Veröffentlicht am 2014-01-11 In Urheiligtum

„Seine Beziehung zur Gottesmutter ist sehr tief und sehr persönlich“

Claudia und Heinrich Brehm. Papst Franziskus strahlt große Menschlichkeit und Väterlichkeit aus. Er ist ein Mann, der sich den Menschen zuwendet und die Nähe der Menschen sucht. Er ist ein Mann großer Demut und Barmherzigkeit, aber auch ein Mann mit viel Humor. Und er ist ein Mann, dessen Beziehung zur Gottesmutter sehr tief und sehr persönlich ist. Das sagte Pater Alexandre Awi während eines Informationsabends für die Schönstattfamilie, zu dem die Schönstatt-Pilgerzentrale am 5. Januar nach dem Abendsegen am Urheiligtum ins Pilgerhaus in Vallendar-Schönstatt eingeladen hatte. Weit über 100 Personen sind der Einladung gefolgt.

Pater Alexandre Awi, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Brasilien, Standesleiter der männlichen Schönstattjugend Brasiliens und unter anderem Dozent für Theologie an zwei brasilianischen Hochschulen, gehörte beim Weltjugendtag 2013 in Brasilien zur Begleitung des Papstes. Bereits während der lateinamerikanischen Bischofssynode in Aparecida im Mai 2007 hatte Pater Alexandre mit dem damaligen Kardinal Bergoglio in der Redaktion des Schlussdokumentes von Aparecida eng zusammen gearbeitet. Gerade zurück aus Rom, wo er am 26. Dezember 2013 erneut mehrere Stunden mit Papst Franziskus zusammen gekommen war, erzählte er von seinen Eindrücken aus den Begegnungen mit dem Heiligen Vater.

Eine Person mit sehr viel Menschlichkeit und Väterlichkeit

Eigentlich sei es ihm peinlich, dass er immer so viel von sich erzählen müsse, wenn er über Papst Franziskus erzählen wolle, entschuldigt sich Pater Alexandre, bevor er sein Statement, das Pater Antonio Bracht aus dem Portugiesischen ins Deutsche übersetzt, beginnt. „Ich tu das nur, weil ich eben über den Papst erzählen will.“

Der Heilige Vater Papst Franziskus sei menschlich der geblieben, der er schon als Jorge Mario Kardinal Bergoglio gewesen sei. Das könne er bezeugen, nachdem er ihn 2007 in Aparecida als Erzbischof von Buenos Aires, Argentinien, und 2013 als Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Brasilien und jetzt wieder in Rom getroffen und erlebt habe, sagte Pater Alexandre. Bei der Zusammenarbeit in der Redaktion des Schlussdokumentes von Aparecida sei ihm bereits das persönliche Interesse des damaligen Erzbischofs an seinen Mitarbeitern aufgefallen. „Oft fragte er mich: ‚Hast du gut geschlafen? Hast du genügend gegessen?‘“ Das habe ihn – so Awi – stark an Pater Kentenich, den Gründer Schönstatts, erinnert, von dem man auch erzähle, wie väterlich er sich um seine Gefolgschaft gekümmert habe. „Und auch beim Weltjugendtag in Brasilien habe ich Papst Franziskus als zutiefst menschliche Person erlebt, als einen richtigen Vater.“ So habe er den Papst gebeten, dass er an einem schon lange ausgemachten Treffen mit seiner Familie und Studenten der Schönstattpatres an einem Abend während des Weltjugendtages gerne teilnehmen wolle. An diesem Mittwoch hätten sie beim WJT ein Mammutprogramm in Krankenhäusern absolviert, berichtet Pater Alexandre. Als die Uhr immer weiter fortschritt, habe der Papst zu ihm gesagt: „Ich habe Sorge, dass du deinen Termin nicht mehr rechtzeitig erreichst. Du musst jetzt gehen!“

Ein Mann mit Humor

Immer wieder – so erzählt Pater Awi – hätten sie sich nach ihrem ersten Zusammentreffen in Aparecida geschrieben. Doch eigentlich habe er sich gar nicht mehr getraut die Korrespondenz aufrecht zu erhalten, sagte Pater Awi: „Ich habe immer gedacht, der Erzbischof von Buenos Aires hat doch anderes zu tun, als mir zurückzuschreiben.“ Deshalb war auch noch ein unbeantworteter Brief auf seinem Schreibtisch, als er erfuhr, dass sein Freund zum Papst gewählt worden war. „Sofort habe ich ihm ein Glückwunschschreiben geschickt und da ich die Adresse in Rom nicht kannte, habe ich den Brief an die mir bekannte Adresse in Buenos Aires geschickt.“ Wahrscheinlich komme der Brief sowieso nicht an, habe er sich gedacht, so Pater Awi schmunzelnd. Doch nach zwei Monaten hat er die Antwort in Händen, die gleichzeitig den Humor des Papstes deutlich macht: „Vielen Dank für deinen Glückwunsch. Dein Brief hat ja länger gebraucht als der Brief von Kolumbus an seine Tante, nachdem er die neue Welt entdeckt hat!“

