Veröffentlicht am 2013-08-10 In Schönstätter

In der Gemeinschaft der Glaubenden

DEUTSCHLAND, dbk.de/mda. Mit einer festlichen Matinee haben heute das Erzbistum Freiburg und die Deutsche Bischofskonferenz den 75. Geburtstag von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch in Freiburg gefeiert. Mehr als 400 Gäste aus Kirche, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und den Medien nahmen an der Geburtstagsfeier teil. Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Mitglied des Instituts der Schönstatt-Diözesanpriester, ist seit dem 18. Februar 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, würdigte die Arbeit von Erzbischof Zollitsch in der Bischofskonferenz. „Dialoginteressiert, geduldig und gegenüber den Mitbrüdern wertschätzend – so erleben wir Robert Zollitsch. Er liebt aber auch die Disziplin und steuert Diskussionen und Sitzungen von einem pünktlichen Beginn zu einem pünktlichen Ende“, sagte Bischof Trelle. Für Erzbischof Zollitsch gelte die Pfarrei „als normaler Ort kirchlichen Lebens“. Dompropst Weihbischof Dr. Bernd Uhl bezeichnete in seiner Begrüßung die Kirche im Kern als „eine göttliche Stiftung, belebt durch die Gaben des Heiligen Geistes“.

In seiner Festrede warb Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble für ein starkes Europa. „Erzbischof Zollitsch weiß aus seiner eigenen Biographie, was ein solches Europa und der Wert Europas für die Welt bedeutet“, so Schäuble. „Wenn die gemeinsamen Werte in Europa mit Füßen getreten werden, müssen wir diesen Missstand gemeinsam anprangern. Nur mit unseren Werten werden wir dauerhaft stark sein. Ohne Maß und Mitte zerstört sich jede Freiheit selbst.“ Schäuble warb nachdrücklich für ein geeintes Europa. „Allen voreiligen Nachrufen zum Trotz ist die Idee der europäischen Union nicht zu Ende. Europa hat eine friedensstiftende Einigung für die Welt.“

Die communio im Glauben muss zur missio um des Glaubens willen werden.

Bei der Festmesse im Freiburger Münster würdigte der frühere Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, Erzbischof Zollitsch und dessen Einsatz für eine dienende, hörende und pilgernde Kirche. Der bischöfliche Wahlspruch von Erzbischof Robert Zollitsch, „In der Gemeinschaft des Glaubens“ habe viele seiner Lebensstationen geprägt. „Die Kirche ist keine Organisation, kein Apparat, kein Interessenverband Sie ist mit einer ihrer ältesten Selbstbezeichnungen Gemeinschaft der Glaubenden, sie steht, zusammengerufen, um Gottes Wort zu hören und es zu bezeugen“, so Kardinal Kasper. Die erste Priorität der Kirche sei es und dafür habe sich Erzbischof Zollitsch besonders eingesetzt, „die befreiende und versöhnende Botschaft des Evangeliums lebendig weiterzugeben. Die communio im Glauben muss zur missio um des Glaubens willen werden. Es käme einer Abdankung gleich, würden wir meinen, wir könnten auch heute keine neuen Christen gewinnen“, sagte Kardinal Kasper. In Kirche und Welt sei eine neue diakonische Situation entstanden, „in der es nicht nur um materielle Armut geht, sondern um Beziehungs- und Orientierungsarmut, um Einsamkeit und Isolation, um seelische und geistliche Armut, um innere Leere bis zur inneren Verwahrlosung.“ Deshalb müsse die Kirche an die Peripherien menschlicher Existenz gehen, wie es Papst Franziskus gefordert habe. „Die Kirche muss eine Kirche sein, die hinhört und zuhört, die versucht, die Welt mit den Augen des anderen zu sehen, eine barmherzige Kirche. Auch jeder von uns, auch wir Bischöfe, sind auf einen barmherzigen Gott und auf barmherzige Menschen angewiesen“, so Kardinal Kasper.

