Veröffentlicht am 2011-10-07 In Jubiläum 2014

Auch in Nordkorea ist die Dreimal Wunderbare Mutter – Messe am 15. Oktober

Agathe Hug. Was macht einen Martyrer zum Martyrer? Diese Frage kann sich aufdrängen, wenn man an Nordkorea denkt. Und die nächste Frage ist dann: Gibt es unter den aktuell zum Martyrium berufenen Menschen in Nordkorea auch Schönstätter? Keiner weiß es.

 

 

 

 

Was sicher ist, ist nur, dass irgendwann einmal ein paar MTA-Bilder auf den Weg geschickt wurden nach Nordkorea. Man kann davon ausgehen oder auch nur hoffen, dass sie auch angekommen sind. Ob die Menschen dort wissen, woher die Bilder kommen, ob sie etwas von Schönstatt wissen – keiner weiß es. Und wenn es sie gibt, die Menschen, die etwas von Schönstatt wissen, werden sie sich auch nicht auf diesen Artikel hin melden können. Doch wo unsere Dreimal Wunderbare Mutter ist, da ist Schönstatt. Also ist Schönstatt auch in Nordkorea. Und so beten wir ab dem 15. Oktober eine Woche lang ganz besonders im Bündnis mit und für Nordkorea.

Salopp gesagt: Wer sich nach dem Martyrium sehnt – in Nordkorea bekommt er es relativ sicher. Er/sie muss sich nur einmal outen und „hier“ rufen. Es funktioniert garantiert. Nordkorea gilt als das weltweit restriktivste politische System der Gegenwart. Es ist nach dem Zusammenbruch des Ostblocks eines der wenigen verbliebenen stalinistisch regierten Länder. Und in der letzten Zeit wird von einer Verschärfung der Situation berichtet.

Was bleibt…

Bei der Nachrichtenagentur „fides“ ist am 27.09.2011 zu lesen:

„Nordkorea: Was bleibt, ist die Hoffnung auf Frieden
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass sich die Religion auch jenseits des Bambusvorhangs neu entfalten kann. So lautet das Resümee des südkoreanischen Erzbischofs Kim Hee-joong nach seiner viertägigen Reise mit sechs anderen religiösen Vertretern in die Volksrepublik Nordkorea. Die Gelegenheit, über Religion und Gott zu sprechen, sei in einem Land, das weltweit bei der Religionsfreiheit auf den letzten Plätzen zu finden sei, entsprechend selten, so der Erzbischof gegenüber der Nachrichtenagentur Fides. Außerdem kündigte er an, dass es in Zukunft in regelmäßigen Abständen solche Treffen geben werde, um die jeweilige Sicht des Anderen besser verstehen zu können. Darüber hinaus weckten die Treffen religiöser Vertreter die Hoffnung auf Frieden, so der Erzbischof. Sie würden ihren kleinen Teil dazu beitragen, die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea zu verbessern.“

Der Artikel bezieht sich darauf, dass kurz zuvor sieben südkoreanische religiöse Führungspersönlichkeiten der „Koreanischen Religions- und Friedenskonferenz“ Nordkorea besucht hatten. Unter ihnen waren christliche, buddhistische und konfuzianistische Vertreter sowie Schamane und Vertreter anderer lokaler Religionen. Ziel der Reise war es gewesen, Nordkorea ein Zeichen des Friedens zu überbringen und zur Versöhnung der beiden Landesteile beizutragen.

Vielleicht 10.000 katholische Märtyrer …

Im Mai 2007 wurde der Seligsprechungsprozess für „Die Märtyrer von Tokwon“ eröffnet. Tokwon liegt im heutigen Nordkorea. „Abtbischof Bonifaz Sauer, P. Benedikt Kim und Gefährten“, so heißt die Gruppe von 36 Personen, Patres, Ordensbrüder und Ordensschwestern, alles Benediktiner und Benediktinerinnen. 25 davon stammen aus Deutschland. Die einen kamen nach der Inhaftierung ab 1949 durch koreanische Kommunisten durch Folter bei Verhören im Gefängnis ums Leben, so zum Beispiel der Bischof. Andere starben in den Internierungslagern, in die sie kamen, durch Hinrichtung oder durch Verhungern. Nachzulesen auf der Website der Missionsbenediktiner von St. Ottilien www.missionsbenediktiner.de/seligsprechung/ Diejenigen, die überlebten, wurden im November 1953 aus dem Internierungslager heraus in einen Zug gesetzt, der sie über China, Sibirien, Moskau in die europäische Heimat zurück brachte. (vgl. Renner, Frumentius, P. OSB in: „Zeugen für Christus“. Bd. II.. Hg.: Moll, Helmut. Paderborn, 1999.)

Man schätzt, dass es in Gesamtkorea mindestens 10.000 katholische Martyrer gibt – gerechnet vom Anfang der Christianisierung im 17. Jahrhundert bis in die heutige Zeit, wobei man seit Mitte des 20. Jahrhunderts zwischen Nord- und Südkorea unterscheiden muss.

