Veröffentlicht am 2012-10-15 In Jubiläum 2014

Botschaft zur Eröffnung des Jahres der missionarischen Strömung

P. Heinrich Walter. Liebe Schönstattfamilie!

Aus der unmittelbaren Nähe des Petrusgrabes und mit einem Blick auf den Petersplatz, darf ich Sie überall in der Welt grüßen. Der Heilige Vater hatte mich zur Bischofsynode über die Neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens eingeladen. Deshalb kann ich heute nicht im Urheiligtum sein. Es ist ein Zeichen der Vorsehung, dass wir so unsere Heiligtümer heute mit dem großen Dom der Christenheit hier in Rom verbinden. Unsere Mission ist die Mission der Kirche. Ihr wollen wir mit unserem Charisma dienen, damit die Kirche durch das Wirken des Hl. Geistes eine neue Vitalität geschenkt bekommt. Das ist das bisher größte Anliegen der Synodalen. Einige sprechen von einem neuen Pfingsten. Das soll auch unsere Sorge sein.

Unser Pilgerweg zum Jubiläum und zum Urheiligtum führt hinein in die Urquelle Schönstatts. Wir wollen aus den tiefsten Quellen trinken und so unser Charisma erneuern für die Zeit, in der wir leben. Die Dankbarkeit über die Führung Gottes durch die 100 Jahre unserer heiligen Geschichte weckt neu in uns den Geist des Anfangs. Wir trinken diesen Geist aus der Gründungsurkunde, aus dem Glaubensgeist P. Kentenichs und aus der Kraft des Lebenszeugnisses der Gründergeneration. Im vergangen Jahr haben wir die Erfahrung mit dem Heiligtum vertieft. Wir haben alle Lebensformen des Heiligtums in unserer Familie neu kultiviert, von der Beziehung zum Urheiligtum bis zum Leben aus dem Herzensheiligtum. Diese Vertiefung führt uns jetzt zur Sendung: Dein Bündnis, unsere Mission.

Dieses Jahr der Sendung beginnt in einem kirchlichen Kontext. Die Vorsehung hat es so geführt, dass wir mit der Weltkirche auf das schauen, was das Wesen der Kirche ist. Die Kirche hat die Mission, die Welt zu evangelisieren. Dazu hat der Herr nach seiner Auferstehung die Jünger beauftragt. Der Hl. Vater hat das Jahr des Glaubens eröffnet und uns das Konzil in Erinnerung gerufen. Er sprach vom Geist des Konzils und von dem Pilgerweg durch die Wüsten unserer Zeit. Für diesen Pilgerweg  braucht man keine Vorratstasche, kein Brot, kein zweites Hemd, sondern das Evangelium und den Glauben der Kirche. Nach 50 Jahren sieht er die Notwendigkeit, zu einer neuen Evangelisierung aufzurufen,  damit der Geist des Konzils nicht erlahmt.

Wir sind mit unserem Jahr der missionarischen Strömung mitten im Strom der Weltkirche. Das ist eine große Freude und gleichzeitig eine Herausforderung. Die Vorträge P. Kentenichs über den Weg der Kirche nach dem Konzil, die er vor knapp 50 Jahren in Rom gehalten hat, bekommen heute erst ihre volle Bedeutung. Das macht uns Mut, das Jahr der missionarischen Strömung als einen konkreten Beitrag zur Erneuerung der Kirche zu verstehen. Alles, was wir in diesem Sinne tun, ist motiviert durch die Liebe zur Kirche. Wir wollen helfen, dass die Kirche überall mehr die Seele der modernen Kultur und Zivilisation wird.