Ein demütiger Mensch, dem an der Meinung der anderen gelegen ist

Pater Awi wurde kurz vor dem Weltjugendtag (WJT) vom Nuntius in Brasilien angerufen und im Auftrag des Papstes gefragt, ob er während des WJT als Dolmetscher für Papst Franziskus zur Verfügung stehen könne. Wie sich dann herausstellte, habe er dann aber mehr die Arbeit eines Sekretärs ausgeübt. Der Papst wollte, dass Pater Awi seine Ansprachen durchlas und ihm sagte, wo er noch etwas umstellen oder verändern sollte. Das sei schon in Aparecida so gewesen und jetzt wieder als Papst, dass er an der Meinung anderer wirklich interessiert sei: „Ich schlug bei manchen Passagen vor: ‚vielleicht könnten wir hier umstellen oder es so ausdrücken‘ und der Papst sagte: ‚Ja, das machen wir, das machen wir!‘ So gingen wir in ganz partnerschaftlicher Weise seine Ansprachen durch!“ Lachend habe Papst Franziskus an einem Morgen in Rio gesagt: „Jetzt arbeiten wir wieder zusammen wie damals in Aparecida. Aber keine Sorge, dieses Mal arbeiten wir nicht bis um halb drei Uhr nachts!“

Ein Mann der Zuwendung und Nähe zu den Menschen

Papst Franziskus sei ein sehr mitfühlender und barmherziger Mensch, sagt Pater Awi in Erinnerung an eine Zwischenlandung bei nasskaltem Wetter während des WJTs. Bei der Ankunft mit dem Hubschrauber habe er die vielen wartenden Menschen hinter den Absperrgittern gesehen und anstatt sofort ins wartende Flugzeug umzusteigen, sei er über die nasse Wiese zu den Wartenden gegangen, um sie zu begrüßen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, und wertzuschätzen, dass sie trotz Nässe und Kälte auf ihn gewartet hatten. Zum Beispiel in dieser Situation, aber vor allem auch bei seinen Mitfahrten im Papamobil („Eigentlich wollte ich da am liebsten gar nicht mitfahren! Ich tat es nur, weil mich der Heilige Vater mehrmals aufforderte: ‚Doch, doch, bitte, komm!‘“), sei ihm deutlich geworden, wie sehr es die Menschen zu diesem Papst hinziehe, wie sehr es aber auch Papst Franziskus nach den Menschen verlangte.

„Schönstattmomente“

Das nächste Thema über das er sprechen wolle, werde er mit „Schönstattmomente“ überschreiben, sagte Pater Awi. Die Schönstattjugend hatte an einem der Zugänge zur Copacabana als ihren Beitrag zur Mission in Rio ein riesiges mobiles „Schönstatt-Heiligtum“ aufgestellt. Bei der Vorbeifahrt und nachdem der Papst dieses Heiligtum gesegnet hatte, drehte er sich zu Pater Awi um und sagte: “Es ist ja ganz wie das Original!” (Artikel bei www.schoenstatt.org)

Gleich am ersten Tag seines Dienstes beim WJT habe der Papst Pater Awi ein kleines Geschenk gemacht. Er habe sich den Kopf zerbrochen, was er dem Papst schenken könne, so Pater Alexandre, und er habe ihm schließlich ein kleines MTA-Bild geschenkt, das jemand bei der Vorbeifahrt ins Papamobil geworfen habe. Der Papst habe sich darüber gefreut und zu ihm gesagt: „Du hast wahrscheinlich mit bekommen, dass ich die Dinge, die ich geschenkt bekomme, weiterschenke, aber SIE hier behalte ich für mich.“ Er stellte sie in Rio auf seinen Schreibtisch und forderte Pater Awi auf, das Bild noch zu segnen. Pater Alexandre sträubte sich etwas: „Aber warum denn ich?“ „Dein Segen gilt genau so viel wie meiner“, meinte Papst Franziskus nur. Als er später Pater Awi schrieb, erwähnte er: „Vor mir habe ich das Bild der Gottesmutter, das du mir geschenkt und das du gesegnet hast.“ Und als Pater Awi ihn vor einigen Tagen in Rom besuchte, öffnete Papst Franziskus die Tür zu seinem Schlafzimmer, wo auf dem Nachttisch eben dieses Bild steht. Pater Awi meinte nur: „Ich denke, die Gottesmutter passt auf unseren Papst auf!“

