Veröffentlicht am 2011-11-16 In Jubiläum 2014

Am 19. November: Der Pilgerweg führt über Pakistan

Agathe Hug. Die Nachrichtenagentur „Fides“ schreibt am 16.09.2011: „Pakistan: Bischöfe fordern Abschaffung des Blasphemiegesetzes. Die Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“ der pakistanischen Bischofskonferenz fordert von der Regierung die Abschaffung des Blasphemiegesetzes. Es verstoße gegen die Rechte der Minderheiten und provoziere häufig Amtsmissbrauch von Polizisten und Politikern. Die Bischöfe laden den UNO-Beobachter für religiöse Toleranz dazu ein, sich vor Ort ein Bild über die Gewalt gegenüber religiösen Minderheiten zu machen. Von der Regierung fordert die Kommission einen gesetzlichen Rahmen, der den Respekt und die Rechte von Minderheiten garantieren sollte.“

Ein schwieriges Leben für religiöse Minderheiten

Schon Anfang März 2011 wurde der Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, bei einem Anschlag erschossen. Er war der erste Katholik, der das Amt des Ministers für Minderheiten in Pakistan bekleidete, und einziger Christ im Kabinett Asif Ali Zardari. Bhatti votierte für eine Reform des seit 1986 bestehenden Blasphemie-Gesetzes. Er engagierte sich für die zum Tode verurteilte Asia Bibi und wurde deshalb von einer Taliban-Gruppe namens „Tehrik Taliban Fidayan Mohammad Punjab“ ermordet.

Kurze Zeit zuvor, im Januar, war der Gouverneur der wichtigsten pakistanischen Provinz Punjab, Salman Taseer, ermordet worden. Taseer hatte sich für eine wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilte Christin eingesetzt. Ihn hatte sein eigener Leibwächter erschossen. In Pakistan tobt der Streit um das Blasphemie-Gesetz, das bei Beleidigung des Islams die Todesstrafe vorsieht. Und wehe, man steht hier „auf der falschen Seite“. Es ist lebensgefährlich.

Und Radio Vatikan berichtet mit Berufung auf die italienische Ausgabe der Nachrichtenagentur „ansa“ am 26.10.2011: „Pakistan – Mindestens 700 christliche Mädchen werden in Pakistan jährlich zum Übertritt zum Islam gezwungen. Dies geht aus einem Bericht der Asiatischen Menschenrechtskommission hervor. Die Christinnen werden von muslimischen Männern entführt oder missbraucht. Auf Druck oder aufgrund einer ungewollten Schwangerschaft seien die Frauen daraufhin gezwungen, zum Islam zu konvertieren und den Mann zu heiraten. Der Bericht beschreibt das Phänomen als eine Art „ethnisch-religiöser Reinigung“, die zwischen der Gleichgültigkeit der Ordnungskräfte und der lokalen Gerichte stattfindet.“

Und am 29.10.2011 ist bei Radio Vatikan mit Berufung auf die Nachrichtenagentur fides zu lesen: „Die Regierungspartei „People´s Party“ fordert eine gerechte Justiz für religiöse Minderheiten. Das schreibt die Partei in einem offenen Brief, wie der Fidesdienst an diesem Samstag berichtet. Religiöse Minderheiten lebten gefährlich, so der Brief. Dabei werden auch jene Richter genannt, die sich mutig für religiöse Minderheiten eingesetzt haben. Das Schreiben befasst sich insbesondere mit dem Fall des zum Tode verurteilten Mörders des Gouverneurs Taseer, Mumtaz Qadri, und ist an Khawaja Muhammad Sharif, Anwalt von Qadri im Berufungsprozess und ehemaliger Richter des Obersten Gerichts in Lahore gerichtet. Der Brief wurde zur Kenntnisnahme auch an die höchsten Autoritäten des Landes geschickt, darunter der Präsident des Obersten Gerichts in Pakistan, die Präsidenten der Abgeordnetenkammer und des Senats, die Gouverneure aller Provinzen, die Menschenrechtskommission und andere Bürgervertretungen. „(Fides)

Die Liste der Meldungen ließe sich noch deutlich verlängern. Immer geht es um religiöse Minderheiten. Religion spielt eine große Rolle in dieser islamischen Republik.

Eine Million Christen

Der Staat Pakistan entstand 1947 aus den mehrheitlich muslimischen Teilen Britisch-Indiens, während die Gebiete mit hinduistischer oder sonstiger Bevölkerungsmehrheit sowie der größte Teil des überwiegend muslimischen Kaschmir im heutigen Indien aufgingen. 1956 rief sich Pakistan zur ersten Islamischen Republik der Erde aus. Der ehemalige Landesteil Ostpakistan ist seit 1971 als Bangladesch unabhängig.