An der Feier in Freiburg nahmen neben zahlreichen Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Nikolaus Schneider, der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Dr. h.c. Augoustinos von Deutschland, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, teil.

Die Türen stehen offen!

Der 75. Geburtstag von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch ist eine Gelegenheit, einige seiner oft mehr als deutlichen Worte an die Schönstatt-Bewegung in Erinnerung zu rufen und  heute neu zu hören:

Wir brauchen uns nirgends zu verstecken und können selbstbewusst und offensiv den Weg der Kirche in die Zukunft mitgestalten. Mir scheint es, dass wir zuweilen vergessen, dass Schönstatt als Erneuerungsbewegung angetreten ist. Pater Kentenich fordert uns mit seinem Grußwort zum Katholikentag 1968 in Essen wie in einem Vermächtnis auf, die Zukunft in den Blick zu nehmen, indem er uns aufforderte, „mit Maria hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit!“ zu gehen. Nicht erst seitdem ich Bischof bin, bekomme ich von vielen Verantwortlichen in den Pfarreien vor Ort immer wieder Wertschätzung entgegengebracht für das Engagement der Schönstätter. Sie seien zuverlässig, unkompliziert und treu. Man kann sich auf sie verlassen und sie sind oftmals die Stützen in den Gemeinden. Wovon ich seltener höre, ist die innovative Kraft, die von uns ausgeht, die Pater Kentenich als Grundanliegen hatte, wenn er von seiner Vision von Kirche gesprochen hat. Haben wir den Mut, dieses Anliegen unseres Gründers anzupacken! Ja, wir haben der Kirche heute eine moderne, geradezu herausfordernde Botschaft zu geben. Gerade das war das Anliegen unseres Vaters und Gründers: Nicht in der Vergangenheit zu schwelgen, alles bewahren zu wollen, sondern zu schauen, wie die Inhalte des Glaubens in die neue Zeit hineingetragen und in sie übersetzt werden können. Das hat ihn auch in die Auseinandersetzung mit der Kirche geführt, ohne von seiner Liebe zur Kirche zu lassen. Und darin erkannte er die Aufgabe Schönstatts, an der „Kirche am neuen Ufer“ mitzubauen und so die Vision des II. Vatikanischen Konzils von der Kirche Wirklichkeit werden zu lassen. Die Herausforderung und der Auftrag des 4. Meilensteins ist heute zur konkreten Chance geworden. Die Türen stehen weit offen für uns.

Predigt zum 40. Todestag von P. Kentenich, 15.09.2008

In vielen Ländern, gerade auch bei uns in Deutschland, ist unsere Bewegung nicht mehr im Aufbau begriffen, sondern etabliert und verankert. Mit allen damit verbundenen Vorteilen, die es uns ermöglichen, in die Breite zu wirken. Und doch ist damit – ein ganz natürlicher Vorgang – auch die Gefahr verbunden, sich einzurichten, unbeweglich zu werden, möglichst alles so zu belassen, wie es ist. Wie sehr steht dies jedoch im Gegensatz zu dem, was unser Vater und Gründer uns von Beginn an aufgetragen hat! Den prophetischen Geist, hinter den Zeitenstimmen den Willen Gottes zu erfragen, sich ohne Sicherung auf den praktischen Vorsehungsglauben einzulassen, gilt es gerade deshalb immer wieder neu zu wecken! Der Blick in die Zukunft ist das Entscheidende!

Botschaft zu Eröffnung der Konferenz 2014, 1.2.2009

Im Liebesbündnis gestalten wir unseren Alltag als Bündnispartner Gottes und der Gottesmutter und dürfen erfahren, wie wir durch ein Netzwerk von Bündnissen verbunden sind und daraus leben dürfen. Knüpfen wir diese Netzwerke weiter und laden wir andere ein, sich von der Gottesmutter, unserer Bündnisknüpferin, mit diesem Netzwerk verknüpfen zu lassen.

