeuten! Und die man annehmen kann wegen der Einfachheit und Liebenswürdigkeit, mit denen er es sagt, auch das was sehr schwer zu glauben und umzusetzen ist. Er übernimmt, das schon, fesselnde Worte, die sich auf die Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes zentrieren. Aber es ist das reine Evangelium.

Wenn man das Gesamt des bisherigen Magisteriums aufnimmt, dann ist weder irgendetwas vergessen, was die unveränderliche Wahrheit konstituiert, noch irgendeine der Pflichten eines guten Gewissens. Wer natürlich auf dem Markt der Religion „nach meinem Maß“ nur das herausnimmt, was ihn interessiert, der kann und muss bedauert werden. Aber es ist schwierig, dass darauf ein Anrecht hat, wer im Namen der Prophetie das „nach meinem Maß“ praktiziert und dabei auch den Papst nach dem wählt, was ihm passt.

Von Bischof Domenico Sorrentino von Assisi, Italien.

Quelle: Aleteia. Original: La Voce
Original italienisch/spanisch. Übersetzung: M. Fischer, schoenstatt.org

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