Veröffentlicht am 2014-03-31 In Themen - Meinungen

Andeutung von Nazareth 2014

CHILE. P. Joaquín Alliende, Schönstatt-Pater aus Chile, hatte zum 25. März, zum Fest der Verkündigung des Herrn im Jubiläumsjahr Schönstatts, einen Text verfasst, der in dichterischer Sprache das Geheimnis von Nazareth mit der Feier von 100 Jahren Liebesbündnis, 100 Jahren Heiligtum, verbindet. In der Originalsprache auf schoenstatt.org an diesem Tag veröffentlicht, steht er nun auch in einer deutschen Übersetzung zur Verfügung. Wer allerdings Spanisch kann, sollte im Original lesen…

 

1 Tür

Jetzt sind es 100 Jahre, seit der Bräutigam Christus in der Braut Kirche ewigere und neue Liebe suchte… Rheinabwärts entdeckte er ein Tal, in dem drei Bäche in einen sich ergießen.

Dort, genau am dreifaltigen Zusammenfluss eines einzigen Wassers, ein Bogen aus Stein: Jesus sah einen romanischen Raum, vergessen, verlassen. Zum Altar neigte sich der mütterliche Bogen, um den Pilger zu empfangen, den geachteten Schwachen, den freien Bettler, das gott-erbärmliche Kind …

Es war eine alte ausgeräumte Kapelle, nicht mehr als ein Abstellraum für Gartengeräte: Spaten, Harken, Gießkannen … Es wäre ein unvollständiges Nazareth ohne Erzengel. Ein Bethlehem ohne Ochs und Esel, Golgotha ohne Johannes und Magdalena, es war Sion, doch die Jungfrau Maria konnte nicht endgültig entrückt sein von der Erde ins Haus des Vaters (in den Horen von Himmelwärts beten wir: am Abend … ihr Entrücktsein aus Sehnen … in die ewige Stadt, auf Sion …)

Dort, zwischen Ruinen und längst erstorbenen Weingärten erspürte der Vater, Prophet, Sucher in der Mitte der Nacht ein mögliches neues Nazareth, wo die Fleischwerdung des Wortes heute noch einmal geschehen würde.

Diese Kapelle in Vergessenheit, könnte sie sich verwandeln, in jenem Oktober der Ernte 1914, schon blutig von jungen verwundeten Soldaten im neuen Pallottinergebäude, zum Lazarett umfunktioniert? Könnte es ein Heiligtum der in ihrem Glauben verwundeten werden? Könnte man hier, beim Alten Haus, bald die Knospen des Frühlings spüren wie jener Schneeglöckchen, der ersten, die das Eis durchbrechen?

Dann, nur dann, in dieser akuten menschlichen Überlassung, bricht der Dreifaltige Gott auf unerhörte Weise in Nazareth ein, ist es dort, „wo Gabriel den Antrag stellt und durch dein Fiat sich die Welt erhellt“ (HW S. 48).

Das Wort wird Fleisch,
Christus steigt auf aus dem Schoß Mariens,
Brautkammer des Neuen Bundes.

Es ist 2014; seit hundert Jahren deutet unser Gründer das Heiligtum plural, will heißen, in Beziehung zu allen größeren Geheimnisses unserer Erlösung.

Das Heiligtum ist, simultan, Nazareth … Bethlehem … Golgotha … Coenaculum…

Bei diesem Jubiläum hat ein besonderes Aroma der Hinweis des Vaters in Rom, im November 1965, kurz vor der Aufhebung der Anschuldigungen seitens der höchsten kirchlichen Instanzen: „Jede Darstellung Schönstatts und auch unsere Betrachtung nach innen muss von jetzt an und in Zukunft ausgesprochen biblisch und liturgisch sein. Das II. Vatikanische Konzil regt uns an, hauptsächlich zu entfalten, was implizit schon in uns war. Das ist die Verwurzelung unserer Welt sowohl in der Heiligen Schrift wie in der Liturgie.“

Heute, am Fest der Fleischwerdung des Wortes und der Verkündigung an Maria, tut es gut, unter bräutlichem Prisma, an der Hand unseres Vaters, das Geheimnis von Nazareth zu betrachten. So haben es übrigens manche Väter der Kirche, viele Heilige getan.

2     Poetisch

Voller Mond, Rad in Spannung

Hoher Thron, auf Messers Schneide.

Vorzeichen, Schritt für Schritt,

Quelle einer neuen Umarmung.

Jahrtausende, im Hass des Satans,

Mandelbaumblüte in deinem Psalmenlied.

Jede Perle, reines Licht,

Rubinrotes Blut im Ring.

Messerscharf schneidet der Bug

Feste Segel dein Lob.

Licht des Sandes, Winterblume,

Tochter, Sohn, schon ewig.

 

Bellavista, 24. März 2014

P. Joaquín Alliende L.

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