Besuch in Rom am 26. Dezember

Dass er den Papst am 26. Dezember in Rom habe treffen können, hänge mit einem Buch zusammen, das er im Auftrag eines Jesuiten-Verlages über die Beziehung des Papstes zur Gottesmutter Maria schreiben solle. Er habe diese Einladung nur angenommen unter der Bedingung, dass der Papst selbst einverstanden wäre und er mit ihm über dieses Buch sprechen könne. „Der Papst war einverstanden und auch damit, mit mir darüber zu reden. Er schreib mir: ‚Wir können uns am 26. 12. um 10.30 Uhr treffen, wenn du Zeit hast, sonst suchen wir einen anderen Termin.‘“ Natürlich habe er an diesem Tag Zeit gehabt, schmunzelte Pater Awi, und der Papst habe ihn in seinem kleinen Arbeitszimmer im Gästehaus Santa Martha empfangen. „Wie lange haben wir Zeit, Hl. Vater?“ fragte Pater Awi. „Bis zum Angelus, aber da kannst du ja dann mitgehen.“ Sie sprachen bis zum Angelus über seine Fragen, und weil der Papst nach dem Angelus, den Pater Alexandre hinter dem Papst stehend miterleben konnte, sowieso noch zwei Stunden Zeit hatte, habe er ihm noch den apostolischen Palast gezeigt, „so wie eine Mutter das Haus der Familie einem Besucher zeigt,“ erzählte Pater Awi.

Dabei habe er den Papst dann auch um eine kurze Antwort – wie er sie vielleicht Journalisten geben würde – gebeten auf die Frage: „Wer ist die Gottesmutter für Sie?“ Er habe eine theologische Antwort erwartet, so Pater Alexandre, doch Papst Franziskus habe eine ganz persönliche Antwort gegeben: „Sie ist meine Mutti, die einzige Person bei der ich auch mal weinen kann!“ – „Seine Beziehung zur Gottesmutter ist sehr tief und sehr persönlich, das ist ein Charakteristikum, das wir in Schönstatt gut verstehen.“ Mit diesem Kommentar fasste Pater Awi diesen Abschnitt seines Statements zusammen.

Bündniskultur und Kultur der Begegnung

Ob es eine Beziehung gebe zwischen dem, was in Schönstatt „Bündniskultur“ genannt wird und dem, was der Heilige Vater mit „Kultur der Begegnung“ meine, wurde als Frage aus dem Publikum in den Raum gestellt. Pater Awi beschrieb neben dem marianischen in der Spiritualität des Papstes und Schönstatts zwei weitere Momente, die die „Kultur der Begegnung“ und die „Bündniskultur“ miteinander in Beziehungen bringen. Einmal würde das Missionarische, das Apostolische beide kennzeichnen: „Geht auf die Straße, geht zu den Menschen, geht auf die Menschen zu und bringt Christus zu den Menschen.“ Dieses Anliegen des Heiligen Vaters treibe auch die Schönstatt-Bewegung um und konkretisiere sich z.B. bei den Misiones und in der Kampagne der  Pilgernden Gottesmutter. Als zweites sei es dem Papst wichtig, dass die Beziehung zu Gott sich ausweite zu einer Beziehung zu den Menschen, zu einer Beziehung von Herz zu Herz. Das sei das Anliegen des schönstättischen Liebesbündnisses mit Gott und der Gottesmutter, das zu einem Liebesbündnis mit den Mitmenschen führen wolle, zu einem Bündnis der Solidarität.

Pater Awi beendete den gelungenen Abend mit einem sehr aufmerksamen internationalen Publikum mit dem schlichten Satz: „Ich habe mich nicht wirklich wohlgefühlt im Papamobil während des WJT, aber als ich die vielen SMS’s zugeschickt bekam mit dem Hinweis: ‚Ich fühle mich durch dich vertreten beim Papst!‘, da habe ich gedacht, dann ist es in Ordnung so, wenn ich die gesamte Schönstattfamilie beim Papst vertreten darf.“

Video

Quelle: www.schoenstatt.de

Siehe auch die Berichterstattung vom Weltjugendtag auf schoenstatt.org im Nachrichtenarchiv.

P. Alexandre Awi: Wir brauchen die Sandalen der Missionare, um aus uns selbst herauszukommen und unsere Kräfte zu verschwenden für die Verwirklichung unserer Sendung!

1 Responses

  1. Edeltraud Hemetzberger sagt:

    Vielen Dank für diesen Bericht, der mir Papst Franziskus als wirklich "heiligen Vater" so menschlich zeigt. Gern wäre ich bei dem Vortrag dabei gewesen, doch der Bericht bringt durch die vielen Erlebnisse den Papst sehr nahe. Danke!

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