Veröffentlicht am 2015-01-02 In Schönstätter

„Karl Leisner ist eine Inspiration“

DEUTSCHLAND, mda. Der 70. Jahrestag der Priesterweihe von Karl Leisner wurde nicht nur in seiner Heimatstadt Kleve festlich begangen (siehe Bericht von Pfr. Stefan Keller vom 17.12.2014), sondern auch in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Kardinal Reinhard Marx hat bei dieser Gelegenheit den Lebens- und Leidensweg des vor 70 Jahren im Konzentrationslager Dachau zum Priester geweihten Seligen Karl Leisner als beispielhaft gewürdigt. „Karl Leisner ist uns eine Inspiration“, sagte der Erzbischof von München und Freising am 17. Dezember bei einer Heiligen Messe zum Gedenken an den Geistlichen. „Es gab Männer, die angesichts brutalster Gewalt nicht verstummt sind. Im Gegenteil, sie machten als Zeichen des Protests klar: Ihr Schergen, ihr werdet besiegt werden“, erklärte der Kardinal in seiner Predigt in der Pfarrkirche Heilig Kreuz in Dachau. Marx erinnerte daran, dass die geistliche Gemeinschaft der in Dachau inhaftierten zur Schönstatt-Bewegung zählenden Kleriker, zu der Leisner gehörte, sich „Victor in vinculis“, „Sieger in Fesseln“, genannt habe: „Es war ein Zusammenwirken vieler und ein starkes Glaubensbekenntnis, dass der, der kommen wird, der Sieger ist, auch wenn er in Ketten gelegt und ans Kreuz genagelt wurde. Das verpflichtet uns weiter.“

Schw. M. Elinor Grimm, Kösching, berichtet: „Am 17. Dezember waren bei der feierlichen heiligen Messe in der Heilig Kreuz Kirche zwei Kardinäle, neun Bischöfe und nahezu 20 Priester und Diakone am Altar. Auch mehrere Schönstattpatres und Schönstattpriester waren unter den Zelebranten, bzw. unterm Volk. Mit Bischof Hippolyte Simon war eine große Gruppe Franzosen, vor allem Jugendliche, gekommen. Am Schluss der Hl. Messe sangen sie mit einer Ordensschwester ein französisches Marienlied. Im Gottesdienst wurde die lateinische Messe aufgeführt, die Pater Gregor Schwake OSB, 1944 im KZ komponiert hat. Orgel und Bläser haben den Gesang festlich begleitet.“

Warum Priester werden?

Der aus dem Bistum Münster stammende Leisner habe, so Kardinal Marx, bereits todkrank und aus seinem großen Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit gerissen, in der Lagerhaft an seinem Ziel festgehalten: „Er wollte weiter Priester werden, obwohl ihm klar war, dass er im Irdischen keine Zukunft haben würde“, so Marx: „Warum dann dieser ganze Aufwand, warum dann die Priesterweihe?“ Leisner habe aus Leidenschaft für „das größte Geschenk, das der Priester bringen kann“, gehandelt: „Die Messe lesen, feiern, predigen, sie leben.“ Nach seiner Weihe durch den ebenfalls im KZ Dachau inhaftierten Bischof von Clermont, Gabriel Piguet, hatte Leisner nur ein einziges Mal in seinem Leben die Messe zelebriert, am 26. Dezember 1944. „Er hat damit gezeigt, was wichtig ist“, sagte Marx: „Es geht darum, eine Leidenschaft zu entfalten und nicht laue Christen zu sein. Bitten wir den Herrn darum, dass uns der Blick auf Karl Leisner, auf sein Zeugnis, das kurz, aber stark war, aufhilft, den Glauben heute zu leben.“

Bei der Eucharistiefeier trug Marx den im KZ Dachau gefertigten Bischofsstab von Gabriel Piguet sowie das ebenfalls im Lager genähte Messgewand Leisners.

Zeitzeugen hören

Manche Schönstätter nahmen bereits nachmittags bei der Feier in der KZ-Gedenkstätte teil, so heißt es weiter im Bericht von Schw. M. Elinor: „Diese begann um 15 Uhr mit der Non im Karmel. Der Erzbischof von München, Kardinal Reinhard Marx, stand auch dieser Feier vor. Danach begab man sich zuerst zur Todesangst-Christ-Kapelle. Verschiedene Sprecher lasen Zeitzeugentexte vom Dezember 1944. So erfuhr man von den schlimmen Umständen damals. In mehreren Baracken war Typhus ausgebrochen. Beeindruckend war der Bericht von Bischof Gabriel Piguet, wie er, nachdem die Erlaubnis der beiden zuständigen Bischöfe von München und Münster vorhanden war, zu der geheimen Weihehandlung bereit war. Den Text von Imma Mack trug eine Arme Schulschwester vor. Die damalige Kandidatin Josefa Mack hat viele Botengänge für die heimliche Priesterweihe gemacht und u. a. vom Kardinal in München die heiligen Öle, Ritualbücher besorgt und auf geheimem Weg über die Plantage ins Lager gebracht. Der Bericht des Jesuiten Otto Pies vermittelte die eindrucksvolle Atmosphäre damals und die große Anteilnahme der Mithäftlinge im Priesterblock. Seitdem er mit Karl Leisner in der Baracke den Spind (Schrank) teilen musste, war er ihm zum treuen Freund und geistlichen Begleiter geworden.

Bei Block 26, dem Priesterblock, sprachen die Bischöfe von Münster, Felix Genn und von Clermont, Erzbischof Hippolyte Simon von großem Ernst geprägte Gebete. Sie baten um Verzeihung, haben aber auch Gott gedankt „für all die Personen, die der entmenschlichenden Erniedrigung im Konzentrationslager widerstanden haben“. Und sie haben die Bitte ausgesprochen: „Wir wollen wie die Wächter auf den Stadtmauern sein, um füreinander einzutreten. Hilf uns, Herr, all die kleinen Lichter der Güte und der Brüderlichkeit, die in der Dunkelheit leuchten, zu erkennen, wie die ersten Verheißungen der Morgenröte“.

An der Stelle – wo jetzt die Nummer 26 eingemeißelt ist – war einst die Altarstufe der Lagerkapelle. Hier war am 17.12. die geheime Priesterweihe und am 26.12. die Primizmesse, die erste und einzige hl. Messe, die der schwer kranke Karl Leisner zelebrieren konnte. Der Blockstein war nun mit einer Girlande sehr schön geschmückt.

Der Abschluss der Veranstaltung war am internationalen Mahnmal.

Dankbar wurde bei dem kalten Wetter die Einladung ins Besucherzentrum angenommen, um sich bei einem kleinen Imbiss aufzuwärmen. Dort, und im Pfarrheim von Heilig Kreuz am Abend, kam es zu frohmachenden internationalen Begegnungen.“

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