Pakistan ist der neuntgrößte Staat Asiens, eingekeilt zwischen Afghanistan und Indien. Außerdem hat es noch eine relativ kurze gemeinsame Grenze mit China und mit dem Iran.

Im äußersten Norden Pakistans treffen mit dem Hindukusch, dem Karakorum und dem Himalaya die drei höchsten Gebirgszüge der Erde zusammen und schirmen das Land von Zentralasien ab.

Staatsreligion in Pakistan ist der Islam, den es aber in unterschiedlichen Formen gibt. Die meisten Pakistani gehören einer orthodoxen Richtung ein. Und zwischen all den Muslimen leben circa 1.000.000 Katholiken in 6 Bistümern und einem Apostolischen Vikariat. Die römisch-katholische Kirche in Pakistan wurde im 16. Jahrhundert begründet.

Seit dem Tod von Benazir Bhutto wird das Christentum zunehmend unterdrückt; es erfolgen immer wieder Massaker an der christlichen Bevölkerung. Grund für die Übergriffe von Islamisten ist das geltende Blasphemie-Gesetz – siehe oben – sowie die hudud-Verordnungen (Hadd-Strafe). Häuser von Christen und auch Kirchen werden zerstört.

Joseph Cordeiro, Erzbischof von Karatschi, wurde 1973 durch Papst Paul VI. zum ersten Kardinal Pakistans ernannt. Papst Johannes Paul II. besuchte Pakistan am 16. Februar 1981; 2004 empfing er Präsident Pervez Musharraf in einer Privataudienz. In Yuhannabad, einem Stadtteil von Lahore, wurde das St. Francis Xavier Seminar eingerichtet, ein Institut für philosophische Studien. Es ist der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom angegliedert. 1990 wurde durch die Bischofskonferenz von Pakistan (Catholic Bishop’s Conference of Pakistan, PCBC) das Seminar in Punjab gegründet. Die katholische Kirche unterhält die St. Patrick’s High School in Karatschi. Apostolischer Nuntius in Pakistan ist seit 2011 Edgar Peña Parra.

Armut, Katastrophen – und Lebenswille

Dies sind nüchterne Zahlen in einem Land, dessen Bevölkerungszahl auf 200 Mio. geschätzt wird. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt mindestens 188 Einwohner je Quadratkilometer – etwas mehr als in der Schweiz, aber weniger als in Deutschland. Die Bevölkerung ist jedoch äußerst ungleichmäßig über das Land verteilt. Während gut drei Viertel der Bevölkerung in den fruchtbaren Flussebenen des Punjab und des Sindh leben, sind die Hochgebirgsgegenden im Norden und Westen sowie die Trockengebiete nur sehr spärlich besiedelt. Die Wüste Thar und die Wüste Belutschistans sind größtenteils sogar menschenleer. In Belutschistan leben auf 40 Prozent der Fläche Pakistans weniger als fünf Prozent seiner Menschen, dagegen macht der Punjab nicht einmal ein Viertel der Fläche aus, beherbergt aber mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Der Verstädterungsgrad ist gering – 2004 wohnten nur 34 Prozent aller Pakistaner in Städten.

Schlagzeilen machte Pakistan 2010 und 2011 wegen der dramatischen Überschwemmungskatastrophen, die nach Meinung vieler Experten hausgemacht sind. In den Flussniederungen sind sämtliche Wälder abgeholzt, Wüstenklima und Wüsten dehnen sich aus. Insgesamt sind nur noch 4% Pakistans bewaldet. Das Klima hat sich grundlegend verändert.

Die Pilgernde Gottesmutter in einem Lastwagen?

Die spannende Frage ist nun wie immer: Und Schönstatt in Pakistan? Und die Antwort ist überraschend: Ja, Schönstatt gibt es in Pakistan. Die Dreimal Wunderbare Mutter von Schönstatt ist in Pakistan als Pilgernde Gottesmutter unterwegs bei den Menschen und sie hat dort auch mindestens ein Hausheiligtum … Manche in Deutschland erinnern sich an einen Filmbeitrag in den Nachrichten vor einigen Jahren. Menschen auf der Flucht in Lastwagen. Und hinter der Windschutzscheibe sieht man in den Armen eines Mannes – die Pilgernde Gottesmutter. Kein Phantasiebild. Die Spur führt nach Deutschland und zu Irmgard Herbrand aus dem Schönstatt-Mütterbund. Sie berichtet, wie die Pilgernde Gottesmutter nach Pakistan kam … und dass sie immer noch dort ist.

Die MTA in Pakistan

„Vierzig Jahre lang, bis zu ihrem Tod im Dezember 2004, war meine leibliche Schwester als Ordensfrau in Pakistan tätig; 25 Jahre davon lebte Schwester Maria Beatrix unter der ethnischen Minderheit der Parkaris im wüstenhaften Distrikt Sindh im Südosten des Landes.

