Veröffentlicht am 2015-01-02 In Franziskus - Botschaft

Mutter Gottes und unser aller Mutter

FRANZISKUS IN ROM. Das Neue Jahr hat in Rom in einem Klima von Freude und Hoffnung begonnen. Wieder füllten Tausenden von Menschen den Petersplatz und die umliegenden Straßen, um mit dem Heiligen Vater zur Mutter Gottes zu beten, die Franziskus als demütige Frau von Nazareth bezeichnete, die Jesus ihre Liebe und sein menschliches Fleisch gegeben hat. Wer kennt seinen Tauftag? Ein Lieblingsthema von Franziskus, das er auch an Neujahr aufgriff – ein Tag wie geschaffen dazu, für das Geschenk zu danken, das wir in der Taufe erhalten haben: das göttliche Leben. Durch die Taufe seien wir in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen, empfangen seine Liebe und Zärtlichkeit, und kommen so zum Frieden. Er erinnerte an den Weltfriedenstag und dessen Motto: Nicht Sklaven, sondern Brüder. Erneut rief der Papst dazu auf, alle Formen der Sklaverei zu bekämpfen und in Verantwortung vor- und füreinander zu leben.

Worte des Heiligen Vaters beim Angelus am 1. Januar 2015

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag und ein gutes neues Jahr!

An diesem ersten Tag des Jahres, im freudigen – wenn auch kalten – Klima der Weihnachtszeit, lädt die Liturgie uns ein, unseren Blick voller Glauben und Liebe auf die Mutter Jesu zu richten. In ihr, einen einfachen Frau aus Nazareth, „ist das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Deshalb ist es unmöglich, die Kontemplation Jesu, des Wortes des Lebens, das sich sichtbar und fassbar gemacht hat (vgl. 1 Joh 1,1), von der Kontemplation Mariens zu trennen, die ihm ihre Liebe und seinen menschlichen Leib geschenkt hat.

Wir hören heute die Worte des Apostels Paulus: „Gott sandte seinen Sohn, geboren von einer Frau“ (Gal 4,4). Dieser Satz – „geboren von einer Frau – drückt kurz und stark die echte Menschlichkeit des Gottessohnes aus. In den Worten eines Kirchenvaters, des heiligen Athanasius: „Unser Erlöser war wirklich Mensch und daher kam die Rettung der ganzen Menschheit.“

Doch Paulus fügt auch hinzu: „dem Gesetz unterstellt“ (Gal 4,4). Mit diesen Worten will er betonen, dass Christus die menschliche Natur annahm, um sie aus der verschlossenen legalistischen Weltanschauung zu befreien. Ohne die Gnade wird das Gesetz nämlich ein unerträgliches Joch, das uns mehr schadet als nützt. Jesus sagte: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Das also ist das Ziel, für das Gott seinen Sohn als Mensch auf die Erde schickt: ein Ziel der Befreiung, der Erneuerung. Befreiung, „damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen“ (Gal 4,5); und dieses Freikaufen erfolgte durch seinen Tod am Kreuz. Doch über allem steht die Erneuerung: „damit wir die Sohnschaft erlangen“ (Gal 4,5). In seinen Leib eingegliedert, werden die Menschen wahrhaftig zu Kindern Gottes. Diese herrliche Verwandlung erfolgt in uns durch die Taufe, die uns als lebende Glieder in Christus einpflanzt, uns in seine Kirche eingliedert.

Zu Beginn eines neuen Jahres tut es gut, an den Tag unserer Taufe zu denken und das Geschenk wiederzuentdecken, das uns durch dieses Sakrament gemacht wurde: die Wiederbelebung in einem neuen Leben, einem göttlichen Leben. Das geschieht durch unsere Mutter Kirche, die Maria als Vorbild hat. Dank der Taufe sind wir in die Gemeinschaft mit Gott eingeführt worden und sind nicht mehr hilflos dem Bösen und der Sünde ausgeliefert; wir empfangen die Liebe, die Zärtlichkeit, die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters. Ich frage euch noch einmal: Wer von euch weiß, an welchem Tag er die Taufe empfangen hat? Denen, die nicht wissen, wann sie getauft wurden, gebe ich eine Hausaufgabe auf: findet heraus, an welchem Tag es war, und bewahrt diesen Tag in eurem Herzen. Ihr könnt eure Eltern, Taufpaten, Großeltern, Onkel oder Tanten fragen… Der Tag unserer Taufe ist ein Festtag! Erinnert euch an den Tag eurer Taufe oder findet heraus, wann er war; das wird sehr schön sein, um Gott für das Geschenk eurer Taufe zu danken.

