Veröffentlicht am 2014-09-10 In Kommunikation

Wenn Gott mich im Treppenhaus trifft oder im Supermarkt

DEUTSCHLAND, mda. „In unseren Städten und Dörfern gibt es mutige und schüchterne Menschen, gibt es missionarische und schlafende Christen. Und es gibt die vielen, die auf der Suche sind, auch wenn sie es sich nicht eingestehen. Jeder ist gerufen, jeder ist gesandt. Aber es ist nicht gesagt, dass der Ort dieses Rufs nur das Pfarrzentrum ist. Es ist nicht gesagt, dass sein Moment notwendig die gemütliche Pfarrveranstaltung ist. Der Ruf Gottes kann uns genauso erreichen am Fließband und im Büro, im Supermarkt, im Treppenhaus, also an den Orten des alltäglichen Lebens“ – so Papst Franziskus letztes Jahr an die österreichischen Bischöfe. Auf der neuen Internetseite „GOTTvertrauen“ (www.gott-vertrauen.net) findet sich nicht nur dieses Wort von Papst Franziskus, sondern jede Menge von Erfahrungen mit einem Gott, mit dem man rechnen kann. Im Treppenhaus, auf dem Weg zum Flötenunterricht oder auf der Autobahn.

Mein dreijähriger Sohn sagt zu mir: „Du tust mir sooo leid! Wenn wir alle im Kindergarten, in der Schule und an der Arbeit sind, bist du immer ganz alleine!“ Sein Blick fällt auf unser Kreuz in unserer Gebetsecke. Er strahlt mich an: „Ach nein, du bist ja nie allein! Der liebe Gott ist ja immer bei dir!“

 

Als meine Mutter vor vielen Jahren von ihrer Krebserkrankung erfuhr, sagte sie, dass sie nie geglaubt hätte, wie schnell sie in ihrer Todesangst ihren Glauben verlieren würde. Trotzdem hat sie nie aufgehört zu beten und zu flehen und hat letztendlich doch durch ihr Vertrauen in diese Kraftquelle diese schwere Zeit gut überstanden.

 

Es war März und in der Natur noch alles kahl und grau. Ich war mit unserem ersten Kind schwanger, als im 5. Monat Wehen einsetzten. Nach zwei Wochen Krankenhausaufenthalt ließ sich die Geburt scheinbar nicht mehrauf halten.

Ich wurde mit dem Krankenwagen liegend in eine größere Klinik mit Frühgeborenenstation gefahren. Alles ging sehr plötzlich und schnell. Ich wusste gar nicht wie mir geschah. Vor der Fahrt bekam ich noch eine Beruhigungstablette, dann ging’s los.

Im Wagen liegend konnte ich nur durch das hintere Fenster den grauen Himmel sehen. Während dieser Fahrt betete ich für unser Kind, dass alles gut werden möge und fragte den lieben Gott: „Bist du da?“ Kurz darauf hielt der Krankenwagen an einer Kreuzung und im Fensterausschnitt erschien ein blühender Kirschzweig. Manchmal lächelt der liebe Gott einem direkt zu.

Seit der Ankunft in der großen Klinik hatte ich keine Wehen mehr. Nach ein paar Beobachtungstagen wurden die Medikamente ausgeschlichen und nach drei weiteren Wochen konnte ich nach Hause fahren.

Unser Kind kam trotzdem sechs Wochen zu früh zur Welt, aber kerngesund, quietschvergnügt und von Herzen geliebt.

Drei von über einem Dutzend einfacher, persönlicher und wahrer Geschichten, die Menschen erzählen als Antwort auf die Frage: Geht das denn, Gott vertrauen? In der besten Manier des Storytellings.