1998 kam sie zu einem Heimaturlaub nach Deutschland, und der Himmel fügte es, dass just in dieser Zeit Schwester Marié im Schönstattzentrum Essen-Kray über die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter sprach. So konnten wir gemeinsam an diesem Informationsnachmittag teilnehmen. Meine Schwester war sofort begeistert von dem dargestellten Vorhaben, aber ihre Freude wurde noch größer, als sie zum Abschluss der Veranstaltung ein Bild der Pilgernden Gottesmutter von Schwester Marié geschenkt bekam.

Von Essen nach Badin

Als der Urlaub zu Ende war und Schwester Maria Beatrix sich von der Heimat verabschiedet hatte, flog das Bild der Pilgernde Gottesmutter als Begleiter mit ins ferne Pakistan, nach Badin, mitten ins Gebiet des Parkarivolkes. Hier eroberte das Bild der Gottesmutter mit ihrem Kind sofort die Herzen der einfachen Wüstenbewohner.

Auf Bitten meiner Schwester schickte ich am 29. April 1999 fünf weitere Bilder der Pilgernden Gottesmutter nach Pakistan. In gleicher Weise wie in so vielen andere Ländern wanderten diese nun durch die Wüstendörfer, je 1 für 15 Familien. Manchmal gab es bei der Weitergabe Schwierigkeiten, weil jede Familie die Gottesmutter möglichst lange bei sich behalten wollte.

Alle Pakaris sind überzeugt, dass die Gottesmutter ihr Leben gerettet hat

Mitte Mai 1999 brach über den Südosten Pakistans ein furchtbares Unwetter herein. Ein gewaltiger Zyklon mit Sturm und kaum vorstellbaren Regenfluten tobte tagelang über dem Distrikt Sindh. Auch das Siedlungsgebiet der Parkaris war davon hart betroffen. Tausende der armseligen, lehmverschmierten Reisighütten brachen zusammen und begruben Menschen, Tiere und Hausrat unter sich. Aber durch Gottes wunderbare Fügung kam kein Angehöriger des Parkaristammes zu Tode, während doch so viele Menschen an anderen Orten ringsum ihr Leben verloren.

Auch die 6 Bilder der Pilgernden Gottesmutter überstanden das Inferno, teils auf wundersame Weise. So berichtete mir Schwester Maria Beatrix telefonisch: In einem Dorf bei Badin konnte eine Familie noch gerade rechtzeitig aus ihrer Hütte fliehen, bevor sie zusammenbrach. Später stand in einer Nische das Bild der Pilgernden Gottesmutter unversehrt. In der Stadt Badin hatte ein Mann mit seiner Familie während des Unwetter im Haus gesessen und gebetet und dabei die Pilgermutter fest an sich gedrückt. Sein altes Haus blieb fast unversehrt, die Häuser ringsum waren teils abgedeckt oder zerstört. Am Ende ihres Berichtes versicherte mir meine Schwester: Alle Parkaris sind überzeugt, dass die Gottesmutter sie beschützt und ihr Leben gerettet hat.

Königin der Provinz Pakistan

Am 7. Oktober 2004, dem Tag des Rosenkranzfestes, gab es im „St. Joseph’s Formation-House“, dem Ausbildungszentrum für Postulantinnen und Novizinnen der „Töchter vom hl. Kreuz“ in Lahore im Punjab einen besonderen Festakt zur Verehrung der Gottesmutter:

Der Konvent des Zentrums mit Schwester Maria Beatrix – sie war inzwischen Provinzialoberin geworden – krönten das Bild der MTA und erwählten sie zur Königin des „Formation-House“ und zur Königin der Provinz Pakistan.

Leider starb meine Schwester kurz nach diesem Ereignis bei einer Herzoperation in Deutschland. Danach wurden die Verbindungen zu den pakistanischen Ordensschwestern schwächer und seltener. Von der neuen Provinzialoberin erfuhren wir später bei einem Treffen im Mutterhaus des Ordens in Lüttich, dass die Marienheiligtümer noch eifrig von Dorf zu Dorf und von Familie zu Familie getragen würden. Auch die Krönungsfeier gehöre immer noch am Rosenkranzfest zum Programm des Tages.

So durfte Schwester Maria Beatrix Werkzeug in der Hand der Gottesmutter sein, damit die Dreimal Wunderbare Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt in Pakistan Einzug halten konnte. Dass die MTA weiterhin ihre schützende Hand über das Not leidende Parkarivolk halten möge – dafür bete ich.

Irmgard Herbrand
Mütterbund, 12. Kurs

Wir werden in der Heiligen Messe im Bündnis mit Pakistan in all ihren Anliegen beten. Das Liebesbündnis verbindet uns.

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