Im 17. Jahrhundert kam der katholische Glaube über Diplomaten und über Kontakte zu Jesuiten in China nach Korea. Zunächst verbreitete er sich über Laien, nicht über Priester. Der erste römisch-katholische Missionar kam 1785 in Korea an. 1863 gab es ungefähr 23.000 Christen.

Den ersten Bischof erhielt Korea erst 1794. Doch auch er musste gleich in den Untergrund, denn die Christenverfolgung gehörte von Anfang an zur Christianisierung dazu.

Ab 1881 wurde es aufgrund politischer Veränderungen etwas einfacher, aber auch nicht leicht.

Und irgendwo gibt es Christen

Immerhin gab es in Gesamtkorea 1945 ungefähr 13% Christen. Pjöngjang galt als das „Jerusalem des Ostens“. Während sich in Südkorea heute 25% der Bevölkerung einer christlichen Konfession zugehörig bekennen, weiß man dies für Nordkorea nicht. Was von der Regierung im Blick auf Religionszugehörigkeit veröffentlicht wird, dürfte nicht der Realität entsprechen. Dabei ist es allerdings egal, ob sich jemand zum Buddhismus bekennt oder zum Christentum – verfolgt wird er allemal. Man nimmt zwar an, dass es eine große (katholische) Untergrundkirche gibt, weil sich relativ viele nordkoreanische Flüchtlinge zum Christentum bekennen, aber da jede Form der Bezeugung des christlichen Glaubens, sogar der bloße Besitz einer Bibel, als Grund für Verhaftung und Deportation in eines der berüchtigten nordkoreanischen Umerziehungslager gelten kann, in denen die Häftlinge einer außergewöhnlich grausamen Behandlung unterworfen werden, die häufig zum Tode führt, wissen die Christen meistens nichts voneinander. Nach Schätzungen werden bis zu 70.000 Christen in über 30 Arbeits- und Straflagern gefangen gehalten, weil sie als Staatsfeinde gelten. Ehemalige Lagerinsassen berichten, dass christliche Häftlinge hier noch schlechter gestellt sind, als ihre nicht-gläubigen Leidensgenossen. Als Schönstätter haben wir ein besonderes Verständnis für Menschen in Internierungslagern. Wir erinnern uns an den Aufenthalt unseres Gründers im Konzentrationslager Dachau.

In Pjöngjang gibt es vier Kirchengebäude. Die sogenannte Changchung-„Kathedrale“ wird als römisch-katholisch bezeichnet – hat aber keinen Priester, schon gar keinen katholischen. Zwei Kirchen sind protestantisch und eine Kirche ist russisch-orthodox. Man sagt, dass es diese Gebäude nur gibt, weil man damit Religionsfreiheit dokumentieren möchte. Die Besucher in diesen Kirchen sind aber vermutlich handverlesene staatstreue Kommunisten. Als Ausländer kann man in diesen Kirchen auch die Gottesdienste besuchen. Die „Gottesdienstvorsteher“ wirken nach Augenzeugenberichten eher nicht gerade theologisch ausgebildet.

Das Christentum in Nordkorea wird offiziell durch die Koreanische Christliche Vereinigung repräsentiert, eine vom Staat kontrollierte Institution, die für Kontakte mit ausländischen Kirchen und Regierungen verantwortlich ist.

Man geht davon aus, dass sich mindestens 200.000 Christen im Untergrund versammeln.

Soweit es in Nordkorea noch echten Katholizismus gibt, dürfte er benediktinisch geprägt sein. Die Benediktinerkongregation von St. Ottilien gründete eine Abtei in Tokwon, in Nordkorea 1909 kamen sie nach Korea. Durch die Veränderungen im Zuge des Ersten und des Zweiten Weltkrieges und durch die Grenzbildung zwischen Nord- und Südkorea gerieten Benediktinerpatres, -brüder und -schwestern unter kommunistische Herrschaft. Und hier schließt sich wieder der Kreis zum Martyrium.

Verbunden mit Nord-Korea – ausgerechnet in der Woche des 18. Oktober

Da es keinen Zufall sondern nur Vorsehung gibt, betrachte ich es als Vorsehung, dass genau in der Woche, in der der 18. Oktober gefeiert wird, für dieses Land gebetet wird, in dem Bekenntnis gefragt ist, Leben aus einer inneren Überzeugung und diese festhalten bis zum Tod. Ich ziehe für mich nebst dem intensiven Gebet (die Gebete aus „Himmelwärts“ – aus dem Konzentrationslager – eignen sich prima dafür) für die Mitchristen/Mitschönstätter in Nordkorea daraus drei Konsequenzen: Erstens den Aufruf, meinen Glauben überzeugter zu leben, zweitens meinen Glauben überzeugter zu bekennen und drittens die anscheinend so vernünftige Möglichkeit zu schweigen (man ist ja ein guter Demokrat und achtet die Bekenntnisfreiheit des anderen und seine abweichende Meinung …), nicht als willkommene Ausrede betrachte, um mit gutem Gewissen feige sein zu können. Ich bin es den verfolgten Christen schuldig …

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