Storytelling oder: Was die Bibel schon tut

Wer heute in der Produkt- und Unternehmenskommunikation etwas erreichen will, kommt an einem Seminar für professionelles Storytelling nicht vorbei. Storytelling: Geschichten erzählen. Statt abstrakter Fakten und/oder apologetischer Begründungen einfach erzählen: Es muss nicht immer die Firmengründung in der Garage oder die Kellnerin sein, die vom Trinkgeld lebt und sich einen Tag frei nehmen kann, wenn ihr Kind krank ist, ohne finanziell abzustürzen… Und richtig, wer jetzt an Steven Jobs und Barack Obama denkt, hat diese Geschichte gehört. Dabei ist Storytelling gar nicht neu, nur gerade neu entdeckt, um der Informationsflut einerseits und der Theorie- und Ideenlastigkeit andererseits etwas entgegenzusetzen, das den Menschen ganzheitlich, mit Geist und Gemüt, anspricht. Das konnte schon die Bibel. Kaum ein Storytelling-Seminar, das nicht an die Erzählkraft der biblischen Geschichten des Alten und Neuen Testamentes erinnert. Nur war der Kirche irgendwann unterwegs das eigene Vertrauen auf die Kraft der Geschichten abhanden gekommen, und aus der Erzählgemeinschaft wurde ein Schulungsunternehmen, wie der große jesuitische Kommunikationsforscher Dr. Eckhart Bieger sagt. Und aus der unhinterfragbaren persönlichen Erfahrung, die jemand erzählt und mit der er Wahrheit und Wert vermittelt, wurde diskutierte, begründete, angegriffene, verteidigte und verpflichtende Doktrin. Ein Pater Kentenich setzte seit der Gründung Schönstatts sein Kommunikationskonzept auf das Erzählen von Geschichten – und das nicht nur wegen ihrer Kraft, sondern wegen der Freiheit, die sie dem Zuhörer oder Zuschauer geben. „Schön für den, sage ich als Zuhörer, freu mich daran, wie gut dies oder jenes dem Erzähler tut, und bleibe ganz frei. Und stehe nicht vor einer mir von außen aufgezwungenen Entscheidung, es so zu machen. – Schön. Das wäre auch was für mich, sage ich mir, und dann wird es meine Entscheidung, meine eigene innere Entscheidung, und die hat Kraft und trägt und macht mich noch freier.“ – So Pater Tilmann Beller, der große Entdecker des Storytelling von Pater Kentenich.

Einmal habe ich in der Diözese, die ich früher hatte, einen interessanten und schönen Kommentar gehört: Da war die Rede von einer alten Dame, die ihr ganzes Leben in der Pfarrei gearbeitet hatte. Und jemand, der sie gut kannte, sagte: „Diese Frau hat nie schlecht geredet, hat nie mitgemacht beim Klatsch und Tratsch, und hatte immer ein Lächeln im Gesicht.“ So jemanden könnte man morgen heiligsprechen! – erzählt Papst Franziskus bei der letzten Generalaudienz.

In der Linie dieses Erzählens von Geschichten steht die neue Webseite des Projekts GOTTvertrauen.

GOTTvertrauen konkret

GOTT ist nicht irgendwo weit weg im Himmel, sondern er ist bei mir. Er geht den Weg meines Lebens mit mir. Und er handelt in meinem Leben, in meinem Alltag. Ich darf mit ihm rechnen. Und ich darf mich auf ihn verlassen.

Und das zeigen die Initiatoren – eine Gruppe von Schönstättern, die das Bündnis mit dem Vatergott, das Pater Kentenich 1966 im Schönstattheiligtum in Köln geschlossen hat, im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße tragen möchten – mit Geschichten vom GOTTvertrauen.

Wie dieser:

Neulich beim Losfahren zu einem Besuchstermin im Gefängnis in Hamburg schaue ich auf mein Auto und denke: Schon mutig, „GOTTvertrauen“ so auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen zur Schau zu stellen. Eigentlich hatte ich den – echt schönen – Aufkleber „GOTTvertrauen“ ja auch nur für ein Foto draufgeklebt. Und am Ende denken die Leute noch, wer ein solches Auto fährt, braucht Gottvertrauen.

Andererseits: Papst Franziskus will ja, dass wir auf die Straße gehen, also fahre ich mal GOTTvertrauen durch die Gegend …vorerst. Außerdem geht der Aufkleber echt schwer ab.

Kurz danach auf der Autobahn überhole ich einen LKW aus Österreich, eine Spedition wirbt auf der Längsseite mit: „Bei XXX in guten Händen – auf allen Wegen“. Und auf der Heckseite steht doch: An Gottes Segen ist alles gelegen.

Der Aufkleber bleibt drauf.

www.gott-vertrauen.net

Wem jetzt eine Geschichte vom GOTTvertrauen eingefallen ist, der kann sie weitererzählen. Oder schicken: info@gott-vertrauen.net

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