Warum legen wir den Akzent auf die missionarische Strömung? Ich sehe zwei Akzente. Alles, was wir als Schönstätter tun soll einen missionarischen Charakter bekommen. Ob wir eine Gruppe leiten oder eine soziales Projekt betreuen, ob wir Anbetung halten oder Kranke besuchen, ob wir den Weltjugendtag vorbereiten oder Kinder betreuen, wir tun alles aus dem Bewusstsein, dass das unsere Mission ist. Wir tun es mit ganzen Herzen aus einer Sendungsergriffenheit. Die andere Perspektive ist, dass wir in der Vorbereitung auf das Jubiläum viele missionarische Initiativen in allen Teilen der Welt wahrgenommen haben. Wir haben beobachtet, dass in diesen Initiativen eine starke Vitalität lebt. Wir konnten dankbar feststellen, dass vor allem die Jugendgemeinschaften von dem missionarischen Geist erfasst sind. Diese Initiativen sollen voneinander wissen. Sie können sich untereinander verbinden, damit aus kleinen Wassern ein großer Strom wird. Der missionarische Strom wird neue Lebenskraft bringen für alle Formen des Lebens, die es in unserer Familie gibt. Einige dieser Initiativen möchte ich beim Namen nennen.

Die größte Kraft hat die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, das darf ich auch in den Gesprächen am Rande der Bischofssynode feststellen. Die „Madrugadores“ (Frühaufsteher) in Lateinamerika und der „Männerrosenkranz“ in Brasilien versammeln jede Woche Tausende Männer in den Heiligtümern und Pfarrkirchen zum gemeinsamen Gebet. Die  Jugend- und Familienmissionen in Lateinamerika haben inzwischen auch in Europa Fuß gefasst. In vielen Ländern haben Gliederungen und Gemeinschaften soziale und pädagogische Projekte begonnen.

Außerdem gibt es die vielen kleinen Missionare, die niemand beim Namen nennt, die aber vor Gott alle ein Gesicht haben. Es sind die, die aus Liebe treu ihre Pflicht tun. Es sind die, die verborgen ihr Gnadenkapital in den Krug legen. Es sind die, die bewusst nicht genannt werden wollen, weil sie alles im Stillen tun mit der tiefen Freude, alles für die Gottesmutter und für Christus zu tun.

Der Christ der Zukunft wird ein missionarischer Christ sein, wenn er im Gegenwind der Gesellschaft seinen Glauben bewahren will. Dazu zwingt uns unsere Umwelt. Sie fordert uns zum Zeugnis und zum Bekenntnis heraus. Die missionarische Arbeit kostet am Anfang viel Überwindung. Es ist wie ein Sprung ins kalte Wasser. Dann aber wird ihr Herz verwandelt. Die Unsicherheit löst sich und es entsteht eine Freiheit im Herzen. In aller Demut wachsen das Selbstbewusstsein, das Gottvertrauen und die Gewissheit, dass Christus und die Gottesmutter durch mich zu den Menschen gehen wollen.

Wir schauen auf die Wurzel unseres missionarischen Geistes. Das ist unser Bündnis. Es ist der Blick der Gottesmutter. In ihren Augen sind wir erkannt und geliebt. Darauf geben wir die Antwort der Hingabe. Es ist ein Bund der Liebe. Die Quelle jeder Mission ist die Liebe, die das Herz und den ganzen Menschen ergreift. Das ist die Berufung, die wir im Gespräch mit Maria im Heiligtum erhalten. Sie ist der große Missionar, sie sucht Verbündete für ihre Sendung.

Am Abend der Eröffnung des Glaubensjahres füllte sich der Petersplatz mit Fackeln. Die Katholische Aktion hatte zum Fackelmarsch aufgerufen. Ich erinnerte mich an den Fackelmarsch der Mannesjugend nach Rom vor wenigen Jahren. Inzwischen hat sich die SMJ weltweit zu einer missionarischen Generation zusammen geschlossen. Sie haben das Feuer als ihr Symbol ausgewählt. Heute wollen wir alle eintreten in diesen missionarischen Strom. Jeder darf seine brennende Fackel des Herzens dazu tun, damit das Feuer groß wird, damit es weithin sichtbar ist und viele Menschenherzen entzünden kann.

Hiermit erkläre ich das Jahr der missionarischen Strömung für eröffnet.

P. Heinrich Walter, Vorsitzender des Generalpräsidiums

Botschaft als pdf zum Download

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert