Veröffentlicht am 2015-10-27 In Im solidarischen Buendnis mit Franziskus

Rückblick auf die Botschaft von Papst Franziskus an die Schönstattfamilie – Teil 4: Weltgestaltung und neue Gesellschaftsordnung

von Sarah-Leah Pimentel, Südafrika, Mitglied der Redaktion von schoenstatt.org •

Es gibt nicht viele gute Nachrichten in diesen Tagen. Schalten Sie den Fernseher ein, und Sie hören von syrischen Flüchtlingen, denen die Einreise nach Europa verweigert wird, von Bürgerkrieg in Palästina, Burundi und in Burkina Faso, von Familien in Mexiko und Südafrika, die durch Bandengewalt und Drogen auseinandergerissen wurden, von Gruppen extremistischer Terroristen, die Teile des mittleren Ostens und Afrikas verwüsten, von Menschenrechtsverletzungen in Myanmar, Paraguay und Angola.

Wie finden Sie Hoffnung und Freude?

Die Frage, die die Schönstattfamilie Papst Franziskus in der Audienz im vorigen Jahr gestellt hat – ‚Wie bleiben Sie bei dem Gedanken an die Schwierigkeiten und Kriege in unserer Zeit froh und hoffnungsvoll?‘ –, ist auch für uns eine ganz reale, wenn wir der Hoffnungslosigkeit um uns herum begegnen.

Der Heilige Vater hat uns nicht gesagt, wie wir arbeiten sollen, um die Probleme in der Gesellschaft zu lösen, wie es viele von uns erwartet haben, als die Schönstattbewegung ihn bat, darüber nachzudenken, wie unser Liebesbündnis mit der Gottesmutter helfen könnte, einen positiven Gegensatz zur Welt zu schaffen. Stattdessen sprach er über die Haltung, die man haben muss, um sich den Herausforderungen einer sich verändernden Welt gelassen zu stellen: Gebet und Hingabe.

Überlassen

Er beginnt damit, zu sagen, ein erster Schritt, einer Welt zu begegnen, die wir manchmal nicht verstehen können, sei, nicht zu planen, wie wir sie in Ordnung bringen, sondern „mich auf seine Güte zu verlassen“ und zu vertrauen, dass Gott uns nicht verlassen wird.

Das erinnert uns an eines unserer Lieblingsgebete in Schönstatt:

Du weißt den Weg ja doch, Du weißt die Zeit,
dein Plan ist fertig schon und liegt bereit.
Drum wart ich still, Dein Wort ist ohne Trug,
Du weißt den Weg für mich, – das ist genug. (aus einem Gebet von Hedwig von Redern)

Eifriges Gebet

Die zweite Haltung, um gelassener zu werden – trotz der Stürme um uns herum – sei, unser Leben eifrigem Gebet zu widmen. Solch ein Gebet, sagt Papst Franziskus, sei eine Wahrnehmung der eigenen Schwäche. Dieses Bewusstsein von Schwäche bringe Demut, die Demut, die erforderlich sei, die Welt anders zu sehen.

Geht an die Peripherien

Franziskus stellt fest, dass wir zu oft die Welt vom Zentrum aus sehen. Wenn wir mitten in unseren Problemen stecken, können wir nur aus dem engen Blickwinkel unserer begrenzten Perspektive sehen. Allerdings, sagt der Papst, wenn wir zulassen, dass „das eine Zentrum – Jesus Christus“ die Verantwortung für die Probleme übernimmt, während wir uns auf die Peripherien zurückziehen, dann „sieht man dort die Dinge klarer“.

Franziskus verweist darauf, dass diejenigen, die sich ins Zentrum der Autorität stellen – statt Christus – oft am Ende ihre Position verteidigen müssen und nicht in den Genuss kommen, die Wirklichkeit aus einer anderen Perspektive zu sehen.

In der Tat, sagt Franziskus, dass „Revolutionen … bewirken, dass wir die andere Seite der gleichen Wirklichkeit sehen.“ Eine Revolution wird fast immer angefacht von einer Gruppe unzufriedener Leute an der Peripherie, die die Wirklichkeit aus einer anderen Perspektive sieht als die, die an der Macht sind und besondere Interessen verteidigen müssen. Der Arabische Frühling ist ein gutes Beispiel dafür. Natürlich, nicht alle Revolutionen sind gut. Aber sie sind Zeichen unserer Zeit und ein Aufruf an uns, sie zu interpretieren.

Wir können das leicht auf die prophetische Rolle Schönstatts übertragen. Der Prophet ist immer die Stimme in der Wüste, die einsame Stimme in einem Meer von Kritik. Aber der Prophet hat das Privileg, die Wahrheit besser zu sehen, weil er an der Peripherie der Gesellschaft steht und fähig ist, deutlicher zu sehen und die Wahrheit über die Macht zu sagen.

Prophetische Vision und Ablehnung

Prophetische Vision verlangt von uns, aus der Mitte zu treten, die Welt um uns und ohne irgendein Eigeninteresse zu beobachten und uns die Perspektive Gottes vorzustellen, die Perspektive der anderen.

Deshalb muss der wahre Prophet oft „den Test der Ablehnung“ bestehen, während „falsche Propheten nie abgelehnt werden, weil sie Königen und Volk das sagen, was sie hören wollen.“

Papst Franziskus nimmt Bezug auf Pater Kentenich als einer prophetischen Gestalt, die „Ablehnung” und „Mangel an Verständnis” begegnete. Doch das ist das „Zeichen eines Christen, der voranschreitet“. Wir sehen das deutlich im Leben unseres Gründers, dessen Gefangenschaft in Dachau und Exil in Milwaukee eine Ablehnung war, die er erhielt, weil er die Mängel in der Gesellschaft und Kirche seiner Zeit aufzeigte.

Mut

Der Papst räumte in seinem Gespräch mit der Schönstattfamilie während der Audienz ein, dass diese Art zu leben nicht leicht sei, er forderte aber auf, „Mut zu haben weiterzumachen und Ausdauer, die Bürde dieser Arbeit zu tragen“. Die prophetische Gestalt, sagt er, müsse immer Widerspruch, Kritik und „schwierige Lebenssituationen“ ertragen, was erfordere, einen moralischen Standpunkt einzunehmen, der oft ein sehr einsamer Ort sei.

Um dies alles zu ertragen, brauchen wir mutiges Gebet, denn “Gebet ohne Mut ist ‘Wischi-waschi’ und wirkt nicht.”

Selbsterziehung führt zu Veränderungen der Gesellschaft

Beim Nachdenken über die Worte des Heiligen Vaters erkennen wir, dass er uns nicht auffordert, die Welt zu verändern, sondern uns selbst zu ändern. Die starken Auswirkungen unserer Selbsterziehung – wie wir es von den Gnaden aus dem Heiligtum kennen – strahlen weit über uns selbst hinaus; nicht durch irgendetwas, was wir tun, sondern durch die Gnade Gottes, der durch uns wirkt. Diese Selbsthingabe, von der Franziskus spricht, kann zusammengefasst werden in dem uralten Weisheits-Sätzchen: Lass los und lass Gott!

Wenn wir uns überlassen und Gott durch uns handeln lassen, durch unser Leben, dann machen wir die Welt zu einem besseren Ort. Wenn wir Hoffnung und Freude in jeder Situation finden können, durchdringt das die breite Gesellschaft und wird zu einem Katalysator für die Veränderung. Wenn das von Gebet begleitet ist, dann werden wir wie Papst Franziskus die „Wunder, die Gott durch Menschen gewirkt hat, die sich selbst Seiner Hand anvertrauen“, sehen.

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Fotos: Cássio Leal, schoenstatt.org
Original: Englisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland

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