Diese Nähe Gottes zu unserem Leben schenkt uns den wahren Frieden: ein Geschenk Gottes, das wir heute, am Weltfriedenstag, ganz besonders erbitten wollen. Dort unten lese ich: „Frieden ist immer möglich“. Immer ist der Friede möglich! Wir müssen ihn suchen… Und dort lese ich: „Das Gebet ist die Wurzel des Friedens“. Genau, das Gebet ist die Wurzel des Friedens. Frieden ist immer möglich und seine Wurzel ist unser Gebet. Das Gebet bringt den Frieden hervor. Heute, am Weltfriedenstag, lautet in diesem Jahr die Botschaft: „Nicht mehr Knechte, sondern Brüder.“ Denn Krieg macht uns zu Knechten, immer! Diese Botschaft geht uns alle an. Wir alle sind berufen, gegen jede Form der Knechtschaft zu kämpfen und die Brüderlichkeit aufzubauen. Alle, jeder nach seinen Möglichkeiten. Und denkt immer daran: Frieden ist immer möglich! Und die Wurzel des Friedens ist immer das Gebet. Lasst uns für den Frieden beten. Es gibt auch jene schönen Schulen des Friedens, die Friedensschulen: wir müssen diese Erziehung zum Frieden fortführen.

Wir wollen Maria, der Mutter Gottes und unserer Mutter, unsere guten Vorsätze darbringen. Wir bitten sie, über uns und über alle Tage des neuen Jahres ihren Mantel des mütterlichen Schutzes auszubreiten: Heilige Mutter Gottes, erhöre unsere Bitten und befreie uns aus jeder Gefahr, du glorreiche und heilige Jungfrau!

Ich lade euch alle dazu ein, die Jungfrau Maria heute als Mutter Gottes zu begrüßen. Wir wollen sie mit diesem Gruß anrufen: „Heilige Mutter Gottes!“ Genau wie sie von den Gläubigen der Stadt Ephesos angerufen wurde, am Anfang der christlichen Geschichte, als diese in den Kirchen ihren Hirten diesen Gruß zuriefen, der an die heilige Jungfrau gerichtet war: „Heilige Mutter Gottes!“. Alle zusammen wollen wir dreimal wiederholen: „Heilige Mutter Gottes!“

[nach dem Angelus:]

Liebe Brüder und Schwestern,

ich grüße euch alle von Herzen und wünsche euch ein glückliches und friedvolles neues Jahr. Ich begrüße ganz besonders die Pilger aus Skandinavien und aus der Slowakei, die Gläubigen aus Asola, Castiglione delle Stiviere, Saccolongo, Sotto il Monte, Bonate Sotto und Benevento; außerdem die Jugendlichen aus Andria und Castelnuovo del Garda. Ein herzlicher Gruß geht an die „Sternsinger“ der Diözese Fulda in Deutschland. Ich danke allen „Sternsingern“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz für ihren Einsatz, von Haus zu Haus zu gehen, um die Geburt des Herrn zu verkünden und Spenden für notleidende Kinder zu sammeln. Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!

Meine Gedanken gehen an alle, die in den Diözesen der ganzen Welt Gebetsmomente für den Frieden veranstaltet haben. Das Gebet ist die Wurzel des Friedens. Ich denke ganz besonders an den nationalen Friedensmarsch, der gestern in Vicenza stattgefunden hat, und an die Veranstaltung „Friede in allen Ländern“, die in Rom und verschiedenen anderen Städten der Welt stattgefunden hat.

In diesem Augenblick sind wir mit Rovereto in der Region Trentino verbunden, wo sich die große Glocke befindet, die „Maria Dolens“ genannt wird. Sie wurde für die Gefallenen aller Kriege gegossen und 1965 vom seligen Paul VI. gesegnet. Gleich werden wir diese Glocke läuten hören. Möge es den Wunsch ausdrücken, nie wieder Kriege zu erleben – nie wieder Kriege! –; möge der Wunsch nach Frieden und der Einsatz für die Brüderlichkeit zwischen den Völkern immer überwiegen!

Euch allen ein gutes neues Jahr. Möge es ein Jahr des Friedens in der zärtlichen Umarmung des Herrn werden, mit dem mütterlichen Schutz Mariens, der Mutter Gottes und unser aller Mutter. Ich grüße alle und sehe, dass viele Mexikaner unter euch sind: sie grüße ich ganz besonders… laut sind sie, die Mexikaner!

Ein gutes neues Jahr und vergesst bitte nicht, für mich zu beten. Gute Mahlzeit und auf Wiedersehen!

[Übersetzung: Zenit]

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