Veröffentlicht am 2013-12-07 In Urheiligtum

Heimholung unserer Ersten: Zur Erinnerung an den Schönstätter Heldensodalen Sebastian Heinrich

P. Hans Peter Lechler. Das Immakulatafest am 8. Dezember wurde von der Marianischen Kongregation im Studienheim Schönstatt jeweils als Patronatsfest gefeiert. Aber schon vor der Gründung der MC am Weißen Sonntag 1914 war es Hochfest des Hauses gewesen. Und vor nunmehr 100 Jahren, am Immakulatafest 1913, trat (am 7.12.) der im Januar gegründete Missionsverein zum ersten Mal mit einem großen Missionsfest an die Öffentlichkeit. Im Archiv ist von dem Festablauf damals ein Programmzettel erhalten. Zu jenen, die schon diese frühe Phase mitgestalteten, gehört Sebastian Heinrich (geb. am 5.11.1893 in Niederummelsdorf/ Niederbayern, gefallen am 20.06.1915 in Gali­zien). Er verdient, ins dankbare Gedächtnis seiner – unserer – Schönstattfamilie heimgeholt zu werden.

Sebastian war einer der Ältesten, schon 1909 war er ins Studienheim gekommen. Er hat die spannende Zeit bis zur Umwandlung des Missionsvereins in eine Marianische Kongregation miterlebt und wurde selbst ihr Gründungsmitglied am 19.11.1914. Den Vortrag der Gründungsurkunde vom 18. Oktober hat er dann allerdings nicht gehört, denn er hatte sich zuhause in Dienst nehmen lassen zur Feldarbeit. Nach der Mobilmachung Anfang August waren ja die älteren Verwandten und Helfer gleich zum Militär eingezogen worden, und bald nach Kriegsbeginn mußte auch Sebastian zu den Soldaten. Sein früherer Klassenkamerad Alfons Weber beginnt seine Erinnerungen an ihn mit dem legendär gewordenen Wort vom 8.12.1914, das der damalige Sprecher der in die Kongregation neu aufgenommenen Sodalen ausgerufen hat. Ein Wort, das seitdem gewissermaßen zum schönstättischen Immakulatafest dazugehört.

Lesen wir Pater Webers Erinnerungen:

[S. 45:] „(…) Derselbe Gedanke wurde im Konveniat [der anschließenden Gratulationsfeier im Saal des alten Hauses] am 8. Dezember 1914 von Max Brunner ausgesprochen: Ave Imperatrix, morituri te salutant! Dieses Wort war der zündende Funke in die Herzen aller Studenten, der sie in heiliger Opfer- und Todesbereitschaft für Schönstatt erglühen ließ, die sich nun auch tatsächlich auswirkte. Oben habe ich bereits eine Liste unserer Toten, die in diesem Geiste starben, zusammengestellt. Der erste Tote aus der Marianischen Kongregation war Sebastian Heinrich aus Nieder-Rummels­dorf in Niederbayern. (korr.: vor ihm schon Bernhard Kaufmann.] Er war wohl der Edelste und Reinste von uns allen, im Eifer der Liebe und Tugend Josef Engling mindestens gleich, an Sanftmut des Temperamentes ihm weit überlegen; nur deshalb nicht in die „Schönstattannalen“ aufgenommen, weil in ihm das „Echo“ der Erziehungskunst P. Kentenichs nicht so dokumentarisch festgelegt war wie bei Josef Engling. Ähnlich erging es und ergeht es noch mit manchen anderen verstorbenen Pallottinern, die ein heiligmäßiges Leben führten. Aus meinem engeren Kreis nenne ich nur: Franz Gerharz, Alois Brenner, Hubert Jöbges (alle aus dem im Schönstattmythos so liberal gestempelten Primanerkurs des Jahres 1912); ferner aus meinem Kurs Franz X. Salzhuber.

Nun zu Sebastian Heinrich: Mit 17 Jahren kam er nach Schönstatt. Vorher war er Pferdeknecht gewesen. Eine stille Heiterkeit lag auf seinen Zügen. Ihm fiel es schwer, sich in die Studien mit den verflixten fremden Worten hineinzufinden. So glänzte er immer als „Letzter“ in seiner Klasse, wo so helle Köpfe waren wie Josef Fischer und Otto Eisenbarth. Im Herbst 1912 konnte er nicht versetzt werden und kam in unsern Kurs. Sein Platz war nun zwei Jahre neben mir. Sicher lag es in der Absicht der Oberen, daß ich dem guten Sebastian beim Studium in schwierigen Fällen raten könne. Aber derjenige, der gewann, war der fünf Jahre jüngere Alfons Weber; denn er hatte einen „Heiligen“ neben sich. Nie habe ich bei Sebastian Heinrich die geringste Übertretung der Statuten bemerkt; immer bei allen Arbeiten ein heiteres Gemüt und beim Spiel ein frohes Lachen. Nie zornig, sondern nur manchmal ernst, wenn wir „Brauseköpfe“ es toll trieben. Wunderschön war seine Haltung beim Gebet: natürlichste Andacht. Keine Frömmelei. Er trat der Eucharistischen Sektion bei, dem Zuge seiner Liebe zum Eucharistischen Heiland folgend. Er war das erste Kriegsopfer aus den Reihen der Schönstattsodalen. Vieles hatte er mit dem viel jüngeren Josef Engling gemein: ein etwas plumpes, anscheinend unbeholfenes Äußere, aber ein leuchtendes Herz. Beide waren ausgezeichnete Läufer und in den Schneeballschlachten gefürchtet wegen ihrer harten Bälle und ihres sicheren Werfens. (…)

[S. 126:] Sebastian Heinrich war als Spätberufener (geb. 1893) eingetreten; vorher war er Pferdeknecht in Niederrummelsdorf in Niederbayern. Er war der „Josef Engling“ der oberen Kurse. Aus seinen Augen leuchtete die reine Seele und innige Gottesliebe. Zwei Jahre lang hatte ich in der Klasse neben ihm den Platz, wir wurden gute Freunde. Nie habe ich bei ihm den geringsten freiwilligen Fehler gegen die Hausordnung entdeckt. Dagegen immer eine von innen strahlende Güte und unermüdlichen Eifer und eine heilige Heiterkeit trotz seiner Enttäuschungen im Studium. 1914 mußte er als erster von uns zum Militär und ist später in Galizien gefallen 1915.

aus den Erinnerungen von P. Alfons Weber SAC (bearb. und hrsg. von P. Wilhelm Schützeichel SAC 1964)


Anfragen: lechler@schoenstatt-patres.org

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