Veröffentlicht am 2016-01-03 In Franziskus - Botschaft, Kirche - Franziskus - Bewegungen

Franziskus erhält den Karlspreis für seine Verdienste um die Einigung Europas – Straßburger Rede habe „Gewissen wachgerüttelt“

FRANZISKUS IN EUROPA •

Papst Franziskus wird mit dem Karlspreis der Stadt Aachen geehrt. Das gaben die Stadt Aachen und das Direktorium des Preises Ende Dezember 2015 gemeinsam bekannt. Damit würdige man die „Ermutigung und hoffnungsvollen Botschaften für Frieden und Miteinander in einem starken Europa“, heißt es in der Aussendung zur Bekanntgabe. Der Papst habe eine Botschaft für eine „europäische Wertegemeinschaft, Mitmenschlichkeit, Schutz der Ressourcen und den Dialog der Kulturen und Religionen“ vorgelegt, so heißt es weiter.

In ihrer Begründung sprechen Vertreter des Direktoriums von den „zurückliegenden Jahren deutlicher Schwächen, Krisen und Rückschläge“, die Europa erlebt habe und die die „Errungenschaften des Integrationsprozesses in den Hintergrund“ gedrängt hätten. Der Papst setze dem eine Botschaft der Hoffnung entgegen. Seine Botschaft an Europa rüttle auf, „es ist der Moment gekommen, den Gedanken eines verängstigten und in sich selbst verkrümmten Europas fallen zu lassen“, zitieren die Preisverleiher die Papstansprache vor dem Europaparlament im November 2014. Und weiter: „Die Stunde ist gekommen, gemeinsam das Europa aufzubauen, das sich nicht um die Wirtschaft dreht, sondern um die Heiligkeit der menschlichen Person, der unveräußerlichen Werte“. Der Papst sei eine „Stimme des Gewissens“, die dazu mahne, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Er sei eine „herausragende moralische Autorität“, sagte Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp

Der Pressesprecher der Pressestelle des Vatikans, P. Federico Lombardi, begründete, warum  der Papst diesen Preis annehmen werde, ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Reserve gegenüber Preisen und Auszeichnungen jeglicher Art.

Papst Franziskus interpretiert den Aachener Karlspreis nicht als persönliche Ehrung, sondern als Gelegenheit, Europa auf den Frieden einzuschwören. Das sagt Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Tag nach der Bekanntgabe des Karlspreis-Komitees, dem amtierenden Papst die Ehrung für 2016 zukommen zu lassen. Franziskus habe noch nie Auszeichnungen und Ehrungen für seine Person entgegengenommen, erinnerte Lombardi. In Straßburg habe sich der Papst, der nicht aus Europa stammt, vor dem EU-Parlament an den gesamten Kontinent gewandt und in der schwierigen Lage neue Horizonte der Solidarität und jener Werte geöffnet, „aus denen Europa wiedergeboren werden muss“, so Lombardi.

Franziskus ist der 58. Empfänger des Karlspreises. Der alljährlich in Aachen verliehene Internationale Karlspreis gilt als eine der bedeutendsten europäischen Ehrungen. Der Preis wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Namensgeber ist Kaiser Karl der Große (742-814). Er gilt als erster Einiger Europas und wählte Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz.

„Stimme des Gewissens“

„In einer Zeit, in der die Europäische Union vor der bislang größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts steht, ist es der Papst ‚vom anderen Ende der Welt‘, der Millionen Europäern Orientierung dafür gibt“, erklärte der Vorsitzende des Direktoriums, Jürgen Linden. Er trete ein für die Achtung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Freiheitsrechte und die Würde des Menschen, „ganz gleich welcher ethnischen, religiösen oder kulturellen Herkunft er ist“. Aachens Oberbürgermeister Philipp würdigte Franziskus als „Stimme des Gewissens, die uns mahnt, bei all unserem Tun den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.“

Papst Franziskus will den Preis dem europäischen Engagement für Frieden widmen. „Ich fordere alle auf, sich für den Frieden einzusetzen, insbesondere die Europäer, die Verantwortung für den Frieden auf dem Kontinent und weltweit tragen“, sagte er nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi. Angesichts der Tatsache, dass Franziskus im Allgemeinen Ehrenauszeichnungen ablehne, sei seine Entscheidung, den Karlspreis anzunehmen, von besonderer Bedeutung, sagte Lombardi. Sie demonstriere die Wertschätzung des von einem anderen Kontinent stammenden Papstes für die historische Rolle Europas. Damit verbinde der Papst zugleich die Erwartung, dass Europa seiner Berufung zum Schutz der Menschenwürde, der Solidarität mit allen Völkern der Erde und dem Frieden weltweit gerecht werde.

„Mit eindringlichen Worten wachgerüttelt“

Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte, innerhalb kurzer Zeit sei es Papst Franziskus gelungen, die EU an ihre Werte und Verantwortlichkeiten zu erinnern. Gerade mit Blick auf wachsende Säkularisierungstendenzen sei die Verleihung des Preises an Papst Franziskus „ein wichtiges politisches Signal für unsere christlich-abendländische Kultur“, sagte der Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx. Auch er erinnerte an den Besuch des Papstes auf Lampedusa: „Die eindringlichen Worte, nach denen das Mittelmeer nicht zu einem Friedhof werden dürfe, haben die Welt aufgerüttelt.“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) betonte, mit Papst Franziskus werde nicht in erster Linie der kirchliche Würdenträger geehrt, sondern der Aktivist für ein glaubwürdiges Christsein. Franziskus sehe die Kirche als Dienst an den Menschen, die Hilfe brauchten. In Auftreten und Lebensführung verkörpere er glaubwürdig die Option für die Armen, so ZdK-Präsident Thomas Sternberg.

Quellen: Radio Vatikan, Domradio, ACIprensa

 

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