Botschaft zu Eröffnung der Konferenz 2014, 1.2.2009

Das Dynamische, die Bereitschaft, aufzubrechen, sind von uns gefordert, wenn wir nicht als eine Bewegung des 20. Jahrhunderts unter vielen in die Geschichte eingehen, sondern die Kraft der Erneuerung und die prophetische Vision unseres Gründers auch weiterhin in die Kirche einbringen wollen! Die Türen dazu sind uns geöffnet, wir sind eingeladen, voller Hoffnung den Weg in die Zukunft zu gehen und damit der Kirche einen wesentlichen Dienst zu erweisen. Die Zeit dazu ist reif; schauen wir, wie wir hundert Jahre nach unserer Gründung einen neuen Impuls für die Kirche setzen können und selbst innerlich neu werden, um uns den Herausforderungen unserer heutigen Zeit zu stellen.

Botschaft zu Eröffnung der Konferenz 2014, 1.2.2009

Durch diese Bindung an Maria ist Josef Kentenich zu der großen Vaterfigur geworden, die so Vieles und so Viele bewegt hat und immer noch bewegt. Heute, 100 Jahre nach seiner Priesterweihe wirkt er dadurch in uns und durch uns fort. Er sendet uns heute, um das Bild einer geistgeprägten, dynamischen und geschwisterlichen Kirche lebendig werden zu lassen. Das Bild einer Kirche, die dem Leben der Menschen dient, die für die Menschen da ist. Das Bild einer Kirche, die demütig ist und doch voller innerer Würde. Das Bild einer Kirche, die ergriffen ist vom Heiligen Geist und aus seiner Kraft handelt, die deshalb immer in Bewegung ist und lebendig bleibt. Wir sind dazu eingeladen und aufgefordert, diese Dynamik gerade heute in die Kirche zu tragen. Tun wir es für unseren Vater und mit ihm. Er hat uns alle so reich beschenkt. Er will noch viel mehr in die Kirche hineinwirken, die genau das so dringend braucht: die Erneuerung im Heiligen Geist.

Tagung 100 Jahre Priesterweihe von Pater Kentenich, 2010

Es war am Abend des 12. September 1964. Ich traf mich in Milwaukee mit dem Gründer zu einem langen Spaziergang, zum persönlichen Gespräch. Wir sprachen über markante Punkte in der Geschichte der Familie und waren bald am 31. Mai 1949 und der Frage nach der Theologie und Psychologie der Zweitursachen [angelangt]. Doch schnell spürte ich: Ich fragte nach dem Empfinden Pater Kentenichs zu sehr zurück, in die Geschichte. Was unseren Vater in diesem Moment mehr beschäftigte und was er mir mitgeben wollte, war etwas anderes. Für ihn war klar: Das Zweite Vatikanische Konzil ist die große Wende. Er war überzeugt, jetzt wird Schönstatt verstanden; jetzt kommt die große Herausforderung für uns. Er sprach davon, dass Papst Johannes XXIII. die Fenster und Türen der Kirche weit geöffnet hatte, damit die Kirche neu daran geht, die Welt zu durchdringen und die Fragen der Gegenwart zu erkennen. Er legte dar, was es bedeutet, dass die Kirche, dieser anscheinend unerschütterliche Fels, in Bewegung geraten ist; er sprach gar vom „wandernden Felsen“. Ein Fels, der sich in Bewegung setzt und wandert, bringt gewaltige Erschütterungen mit sich. Es ging Pater Kentenich darum, meinen Blick zu öffnen für den Kairos und ihn in die Zukunft zu lenken. Der Blick zurück gilt der Vergewisserung und dem Dank. Er muss zum Blick in die Zukunft führen, und das ist entscheidend.

Predigt zum 40. Todestag von P. Josef Kentenich, 15.9.2008


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert